G e d i c h t
"Wintermärchen" - Otto Ernst (1862 - 1926), eigentlich Otto Ernst Schmidt, deutscher Erzähler ...
Auf dem Baum vor meinem Fenster
saß im rauen Winterhauch
eine Drossel und ich fragte:
"Warum wanderst du nicht auch?
Warum bleibst du, wenn die Stürme
brausen über Flur und Feld,
da dir winkt im fernen Süden
eine sonnenschöne Welt?"
Antwort gab sie leisen Tones:
"Weil ich nicht wie andre bin,
die mit Zeiten und Geschicken
wechseln ihren leichten Sinn.
Die da wandern nach der Sonne
ruhelos von Land zu Land,
haben nie das stille Leuchten
in der eignen Brust gekannt.
Mir erglüht's mit ew'gem Strahle
- ob auch Nacht auf Erden zieht -,
sing' ich unter Flockenschauern
einsam ein erträumtes Lied.
Wundersamer Trost der Schmerzen!
Doch nur jene kennen ihn,
die in Nacht und Sturm beharren
und vor keinem Winter fliehn.
Dir auch leuchtet hell das Auge;
Deine Wange zwar ist bleich;
Doch es schaut der Blick nach innen
In das ew'ge Sonnenreich.
Lass uns hier gemeinsam wohnen,
und ein Lied von Zeit zu Zeit
singen wir von dürrem Aste
jenem Glanz der Ewigkeit."
- Silke Dokter
am 17.01.2024
um 17:56
Kommentar wurde am 17. Januar 2024 um 17:58 editiertOh lieber Eugen, da bin ich endlich gelandet, habe mich durch die Kommentarflut gekämpft.
Die Bilder sind wie immer wunderbar und es friert mich, wenn ich sie betrachte, so realitätsnah. ;-))).
Einige der Bilder würden auch zu meinem heutigen Beitrag passen.
Habe mich für das Gedicht extra in den Park begeben, wo ich wusste, da sind Fische unter dem Eis.
Es war ein herrlicher Nachmittag und bevor das große Schneien begann, war ich schon wieder daheim.
Dein Gedicht ein wenig traurig.
Liebe Grüße aus dem nun verschneiten Erfurt