Der Riff-König Ritchie Blackmore rockt heute Berlin
Er gilt als einer der einflussreichsten Gitarristen der Rockgeschichte. Gemeinsam mit Deep Purple schuf er unsterbliche Rock-Evergreens wie ‘Child in Time’, Black Night’ und ‘Smoke On The Water’. Am 18. April war Ritchie Blackmore mit seiner reformierten Band Rainbow im Rahmen einer Fünf-Städte-Europa-Tour für ein einziges Konzert im Berlin. Vor seinem Konzert erinnerte sich Mr. Blackmore an seine Lehr- und Wanderjahre in Deutschland, seine überraschende Rückkehr zum Hard Rock und den noch nicht ausgeträumten Traum von einer Wiedervereinigung der legendären Mark II-Version von Deep Purple.
Im Laufe ihrer Karriere haben sich viele Träume realisiert. Wann haben Sie ernsthaft darüber nachgedacht, als Gitarrist ihr Geld zu verdienen?
Ritchie Blackmore: Der Moment war da, als ich Tommy Steele erlebte. Heute kennt ihn kaum noch jemand. Aber damals war er größer als Elvis. Ich bekniete meinen Vater, mir eine Gitarre zu kaufen. Das war nicht einfach, denn so etwas kostete damals – ich rede von den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – ein Vermögen. Mit elf Jahren kaufte mir mein Vater dann diese Gitarre. Er war skeptisch, denn ich hatte ihn schon das eine oder andere Mal enttäuscht. Deshalb sagte er mir: Lern das Ding vernünftig zu spielen, sonst haue ich es dir um die Ohren. So fuhr ich brav mit dem Fahrrad zum Musiklehrer, nahm klassischen Gitarren-Unterricht. Das war – alles in allem – eine gute Entscheidung. Mit 15 bin ich dann weg von der Schule und habe mich in der Gegend vom Heathrow Airport herumgetrieben. Da gab es einige sehr gute Gitarristen, wie den großartigen Big Jim Sullivan. Er hat mir so einiges beigebracht.
Sie waren erst fünfzehn Jahre alt, also fast noch ein Kind, als Sie anfingen für den bekannten Produzenten Joe Meek zu arbeiten. Wie war das damals am Anfang der 60er Jahre in London?
Ritchie Blackmore: Damals fing alles an. Das ganze Business war noch nicht erfunden. Es gab Neugierige, Improvisatoren und Entdecker. Einer davon war Joe Meek. So landete ich bei den Outlaws. Wir spielten im Studio, aber auch auf der Bühne, hauptsächlich instrumentale Nummern, die damals sehr populär waren. Um ehrlich zu sein, war ich damals auf der Bühne sehr schüchtern. Wie man sich hier richtig bewegt, lernte ich dann von Screaming Lord Sutch. Er wußte ganz genau, dass es auf der Bühne um mehr als die Musik geht.
Nach ihrem Ausstieg bei Deep Purple gründeten Sie 1975 die Band Rainbow, mit der Sie viel Erfolg hatten und Genre-Klassiker wie ‘Stargazer' und 'Man On the Silver Mountain' hervorbrachten. 1997 schickten Sie Rainbow in Rockerrente und spielten fortan mit Blackmore’s Night Renaissancemusik. Wie kam es zur Rückbesinnung auf den Hard Rock?
Ritchie Blackmore: Um ehrlich zu sein, liebe ich nach wie vor die Musik der Renaissance. Sie verlangt eine ganz andere Spieltechnik und Hinwendung als das in der Rockmusik üblich ist. Aber dann rief Jimmy Page von Led Zeppelin an und fragte mich, ob wir gemeinsam auf Tour gehen sollten. Wer kann da nein sagen.(Pause) Nein, das war natürlich nur ein Scherz. Ich mache gern mal einen Witz. Wenn ich mich richtig erinnere, dachte ich zum ersten Mal über ein Live-Comeback von Rainbow nach, als ich den wunderbaren Sänger Ronnie Romero entdeckte. Seine Stimme ist geradezu für Rainbow geschaffen. Und so kam es dann zu unserem ersten Auftritt im Juni 2016 auf der Loreley beim Monsters of Rock-Festival.
Viele Fans verglichen nach diesem Auftritt die neue Rainbow-Formation mit der aus den 70er Jahren, als Ronnie James Dio am Mikro agierte. Die einen waren über Romero begeistert, die anderen vermissten Dio. Was ist ihre Meinung?
Ritchie Blackmore: Du triffst immer Fans, die den einen oder anderen Sänger bevorzugen. Es gibt auch Leute, die auf Graham Bonnet oder Doogie White abfahren. Ich möchte hier niemandem zu nahe treten, aber ich bin der festen Überzeugung, dass Ronnie Romero der beste Sänger ist, den Rainbow jemals in seinen Reihen hatten.
Sie waren noch sehr jung, als Sie mit Screaming Lord Sutch und anderen nach Deutschland kamen. Haben Sie daran Erinnerungen?
Ritchie Blackmore: Deutschland war von Anfang an großartig. Ich habe die besten Erinnerungen daran. Die Club-Szene war hier führend und die Kneipen in Hamburg hatten durchgehend geöffnet. Es war eine schöne Jugendzeit, viele englische Bands spielten hier. Seit dieser Zeit liebe ich deutsches Bier und deutschen Fußball. Auch der deutsche Schlager ist mir nicht fremd. Denn Nacht für Nacht liefen in der Jukebox Freddy Quinn, Heino oder die Rattles.
Stimmt es, dass Sie in Hamburg auch den kennenlernten, der die Idee zu Deep Purple hatte?
Ritchie Blackmore: Ja. Dieser Mann war der singende Drummer Chris Curtis. Er spielte damals für die Searchers. Er rief mich 1968 in Hamburg an und bot mir ein Ticket nach London, um mir ein Band-Projekt vorzustellen, bei dem ich seiner Meinung nach gut reinpassen würde. Aus dieser Idee wurde dann später Deep Purple. Da war Chris aber schon verschwunden. Am Anfang wussten wir nicht so recht, wo es lang gehen sollte. Wir träumten davon, die englische Version Vanilla Fudge zu werden. Diese Amis waren damals mit ihrem psychedelischen Orgel-und Gitarrenklang der letzte Schrei. Und so klangen dann auch mehr oder weniger unsere frühen Sachen.
Setlist des Konzertes am 18. April 2018:
Spotlight Kid / I Surrender / Mistreated / Since You Been Gone / Man On The Silver Mountain / Perfect Strangers / Soldier Of Fortune / Difficult To Cure / Black Night / All Night Long / Child In Time / Stargazer / Long Live Rock’n’Roll / Smoke On The Water // Burn.
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Bürgerreporter:in:Ulrich Grunert aus Cambs |
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