Die Totengräber - Rezension
Aus Mangel an Beweisen werden Kinderschänder und Mörder freigesprochen. Kurz darauf scheiden sie aus dem Leben. Was zunächst aussieht wie Selbstmord, geht auf die Kappe einer Mörderbande aus den Reihen der Justiz. Ein Boulevardjournalist erhält einen anonymen Tipp und setzt die Puzzleteile Stück für Stück zusammen.
Autor Bernd Udo Schwenzfeier war Polizist, u.a. beim Kriminaldauerdienst und beim Staatsschutz. Der 71-Jährige kennt sich aus im Blaulicht-Metier. Sein Kriminalroman „Die Totengräber“ ist rein fiktiv, wie er in der Schlussbemerkung des Buches ausdrücklich erwähnt. Spannend ist die Lektüre um den Versuch, einen Staat im Staat zu bilden, jedenfalls. Viele Leser wünschten sich insgeheim womöglich, dass so eine Kontrollinstanz wie die Mörderbande aus dem Buch Fehlurteile auf ihre Weise korrigiert. Stattdessen wird gegen sie wegen Verfassungsfeindlichkeit ermittelt. Schwenzfeier hat sich in ein brisantes Thema hineinversetzt und beschreibt dies aus Perspektive der Medien, der Staatsanwaltschaft und des Staatsschutzes gleichermaßen. Der Autor hält uns erschütternd vor Augen, wie viele Menschen doch in eine Ermittlung mit höchster Geheimhaltungsstufe einbezogen werden und wie bürokratisch selbst diese Operationen verlaufen.
Mutig, aber konsequent verabschiedet sich Schwenzfeier schon vor der Halbzeit von seiner vermeintlichen Hauptfigur, deren Tod die Ermittlungen erst in Gang bringt. An ihre Stelle tritt ein korrekter Beamter des Staatsschutzes, der zur Aufklärung auf Ressourcen und Methoden des Geheimdienstes zurückgreifen muss. Die Charaktereigenschaften zahlreicher Figuren werden dabei öfters wiederholt, auch verbal durch Äußerungen von Kollegen. Dialoge unter (befreundeten) Kollegen verlaufen oft überschwänglich, erzwungen – als ob ein Senior versucht, die Sprache junger Leute zu verwenden. Das wirkt aufgesetzt und zählt neben einer ziemlich schlampigen oder fehlenden Korrekturschleife zu den Schwächen von „Die Totengräber“. Etliche Satzzeichen hat das Lektorat vergessen, Rechtschreibfehler („Prakmatiker“) dafür gedruckt und Namen im Lauf der Geschichte um Buchstaben verändert (aus Khadara wird Khaderi, aus Jansen Hansen und sogar eine Hauptfigur heißt einmal Brauer statt Breuer). Zusammengenommen trüben diese Punkte das Lesevergnügen aus dem molden Verlag / Styriabooks zumindest für penible Leser erheblich.