Abschied von „Wetten, dass … ?“
Meine persönliche Sicht auf Thomas Gottschalk

Seit er die Samstagabend-Show zum ersten mal übernommen hatte, war er einer meiner Helden.

Dass man ihm vorhielt, die prominenten Damen am Knie zu tätscheln, habe ich gar nicht verstanden. Es war mir nie aufgefallen.

In den Neunzigerjahren habe ich sogar auf die Teilnahme an einer viel sprechenden Party verzichtet, um mir die Sendung allein zu Hause anzuschauen.

In meiner Wahrnehmung hat er niemals die Normalbürger, die ausnahmsweise oder erstmalig im TV auftraten, bloß gestellt oder verletzend gekränkt.

Dass er vor Millionenpublikum humorvoll beißen kann, hat er an Leuten auf Augenhöhe gezeigt.

Er versteht sich selbst ausdrücklich nicht als Künstler, sondern als Dampfplauderer, der allerdings privat wie wir alle so manche Herausforderung zu bewältigen hatte.

Er hat seinen Wohnsitz in die USA verlegt, nach eigener Aussage, die ich für absolut glaubhaft halte, um für sich und seine Familie ein geschütztes Leben führen zu können. Im deutschsprachigen Raum könnte er nirgendwo in der Öffentlichkeit auftauchen, ohne Gefahr zu laufen angesprochen oder kommentiert zu werden.
In Amerika musste er bei einer telefonischen Tischreservierung im Restaurant seinen Namen buchstabieren, angenehm ungewohnt.

Seine Art mit Herren und Damen zu sprechen hatte mir immer gefallen.

Kürzlich wurde ich durch einen jüngeren YouTuber mit der Nase darauf gestoßen.

Es war mir nie aufgefallen. Thomas Gottschalks Anzüglichkeiten sind heutzutage einfach nicht mehr zulässig.

Ich frage mich selbst, wie ich das nicht habe wahrnehmen können. Was früher mal als harmlos charmant frech durchging, ist inzwischen geschmacklos, um es milde zu formulieren.

Ich sehe der Abschiedssendung mit aufgeregt gemischten Gefühlen entgegen.

Soweit meine Sichtweise, Jeder und Jede darf eine eigene Meinung haben.

Bürgerreporter:in:

Lorenz George aus Berlin

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