Es lebe der Armutstourismus – wir sauberen Deutschen - wir!

Es war einmal in einem armen Land, wo Menschen noch mit von Tieren gezogenen Karren ihr Hab und Gut transportierten und es immer noch tun. Wobei unser Mitleid oft am mageren Gaul hing, denn so etwas gab es bei uns nicht. Den Menschen dahinter, aber gar nicht gesehen.
Und, sobald uns eins der schmutzigen Kinder zulachte, wir Abstand hielten, „sind das nicht Kinder von "Zigeunern", passt auf Eure Taschen auf!“ Wobei so manch „ziehender Gauner“ und den Reisegästen, wohl einer derer war, der nur aus dem Zwang der Not sich wegen Steuerhinterziehung reumütig zeigte.

Deren Länder gibt es viele und gottseidank sind diese Länder auch sehr weit weg. Und die armen Länder, die man in wenigen Autostunden von hier aus erreichen konnte, die waren sicher, da unter Ihresgleichen. Damals, zu Zeiten des „eisernen Vorhangs“ und noch vor der großen Teilhabe an dem vereinten Europa. Das vielsprachige, vielfältige und kulturell verschiedene Europa, sein Gliedstaaten wie Deutschland, das nicht erst seit heute auf einen Nachbarn verächtlich herabschaute, man denke nur an Polen oder wie einst die deutschen Juden auf ihre verarmten Brüder aus dem Osten Europas. Geschichte ist doch hinterhältig.

Zumindest scherte es uns wenig, ob da gehungert oder ausgegrenzt wurde und wird. Und wenn ja, dann doch nur im Reisebus, wo wir von einem Fressgelage nebst Sehenswürdigkeit zum anderen transportiert wurden. Das Schnitzel schmeckt besser, wenn man weiß, dass andere es sich hier nicht leisten können. Das kühle Bier rinnt besser, da billig und nicht gar so schlecht. Und, sollen sie doch arbeiten, das faule Pack. Wenn sie denn welche hätten.

Und wenn wir uns den Dreck der Straßen abschüttelten, wenn denn solche diese Bezeichnung verdient hätten, wenn wir im Hotel die Hände wuschen, wie einst Pontius Pilatus und die Schuhe für ein paar Cent zum Putzen gaben, versöhnte uns der blank polierte und glänzende Schuh. Da konnten wir mildtätig sein. Das tat gut. Wir übertünchen einfach alles. Und wenn es nur mit platten Sprüchen geht, verkündet von denen, denen Plattheit gut zu Gesichte steht. So wie wir mit unserem Grinsen alles übertünchten.

Und waren wir zu Hause, da schmatzten wir und soffen uns die Rührseligkeit der Armen, die da noch in unserer Erinnerung innewohnten, gänzlich aus jeder Gehirnwindung. Ist halt ne arme Sau!
Es kümmerte uns nicht. Unser Schlaf wurde nicht geraubt, da sie noch nicht da waren. Nämlich dort wo sie hingehörten. Und dort sollten sie doch bleiben wo sie waren, in Rumänien oder Bulgarien oder jedem anderen Drecksland, aus unserer Sicht, deren Einwohner wir nicht mehr Migranten, sondern Armutszuwander nennen. Das ist hart.

Was kann schon Gutes aus diesen Ländern kommen? Vielleicht Menschen? Die Frage wurde schon vor 2000 Jahren gestellt? Was kann aus Nazareth schon gutes kommen?

Bürgerreporter:in:

Laus Lausilov aus Bielefeld

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.