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"Maritime Fachzeitung" Frankfurter Rundschau:
"Deutsche Kriegsschiffe erfüllen NATO- Standard nicht"

  • Fregatte F 125 im Dock
    "Gerade erst fertiggestellt und schon veraltet"- die Frankfurter Rundschau mutiert hier zum Märchenbuch.
  • Foto: Frankfurter Rundschau
  • hochgeladen von Peter Gross

Am vergangenen Donnerstag veröffentlichte die FRANKFURTER RUNDSCHAU einen Beitrag über die Entsendung der Fregatte HESSEN ins Rote Meer. Keine gute Entscheidung. Die Entsendung durch das BMVg schon, aber darüber in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu berichten eher nicht.

Gehen wir das niedergeschriebene Drama mal Punkt für Punkt durch:

„Im Roten Meer sollen neue deutsche Kriegsschiffe gegen Drohnen der Huthi-Rebellen vorgehen. Doch ihre Luftabwehrsysteme sind schon jetzt überholt“.


Das ist unrichtig. Diese „neuen Kriegsschiffe“ sind die Schiffe der Fregattenklasse 125. Die waren aber nie als mögliche Kampfschiffe gegen die Huthi- Angriffe vorgesehen. Ihre Luftabwehrsysteme sind auch alles andere als „überholt“. Ihre  RAM- Batterien (Rolling Airframe Missiles) passen zu ihren Einsatzspektren.

„Zu der Frage, ob die deutschen Kriegsschiffe derzeit überhaupt für einen solchen Einsatz infrage kommen, sagte Pistorius aber nichts. Zuvor war bekannt geworden, dass die aktuelle Bewaffnung der deutschen Fregatten für einen Anti-Huthi-Einsatz möglicherweise nicht ausreichend sein könnte.“


Dass eventuell genau das der Grund dafür ist, dass die Fregatten der Klasse 125 nicht ins Rote Meer entsandt wurden, kam den Schreibern der FR nicht in den Sinn. Richtig müsste der Satz ohnehin heißen „Zuvor war es Journalisten bekannt geworden...“. Denn dass die 125er Fregatten keine Luftabwehrfregatten sind, ist in der Marine und bei allen an der Marine interessierten Protagonisten schon immer bekannt gewesen.

„Einsatz gegen Huthis: Bundeswehr soll für Mission im Roten Meer schlecht ausgerüstet sein“


Wer behauptet das? Saskia Esken? Die Bundeswehr verfügt mit den Fregatten der Klasse F124 über die effektivsten schwimmenden Einheiten gegen Luftangriffe überhaupt.

„Allerdings könnte dies schwieriger sein als ursprünglich angenommen. Die Welt berichtet, dass bei der Entwicklung neuer Marineschiffe aus Kostengründen auf Langstrecken-Luftabwehr verzichtet wurde. Die Fregatte „Baden-Württemberg“ vom Typ F125 ist nur für Friedenssicherungsmissionen konzipiert und dient daher lediglich zur Selbstverteidigung.“


Die F125 dient lediglich der Selbstverteidigung? Wäre es dann nicht besser gewesen, sie erst gar nicht zu bauen? Dann müsste sie sich nicht selbst verteidigen...

Die Klasse F125 sind Schiffe mit dem Schwerpunkten Seeraumüberwachung in Stabilisierungsoperationen und Unterstützung des Einsatzes von Spezialkräften von See her sowie der Beschuss von Landzielen im Rahmen der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF). Zum Aufgabenspektrum gehören somit Einsätze in der Bündnisverteidigung und Krisenprävention sowie humanitäre Rettungsmissionen, Terrorismusbekämpfung und die Abwehr asymmetrischer Bedrohungen.

„Deutsche Kriegsschiffe erfüllen Nato-Standard nicht“


Barer Unsinn! Es gibt kein einziges Kriegsschiff- oder Boot in der Deutschen Marine, das nicht die NATO- Standards erfüllt! (Siehe Beitrag  "Wie unsere Marine auf den Hund kommt")

„Deutsche Marineschiffe der F125-Serie sind eigentlich bereits auf dem Weg ins Rote Meer.


Nein. Das waren sie nie! Nicht einmal "eigentlich".

„Aber sie sind kaum geeignet für den Kampf gegen die Drohnen der Huthi-Rebellen. Obwohl die neuen Schiffe Luftabwehrsysteme haben, reichen diese nur für Ziele in maximal zehn Kilometer Entfernung“.


Eben deshalb waren sie auch nie auf dem Weg ins Rote Meer!

„Das ist zu kurz, um feindliche Drohnen abzuschießen“


Falsch, für die Drohnenabwehr sind die Rolling Airframe Missiles der F125 völlig ausreichend. Hinzu kommt ein 127mm Geschütz, das alternativ zu konventioneller Munition, die mit einer Reichweite von bis zu 30 Kilometern verschossen wird, auch die reichweitengesteigerte Vulcano-Munitionsfamilie verschießen kann, welche die effektive Reichweite des Geschützes auf rund 100 km steigert.

"Der NATO-Standard für vergleichbare Schiffe sind Raketen mit einer Reichweite von 50 bis 100 Kilometern. Angesichts der Fähigkeit der Rebellen, präzise Raketenangriffe auf Schiffe mit Aufklärungsdrohnen durchzuführen, ist die Bundeswehrfregatte bereits jetzt veraltet.“


Eine Fregatte mit den Aufgaben einer F125 mit einem US- Zerstörer der Arleigh Burke- Klasse zu vergleichen ist so sinnvoll, wie einen VW Golf Variant gegen einen Formel 1- Boliden zu einem Rennen antreten zu lassen, um dann festzustellen, dass es dem Golf erheblich an Power fehlt. Das ist der Grund, weshalb bei VW niemand auf so schräge Gedanken kommt. Und bei der Marine erst recht nicht, denn schließlich könnte Sie- anders als die Wolfsburger- etwas wettbewerbfähiges ins Rennen schicken- die Fregatten der 124er Klasse.

Wesentliche Anforderung an die F125 ist die Intensivnutzbarkeit. Das bedeutet lange Wartungsintervalle, um bis zu zwei Jahre andauernde Operationen mit einer durchschnittlichen Einsatzdauer von 5000 Seebetriebsstunden pro Jahr durchführen zu können, ohne den Heimathafen anzulaufen. Dies entspricht nahezu einer Verdopplung der Einsatzzeit und Vervierfachung der Wartungsintervalle gegenüber den Forderungen an bisherige Fregattenklassen. Außerdem soll ein Intervall von 60 Monaten für die Hauptinstandsetzungen erreicht werden. Die Fregatten sollen überdies unter extremen Klimabedingungen operieren können. Und das Ganze auch noch mit rund der Hälfte der üblichen Besatzungsstärke auf anderen Fregatten. Allerhand für eine „veraltete Bundeswehrfregatte“.

„Die F125-Schiffe sind dabei erst seit Oktober 2023 im Einsatz. Die Marine muss nun wohl auf alte Kriegsschiffsmodelle zurückgreifen, um gegen die Huthi-Rebellen vorzugehen.“


Alte Kriegsschiffmodelle? Die 124er Fregatten gelten weltweit als das Nonplusultra in der Luftraumüberwachung und Luftabwehr. Die Frankfurter Rundschau erweckt hier den Eindruck, die Marine müsse jetzt den alten Lenkwaffenzerstörer LÜTJENS aus dem Wilhelmshavener Marinemuseum schleppen und reaktivieren. Wer aber die 124er Fregatten als "alt" bezeichnet, hat keinerlei Vorstellungen über jeweilige Nutzungsdauer von Marineeinheiten.

„Die Fregatten vom Typ F123 und F124 werden derzeit modernisiert. Die Arbeiten sind jedoch äußerst komplex, da vor etwa fünf Jahren eine Rakete beim Fehlstart das Rohr auf der Fregatte F124 „Sachsen“ vollständig ausbrannte". 


Das „Rohr“ brannte aus? Was soll in einem leeren Rohr denn ausbrennen? Es ist auch nicht so, dass Raketen auf der Fregatte SACHSEN mit dem Geschütz verschossen werden (interessante Vorstellung). Am 21. Juni 2018 kam es auf der SACHSEN bei einem gemeinsamen Übungsschießen mit der Fregatte LÜBECK in einem norwegischen Test- und Übungsgebiet zu einer Fehlfunktion („Hangfire“) eines Flugkörpers Typ Standard Missile SM-2. Dabei verblieb der Antrieb einer Flugabwehrrakete nach der Zündung im Starter und brannte ab. Der ausgestoßene Sprengkopf des Lenkflugkörpers blieb auf dem Deck liegen und wurde von der Besatzung im Meer versenkt. Der Entstehungsbrand konnte gelöscht werden. Beide Schiffe liefen am Morgen des 22. Juni in den norwegischen Hafen Harstad ein, um den Umfang der notwendigen Reparaturen abzuschätzen. Neben oberflächlichen Schäden am Brückenhaus wurde durch den Brand die Mark-41 Senkrechtstartanlage irreparabel beschädigt. Aufgrund dessen konnte die SACHSEN ihre Hauptbewaffnung nicht mehr nutzen, bis das System bei einem Werftaufenthalt im Dezember 2023 ausgetauscht wurde. Hier der mit gefilmte Unfall:

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"Nach den Modernisierungen könnten die Schiffe über Raketenabwehrsysteme mit ausreichender Reichweite verfügen"

Was für ein Glück! Gut, dass  unsere 126er Fregatten dank APAR und L- Smart vor der Modernisierung so gerade eben noch amerikanische Flugzeugträger beschützen konnten. Nach der Modernisierung schaffen sie vielleicht auch die Huthi- Drohnen. Vielleicht. (*Ironie Off*)

"Insgesamt stehen der deutschen Marine nur zwei geeignete Kriegsschiffe für den Einsatz im Roten Meer zur Verfügung. Die neuen F125-Fregatten sollen planmäßig Mitte der 2030er Jahre schrittweise durch neue Modelle ersetzt werden. Aber das könnte noch eine Weile dauern. Die ersten Auslieferungen der Nachfolgeschiffe von Typ F126 sind erst für 2028 geplant“.


1. Stehen der Deutschen Marine (Eigenname, wird groß geschrieben!) insgesamt drei Luftabwehrfregatten zur Verfügung. Zwei davon wären aktuell einsatzbereit.

2. Wenn die F125er Fregatten „Mitte der 30er Jahre durch neue Modelle ersetzt werden sollen“, wird es in der Tat „noch eine Weile dauern“. Zudem geht die FRANKFURTER RUNDSCHAU von einer gerade mal zehnjährigen Nutzungsdauer aus. Da darf man getrost noch einmal 20 Jahre hinzuaddieren. Mindestens.

3. Die geplanten F126- Fregatten sind nicht wirklich ein „Nachfolgeschiff“ der F125. Das sind eher die Schiffe der geplanten Klasse F127. Die F126 wird eine eierlegende Wollmilchsau: Die Kriegsschiffe sollen durch austauschbare Missionsmodule an unterschiedliche Einsatzarten anpassbar sein. So sollen sie in der Lage sein, Ziele in der Luft und über und unter Wasser zu bekämpfen sowie Landeinsätze zu führen.

„Für diesen von der Redaktion geschriebenen Artikel wurde maschinelle Unterstützung genutzt. Der Artikel wurde vor Veröffentlichung von Volontär „X“ sorgfältig überprüft.“


Auf was? Auf Rechtschreibung?

Der Artikel ist eine einzige Katastrophe. Und das liegt nicht am Volontär, dessen Name ich hier ausdrücklich nicht nenne. Dass der junge Mann keine tieferen Einblicke in die Marine hat, liegt auf der Hand. Wie der Artikel zeigt, hat den die gesamte FRANKFURTER RUNDSCHAU nicht. Dem armen Volontär aber nur eine KI als Hilfsmittel an die Hand zu geben, ist schon bedenklich. Schaut bei der FRANKFURTER RUNDSCHAU nicht noch ein erfahrener Redakteur drüber, bevor es in Druck geht? Oder vertraut man dort neuerdings auf die Zuverlässigkeit der künstlichen Intelligenz? Das wäre sehr risikoreich.
 
Test gefällig? Ich fragte "chat gpt", welche Fregatte wohl die bessere Wahl gegen die Huthis sei. Die 124er oder die 125er? Die Antwort:

„Die Fregatten der 125er Klasse (Baden-Württemberg-Klasse) sind mit dem weitreichenden Flugabwehrsystem MKS 180 ausgerüstet, das ebenfalls zur Abwehr von Luftangriffen dient.“


Genau. Das berühmte "Flugabwehrsystem MKS 180"...

Alter Schwede...! Chat gpt neigt manchmal dazu, sich irgendetwas zusammenzureimen, was überhaupt keinen Sinn ergibt. Dieses angebliche „Flugabwehrsystem MKS 180“ existiert nur im virtuellen Hirn der künstlichen Intelligenz. MKS bedeutet „Mehrzweckkampfschiff“ und „MKS 180“ ist lediglich die alte Bezeichnung der jetzt geplanten Fregattenklasse 126. So gesehen wäre dieser Unsinn im Beitrag der Frankfurter Rundschau aber auch nicht weiter aufgefallen.

Was die FRANKFURTER RUNDSCHAU eigentlich sagen wollte: Die Bewaffnung der Klasse F125 ist für eine Fregatte in heutiger Zeit zu schwach ausgelegt. Diese Fregattenklasse wurde aber Jahre vor dem Ukrainekrieg geplant. Man sah damals- in Zeiten der Entspannung- keine Notwendigkeit für eine stärkere Bewaffnung. Das hat sich- dank Herrn Putin- inzwischen deutlich geändert. Die jüngsten Planungen zum Projekt F127 zeigen, dass man die weltpolitische Entwicklung durchaus auf dem Schirm hat.

Hätten auch deutsche Medienredaktionen die Marine etwas mehr auf ihren Schirmen, passierten solche Beiträge nicht mehr. Vielleicht sollte man alle Medien- Volontäre mal eine Woche lang bei der Marine pflichteinschiffen. Aber Wahrschau: Möglicherweise gefällt's denen da und sie kehren gar nicht mehr in ihre Redaktionsbüros zurück?

Aber für den Fall, liebe Medien, habt Ihr notfalls ja immer noch die KI... ;-)

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5 Kommentare

Das freut mich, wenn sich jemand mit der Thema auseinandersetzt und- noch besser- etwas daraus lernt. Um das Bild aber geradezurücken: Es geht nicht nur um den Schutz deutscher Schiffe, sondern aller Schiffe, die Gefahr laufen, angegriffen zu werden. Hier geht es letztlich auch um die Menschen an Bord. Glaubensbrüder der Huthis in den meisten Fällen. Verrückte Welt.

Romi, die FR steht damit nicht alleine. Wenn ich an die sogenannte "Gorch Fock Affäre" zurückdenke, konnte das die BILD noch viel "besser".

Der Tagesspiegel schreibt heute zu den Einsatzregeln:

"So haben die Amerikaner, die vor Ort bereits einen Militäreinsatz namens „Prosperity Guardian“ anführen, in der zurückliegenden Woche bereits Raketenstellungen der Huthi im Jemen ausgeschaltet – mit Kampfjets, die vom Flugzeugträger Dwight D. Eisenhower aus starteten. Die Briten haben sich der entsprechenden Koalition angeschlossen.

Die Operation der EU, die ebenfalls auf das Hilfegesuch aus Washington zurückgeht, wird jedoch anders aussehen. So erklärte etwa ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag in der Bundespressekonferenz, „dass ein Beschuss von Huthi-Stellungen an Land nicht Gegenstand der Beratungen in Brüssel ist“.

Das heißt aber auch nicht, dass nur eine militärgrau lackierte Kreuzfahrt geplant ist. „Die Einsatzregeln sind klar definiert“, sagt Nils Schmid, der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion: „Anders als Amerikaner und Briten wird der EU-Schiffsverband nicht von sich aus Luftschläge gegen Huthi-Milizen im Jemen durchführen. Er wird aber Raketen abfangen und jede Art von Angriff auf die zu schützenden Frachter oder die eigenen Schiffe abwehren.“ Gerade in so einer Lage könnte das Ergebnis dasselbe sein. „Im letztgenannten Fall gilt das Selbstverteidigungsrecht der UN-Charta“, sagte Schmid dem Tagesspiegel weiter, „dann dürfen die europäischen Kriegsschiffe auch Stellungen an Land angreifen.“

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