20 Jahre Mauerfall - Erinnerungen! Teil 2
Voller Erwartungen auf das Land DDR fuhren wir die damals noch vorgeschriebene Interzonenstrecke, die uns immer sehr nah an der Küste fahren ließ. Es dauerte unendlich lange, jeder kleine Ort der an der Strecke lag wurde durchfahren. Schnurgerade schon fast dunkle Alleen sind mir noch in Erinnerung, sie wirkten teilweise beängstigend auf mich. Auf Rügen gibt es diese Alleen noch überall, heute find ich sie schön. Dann endlich kamen wir in Stralsund an und wieder ging es nicht weiter. Wir mussten fast eine Stunde vor der Brücke zum Rügendamm warten, einfach nervig war das damals. Keine Ahnung wie ich das alles ohne Navigationsgerät geschafft habe. DDR Karten waren bei uns im Goldenen Westen auch schlecht zu kriegen, ich jedenfalls hatte keine. Binz ist eine der touristischen Hochburgen der DDR, hier wurde fast jedes private Zimmer oder freier Wohnraum vermietet. Auch mein Onkel mütterlicherseits, hat einen Raum seiner 2 Raumwohnung an Urlauber vermietet, jetzt nächtigen meine Eltern in diesem Raum
Mein einige Jahre älterer Cousin nahm mich unser an und zeigte uns sehr viel von der Insel. Tagsüber waren wir oft am Ostseestrand (auch mal am textilfreien) und abends sind wir auch schon mal um die Häuser gezogen, was waren wir noch jung damals, 1976. An einem solchen Abend war uns nach Tanzen und so. Mein Cousin kannte sich ja aus in Binz und wusste Bescheid wo wir hingehen konnten. Jedoch wer sich nicht mindestens eine Woche vorher angemeldet hatte, bekam keinen Einlass. Wie erwartet stand eine lange Schlange vergnügungssuchender Leute vor der Saaltür und wartete auf Einlass. Zwei stämmige resolute Damen verschafften sich den richtigen Respekt, sie hatten alles im Griff. Als ich merkte dass es keinen Einlass ohne Vorbestellung gab, ging ich zu den Damen und bat um Einlass. Auch ich wurde abgewiesen. Erst als ich ihr diskret einen 20 DM Schein in die Hand steckte, zeigte die Türsteherin ihr wahres Gesicht. Sie brüllte mich förmlich an und sagte sehr laut: Warum stehen sie denn da hinten so lange rum und kommen nicht nach vorn, wenn sie schon eine Eintrittskarte haben. Auf so ein Signal hatten wir nur gewartet und gingen an der brodelnden Menschenschlange vorbei.
Es war noch ein sehr langer und schöner Abend.
Wir wurden von den Gastgebern sehr verwöhnt, nur zum Schlafen hatten wir einen Platz in einer Datscha direkt am Strand (Rügischer Bodden), aber etwa 8km von Binz entfernt. Gross Stresow war damals ein vergessener Ort, nur über schmale unbefestigte Straßen zu erreichen, mehr Campingplatzidylle. Dort hatte ein Familienmitglied diese Datscha, die wir gemeinsam nutzen durften. Beköstigt wurden wir aber in Binz. An einem Tag zog gegen Abend ein Gewitter auf, mein Sohn mochte keine Gewitter und war schon sehr zu Mama hingezogen. Mein Cousin gab dem Jungen einen Tipp: Nimm die Kronenkorken der Bierflaschen in die Hand und spiele damit wenn es donnert. Mit diesen Flaschendeckeln ist der Junge am nächsten Morgen aufgestanden, alle noch in seiner Hand.
Mittlerweile waren wir schon einige Male wieder auf der Insel, Natur pur kann ich nur sagen.
Bürgerreporter:in:Helmut Metzner aus Neustadt am Rübenberge |
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