Anno dazumal / alte Schwarzweiß-Fotos
Aus der Mottenkiste: Auswanderer
Das Thema Emigration und Emigranten ist in aller Munde, jedoch ist es keine neue Erscheinung, es gab sie zu allen Zeiten.
Bei Durchsicht einiger Dokumente aus dem Nachlass meines Vaters bin ich auf alte Briefe von Angehörigen gestoßen, die einst vor vielen Jahren nach Kanada ausgewandert sind.
Die Auswanderer der 1.Generation waren die beiden Brüder Georg und Heinrich Wietersen aus Südniedersachsen, die sich in Walton/Ontario niederließen, wo Heinrich den Wald rodete und eine Farm aufbaute.
Sein Sohn Henry in der 2. Generation war es, der meinem Großvater die ersten Briefe schrieb, um die Verbindung aufrecht zu erhalten. Die Mutter meines Großvaters war eine geborene Wietersen, Henry erkundigte sich oft und gerne nach seiner Verwandtschaft und der alten Heimat. Anfangs waren die Briefe in Deutsch, alle in Sütterlin und mit Tinte geschrieben, für mich äußerst mühselig zu lesen.
Henry betrieb die Farm weiter und schickte Bilder mit kurzen Erläuterungen. Nach seinem und seiner Frau Ableben wurde die Farm aufgegeben, der 1903 geborene Sohn Leslie - bereits die 3. Generation - mochte die Landarbeit nicht, hatte mehr Spaß am Handeln und führte einen Laden im nahegelegenen Ort Bornholm. Seine Briefe waren in Englisch, das weder mein Vater noch mein Großvater sprachen, sie ließen sich das meiste übersetzen. In Kanada übernahm der örtliche Schuhmacher das Übersetzen der deutschen Briefe. Inzwischen ist auch Leslie nicht mehr unter uns, seine aufschlussreiche Korrespondenz datiert bis 1969, danach gab es noch einen Brief von Leslies Sohn Ralph (geboren 1937). Ob Ralph noch lebt, ist ungewiss, er hat auf jeden Fall Kinder, und den Laden gibt es heute noch unter der Bezeichnung Wietersen's Country Store. Er befindet sich jetzt in Bornholm/Monkton ON, ganz in der Nähe der anderen genannten Orte.
Bei einem Aufenthalt in New York vor einigen Jahren wollten meine Nichte und ich auf Ellis Island, dem Zentrum, wo jeder Einwanderer registriert wurde, Daten recherchieren, da einige der Wietersens nach Detroit/Michigan gingen. Leider blieben unsere Nachforschungen ohne Erfolg.