G e d i c h t
"Die Tüte ... " - Wilhelm Busch (1832 - 1908)
Wenn die Tante Adelheide
als Logierbesuch erschien,
fühlte Fritzchen große Freude,
denn dann gab es was für ihn.
Immer hat die liebe Gute
tief im Reisekorb versteckt,
eine angenehme Tüte,
deren Inhalt köstlich schmeckt.
Täglich wird dem braven Knaben
draus ein hübsches Stück beschert,
bis wir schließlich nichts mehr haben
und die Tante weiterfährt.
Mit der Post fuhr sie von hinnen,
Fritzchens Trauer ist nur schwach.
Einer Tüte, wo nichts drinnen,
weint man keine Träne nach.
In schönem Ritual, lieber Eugen, beende ich den Tag mit einem Trakl-Vers! ;-))
Menschliche Trauer > Georg Trakl
Die Uhr, die vor der Sonne fünfe schlägt -
Einsame Menschen packt ein dunkles Grausen.
Im Abendgarten morsche Bäume sausen;
Des Toten Antlitz sich am Fenster regt.
Vielleicht daß diese Stunde stillesteht.
Vor trüben Augen nächtige Bilder gaukeln
Im Takt der Schiffe, die am Flusse schaukeln;
Am Kai ein Schwesternzug vorüberweht.
Es scheint, man hört der Fledermäuse Schrei,
Im Garten einen Sarg zusammenzimmern.
Gebeine durch verfallne Mauern schimmern
Und schwärzlich schwankt ein Irrer dort vorbei.
Ein blauer Strahl im Herbstgewölk erfriert.
Die Liebenden im Schlafe sich umschlingen,
Gelehnet an der Engel Sternenschwingen,
Des Edlen bleiche Schläfe Lorbeer ziert.
*
Herzliche Grüße zur Nacht,
Romi