Zum 80. Geburtstag von Werner Braune am 2. Juni 2016

„Initiative ist Disziplinlosigkeit mit positivem Ausgang.“ Eine herrliche Beschreibung von Werner Braune für die kreative Bewältigung von Herausforderungen, mit denen kirchliche und diakonische Einrichtungen in der DDR irgendwie zurechtkommen mussten.

Und darin hat es Pastor Werner Braune zu einer wahren Meisterschaft gebracht: als Gemeindepastor und Direktor der Stephanus-Stiftung, als leitendes Mitglied zahlreicher kirchlicher Gremien und Organisationen, als Vermittler unter ständiger Beobachtung der DDR-Sicherheitsorgane, als Seelsorger oder begnadeter Prediger und Redner.

Was bewegt einen Mann, der sich offensichtlich nie mit den Gegebenheiten einfach abfinden konnte? Als Begründung, nicht auch in den Westen zu gehen, schrieb er in seinen Erinnerungen: „Wir haben hier eine Aufgabe und die nehmen wir wahr.“ Das klingt nach einem, der mit unerschütterlichem Gottvertrauen eine klare Vorstellung von seinem Leben hat. Doch ohne seinen Mut und seinen erfrischenden Humor wäre es Braune wohl kaum gelungen, immer wieder gute Wege in Situationen zu finden, die aussichtslos schienen.
Werner Braune wurde am 2. Juni 1936 in Lobetal als drittes Kind des Ehepaares Berta und Dr. Paul Braune, dem damaligen Leiter der Hoffnungstaler Anstalten, geboren. Nach dem Abitur 1955 studierte der Pfarrerssohn an der Humboldt-Universität in Berlin Theologie. Von 1962 bis 1970 war er Gemeindepfarrer in Nieder Neuendorf bei Hennigsdorf und in Lautawerk (Niederlausitz). 1970 wurde er als Landespastor für Diakonie nach Schwerin berufen. Im Juli 1979 übernahm Werner Braune die Leitung der Stephanus-Stiftung in Berlin-Weißensee. Die Stiftung war zu jener Zeit eine der größten diakonischen Einrichtungen in der DDR.

In seinem lesenswerten autobiografischen Buch „Abseits der Protokollstrecke - Erinnerungen eines Pfarrers an die DDR“ reflektiert Braune den Alltag in der Diakonie unter der sozialistischen Diktatur. Er berichtet unter anderem gegen welche Unannehmlichkeiten Mitarbeitende der Kirche und Diakonie in der DDR kämpften, wie sie sich für Menschen mit Behinderung einsetzten und wie überlebenswichtig gute Beziehungen waren.

Ende der 80er Jahre, als die Machthaber in der DDR aufzuhalten versuchten, was nicht mehr aufzuhalten war, wurde Werner Braune ein geachteter Mittelsmann, der mit Zurückhaltung und Besonnenheit agierte. Nicht heimlich, nicht konspirativ, doch immer auf der Suche nach dem Möglichen. Er setzte sich für geschasste EOS Schüler ein, gab haftentlassenen und von Berufsverbot betroffenen Bürgerechtlern Arbeit, brachte die Dissidenten Freya Klier und Stephan Krawczyk nach Westdeutschland und war daran beteiligt, Erich Honecker und seiner Frau in Lobetal, im einstigen Pfarrhaus seiner Kindheit, ein sicheres Asyl zu verschaffen.

Noch viel gäbe es zu berichten, über Werner Braune, der heute mit seiner Frau Christl in Berlin-Pankow lebt. Nach wie vor ist er ein hoch geschätzter Ratgeber und Zeitzeuge. Für seine Verdienste wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse und der Berliner Stadtältestenwürde geehrt.

Werner Braune sagt am Ende seines Buches: “Ich kann heute gut damit leben, dass es so war, wie wir es erlebt haben. Ich kann allerdings nicht gut damit leben, dass viele so tun, als wäre nichts gewesen.“

Lieber Werner Braune, Sie lassen nicht locker und das ist wirklich gut so. Alles Gute zu Ihrem 80. Geburtstag!

Ihr Martin Jeutner
Leiter Unternehmenskommunikation in der Stephanus-Stiftung

Bürgerreporter:in:

Martin Jeutner aus Potsdam

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