Der froschfüssige Wassermann sitzt im Trockenen
Aus der Brunnenanlage am Nollendorfplatz sprudelte Wasser in einen Rosenteich

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Berlin-Schöneberg I Heute erinnert am hektischen Verkehrsknotenpunkt Nollendorfplatz in Berlin-Schöneberg nur noch ein kleiner versteckter Brunnen unter der Hochbahn, dass hier mal ein parkähnlicher Schmuckplatz angelegt war, der auf der Grenze zu Charlottenburg die Menschen zum Verweilen animierte.

1880 standen rund um den Platz, der seinen Namen einem Ort in Böhmen verdankt, prächtige Häuser und das „Neue Schauspielhaus“.

24 Jahre später modellierte Bildhauer Ernst Westphal dann seinen Nickelmannbrunnen (der Name ist ein alter Begriff für Wassermann oder Wassergeist) unter die neue Hochbahn und ließ aus dem Mund des glupschäugigen und froschfüssigen Wassermanns Wasser in sein halbrundes Becken fließen.

Aus dem Becken, das seitlich von zwei Delphinköpfen dekoriert ist, sprudelte das Wasser in ein Seerosenbassin, das die repräsentative Grünanlage malerisch schmückte. 1925/1926 wurde im Zuge der Umgestaltung des Hochbahnhofs die Grünanlage zurückgebaut und der Brunnen verschüttet. Auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Bauwerk nicht wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt, auch der kleine Teich blieb verschwunden.

Erst 1990 wurde die inzwischen unter Denkmalschutz stehende Brunnenanlage wieder freigelegt. Allerdings hat der im Neubarock konzipierte Brunnen nie wieder seine ursprüngliche Aufgabe erfüllen können und schlummert nunmehr seit vielen Jahren ein trockenes Dasein und bietet einen erbärmlichen Anblick.

Selbst Politikern der Bezirksverordnetenversammlung verschiedener Fraktionen ist das unwürdige Aussehen des Brunnens bereits aufgefallen. Doch geändert hat sich bis heute (April 2024) nichts, obwohl die Denkmalschutzbehörde einer Instandsetzung positiv gegenübersteht.

Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der von 1974 bis 1982 noch in Bonn die Bundesregierung anführte, und sich hier 1942 auf einer romantischen Bank (die es leider auch nicht mehr gibt) am Nollendorfplatz mit seiner späteren Frau Hannelore („Loki“) verlobte, wäre sicher auch ein Fürsprecher, all derer, die den Nickelmannbrunnen wieder plätschern lassen wollen.

Ob es jemals dazu kommt, ist also ungewiss, doch man könnte zumindest dafür sorgen, dass der Wassermann nicht im Müll versinkt und eine Infotafel aufklärt, um was für ein Denkmal es sich hier handelt. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt. Foto von früherer Anlage ist ein Postkartenmotiv.

Bürgerreporter:in:

Klaus Tolkmitt aus Berlin

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