St. Aegidien in Braunschweig: Zeitgenössische Kunst im mittelalterlichen Liebfrauenmünster
Wer die St.-Aegidien-Kirche betritt, begegnet der 1,80 m hohen Skulptur "Geste", die die Leipziger Künstlerin Elisabeth Howey aus Kunstharz, Beton und Metall gestaltet hat. Die Künstlerin hat sich nach ihren eigenen Worten mit dem Verhältnis von Himmel, Erde und Mensch auseinandergesetzt und möchte auch, dass die Betrachter diese Figur in Bewegung setzen, die sich stets aus eigener Kraft wie ein Stehaufmännchen aufrichtet. Diese Darstellung der dem Himmel entgegengestreckten "Geste" führt zu recht unterschiedlichen Betrachtungen und Deutungen.
Der Ausstellungsbesuch ist ein Anlass, sich im Liebfrauenmünster St. Aegidien nach religiöser Kunst in historischem Kirchenraum umzusehen. Berücksichtigt werden muss dabei die wechselvolle Kirchengeschichte, denn die Klosterkirche der Benediktinerabtei St. Aegidien wurde anstelle einer 1115 begonnenen und 1278 abgebrannten romanischen Kirche errichtet.
Ab 1278 erfolgte der Bau des Chores im Stil französischer Kathedralgotik und des Querschiffes mit prächtigem Eingangsportal. Der Weiterbau als dreischiffige Hallenkirche erfolgte im 14./15. Jahrhundert. Der Westbau, der zwei Türme vorsah, wurde nie vollendet, die Ansätze wurden 1817 abgerissen.
Durch die Einführung der Reformation wurde das Kloster ab 1528 und 1542 evangelische Kirche und ab 1718 Garnisonkirche. Nach der Profanierung 1811 diente das Gebäude als Militärmagazin, Konzert- und Ausstellungshalle sowie als Museum. Seit 1945 ist das Liebfrauenmünster die Pfarrkirche der katholischen Propsteigemeinde St. Aegidien.