1050 Jahre Bernburg
961 wurde Bernburg zum ersten Mal in historischen Dukomenten als "Brandanburg" erwähnt. Somit feiert die Stadt Bernburg 2011 ihre 1050-jährige Nennung.
Dies soll heute Anlass sein, mal zu schauen, was den Bernburger vom Rest der Welt unterscheidet:
Da gibt einige Besonderheiten dieses anhaltischen Völkchens: So nennt man einen gebürtigen Bernburger einen "Warsager" bzw. "Wahrsager", um das "h" streiten sich die Götter und das schon seit vielen Jahren. Wie soll aber ein Fremder das verstehen?
Dieses "WAHR" bzw. "WAR" der Bernburger ist Gleiche wie das "Gelle" bzw. "Gell" der Erzgebirgler, Thüringer oder Hessen. Es dient umgangssprachlich der Bestätigung der Aussage des Gegenübers und ist so nur aus Bernburg bekannt. Meine Frau und ich sind selber gebürtige Bernburger und, obwohl wir seit Jahren in Dessau wohnen, sind wir "War"- bzw. "Wahr"- Sager geblieben.
Es gibt aber in Bernburg noch einige andere Besonderheiten und damit kommen wir zur Kategorie "Essen und Trinken ".
Haben Sie schon mal einen "Ententeich" getrunken? Hier in Bernburg können Sie es. Er besteht zur einen Hälfte aus "roter Fassbrause" (heute Himbeerlimonade) und zur anderen aus einem würzigen Schwarzbier (wenn nicht vorhanden, geht auch helles Bier). Sie meinen jetzt bestimmt, das Getränk kennen Sie so ähnlich als Radler bzw. Alster, hier mit Zitronenlimo und hellem Bier. Es ist die gleiche Idee, nur dass es den Ententeich schon gab, bevor Alster oder Radler populär wurden. Versuchen Sie es einmal, die Gartensaison beginnt gerade.
Haben Sie schon mal etwas von "Bernburger Ziwwelwurscht" (Zwiebelwurst) gehört? Diese Wurst gibt es nur in Bernburg und Zerbst, dort heißt sie aber "Bollenwurst", da dort die Zwiebeln "Bollen" genannt werden.
So auch die hier in Anhalt beliebte "Bratwurst". Es gibt sie in den Geschmacksrichtungen Kümmel, Senfkörner, Paprika und Knoblauch. Wobei diese "Bratwurst" nichts zu tun hat mit einem Bratwürstchen, schon gar nicht mit einem Rostbratwurst nach Thüringer Art. Unsere Bratwurst wird südlich in Thüringen als Knackwurst bezeichnet, weiter westlich nennt man diese Wurst "Geräuchertes Mett mit Knoblauch bzw. Kümmel" (schmeckt bestimmt so fad wie der Name klingt).
Man hat die Bratwurst hier wirklich gebraten, wie man man einem überlieferten Rezept entnehmen kann: "Milchreis mit Zucker und Zimt mit einer Bratwurst am Tellerrand." Ich stelle das Rezept für Extremgourmets demnächst hier ein.
Welch ein Glück, in Bernburg gibt es ein Ausflugslokal an der Saale, dort gibt es den "Ententeich" noch und in Dessau kann man in einem Lokal direkt an der Elbe diesen ominösen Milchreis genießen, wer´s mag natürlich.
Natürlich gehört auch PARFORSCHKOHL in die Rezeptesammlung der Anhaltinischen Gerichte. Habe noch ein Rezept von meiner Nienburger Ururgroßmutter Charlotte Schlieter. Falls es interessiert, bitte Rückfrage.
Jürgen