Nach Stammzelltransplantation will Julia „Danke“ sagen

Die Handballfrauen des TV Bitburg gingen mit ihrer lebensgefährlich erkrankten Torfrau Julia durch Dick und Dünn
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„Ich bin wieder lebendiger!“ Wenn eine 22-Jährige so einen Satz sagt, dann hat sie Einiges hinter sich. Julia, angehende Gesundheits- und Krankenpflegerin aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm, will kein Mitleid, deshalb soll ihr Nachname hier nicht erscheinen. Sie hat ein Myelodysplastisches Syndrom (MDS), eine Erkrankung des Blutbildenden Systems. Nach einer Stammzelltransplantation im Frühjahr 2015 ist sie auf dem Weg der Besserung. Jetzt will sie Danke sagen – ihrer Handball-Mannschaft, die im März eine Typisierungsaktion auf die Beine gestellt hat, aber auch den vielen Menschen, die sich für sie engagiert haben.

Rückblick: „Unsere Nr. 1 braucht Deine Hilfe!“ stand auf dem Plakat, mit dem die Handballfrauen des TV Bitburg zur Typisierung aufgerufen hatten. Sie hatten erfahren, dass Julia dringend einen passenden Stammzellspender benötigt, damit sie die Krankheit besiegen kann. Deshalb kontaktierten sie die Stefan-Morsch-Stiftung, die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Es wurde ein Aufruf gestartet, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Plakate wurden gestaltet, gedruckt und verteilt. Sponsoren und Unterstützer wurden gesucht und gefunden. Die regionalen Medien wurden eingeschaltet und im Internet der Aufruf veröffentlicht. Dann war es soweit.

Als am 1. März die Tür zur Edith-Stein-Halle geöffnet wurde, standen die ersten Menschen schon Schlange, um sich typisieren zu lassen. Julia, die Patientin, konnte nicht dabei sein, aber sie verfolgte die Aktion mit, die ihre Mannschaftskameradinnen initiiert hatten: „Ich wusste immer, dass wir eine starke Mannschaft sind. Trotzdem war ich vollkommen gerührt.“

Als sie dann realisiert, wie viele Menschen sich diesem Aufruf zur Typisierung angeschlossen haben, ist sie überwältigt. Mehr als 350 Menschen werden in nur drei Stunden potenzielle Lebensretter, weil sie sich als Stammzellspender registrieren lassen: „Ich habe während meiner Zeit im Krankenhaus viele Patienten getroffen, die bislang keinen Spender finden konnten. Deshalb finde ich es so wichtig, sich typisieren zu lassen.“

Für Julia hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon ein passender Spender gefunden. Wenige Wochen nach der Typisierungsaktion konnte sie transplantiert werden. Jetzt möchte sie „Danke“ sagen – vor allem ihrer Handballmannschaft und ihrer Familie, die die ganze Zeit mit ihr durchgestanden hat. Sie nennt auch ihre Freunde, die ihr beigestanden haben, und ihre Gesundheits- und Krankenpflegeklasse, „die mich immer zum Lachen gebracht hat“. Gefreut hat sie sich auch über die Trierer Mietzen, die den Aufruf unterstützt und sogar ein Benefizspiel organisiert haben. Ihre Aufzählung ist lang und sie hofft, dass sie niemanden vergessen hat: „Danke an die, die für den Tag Getränke und Essen gespendet haben, an die Firmen, Ärzte und Blutabnehmer. Und vor allem, an die Menschen die sich typisieren ließen.
Sie will weiter Menschen dazu motivieren, sich als Stammzellspender zur Verfügung zu stellen: „Ich habe einen Spender gefunden, aber in der Klinik habe ich viele Patienten gesehen, die dieses Glück nicht hatten. Mit jedem, der sich typisieren lässt, wächst die Chance, dass einem Patienten das Leben gerettet werden kann.“

Wie wahrscheinlich ist es, dass ein passender Spender gefunden wird?

Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen Stammzellspender für einen Leukämie- oder Tumorpatienten zu finden liegt in der Größenordnung von 1 : 10.000 bis 1 : 1.000.000 und ist abhängig von den Gewebemerkmalen (HLA-Merkmalen) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Spenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.

Wie funktioniert eine Stammzellspende?

Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmark-Entnahme entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.

Ist eine Online-Registrierung möglich?

Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) kann man sich jederzeit als Stammzellspender erfassen lassen. Über den Online-Registrierungsbutton auf der Startseite kommt man zur Einverständniserklärung. Dort müssen eine Reihe von Gesundheitsfragen beantwortet werden, deshalb sollte die PDF „Wie werde ich Spender?“ vorab genau gelesen werden. Nach dem Ausfüllen der Einverständniserklärung bekommt man ein Registrierungsset mit genauer Anleitung zugeschickt. Für Spender, die jünger als 40 Jahre sind, entstehen dabei keine Kosten.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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