Exkursionsbericht: Der ganz normale Wahnsinn im Herbst, Teil 2: Die Mittagszeit. „Action“.
Fortsetzung:
Kurz vor Mittag. Die Wetterfrösche hatten Recht. Über uns ist nun ein wolkenloser Himmel zu sehen, der die Herbstsonne mit aller Kraft ungehindert scheinen lässt. Wind ist kaum spürbar. An den kleinen Baumgruppen am Teich staut sich die Wärme auf weit über 20°C.
Am und über dem Gewässer gibt es kein Halten mehr. Alles was Flügel hat, scheint in der Luft zu sein. Hektik ist angesagt, Würze im Spiel. Revierkämpfe der großen Edellibellen finden in etwa zwei bis fünf Metern Höhe statt. Bei ihren anschließenden Such- und Tiefflügen nach artgleichen Weibchen dicht über dem Wasser und in der Vegetation, werden gleichzeitig die zahlenmäßig überlegenen Heidelibellen, die meist im Tandem ihre Eier loszuwerden versuchen, gnadenlos attackiert.
Die Großen fliegen uns regelrecht um die Ohren. Wir stehen am Ufer, die Kameras schussbereit und wissen nicht, wo wir „hinzielen“ sollen. Solch einen Betrieb Mitte Oktober gibt es selten. Bei einem derartigen Gewusel ist an eine gute Aufnahme eigentlich nicht zu denken.
Nach einiger Zeit wechseln wir den Standort und die Strategie. Wir versetzen uns um ein paar Meter und gehen in die Hocke, da das Fluglevel im Allgemeinen jetzt auf Kniehöhe liegt.
Die kleinen und extrem wendigen Kunstflieger verlangen einiges von uns ab. Die ungünstige Körperhaltung erschwert die volle Konzentration. Sicher geglaubte „Schüsse“ werden durch schnelle Richtungswechsel und unglaubliche Flugmanöver der Tiere zu Nichte gemacht. Da! Wieder ein Anflug einer Blaugrünen und Sekunden später ein paar Heidis vor den Füßen. „Mist! Die waren zu nahe dran“. Dann ist wieder eine der kleineren Herbst – Mosaikjungfern auf Schussweite. Du willst gerade den Auslöser betätigen, da knallt ihr eine von den Blaugrünen in die Seite, dass beide fast ins Wasser stürzen. Wieder nix! Die Kamera am Auge fängst Du an, mit den Libellen zu reden: „Komm her, ja, noch ein Stück, ja gut so!“. Halt der ganz normale Wahnsinn.
Bisher konntest Du nur wenige Aufnahmen machen. Ob sie gelangen, nun, Du hast keine Zeit um nachzusehen. Wie schon im ersten Teil angekündigt und vermutet, geht jetzt „die Post ab“. Teilnahmslose, an Halmen sitzende Weidenjungfernmännchen werden von den großen Fliegern brutal von den Stengeln gefegt. Was haben die Tiere für ein Sehvermögen…? Irrsinnig! Aus! Im Moment geht nix mehr, es sind zu viele Individuen am Teich - unglaublich. Schiere Verzweiflung nötigt uns eine kleine Pause ab, in der Hoffnung, dass das Treiben am Teich ein wenig ruhiger wird.
Etwa zwei Stunden später lichtet sich das Feld und einige Tiere sind wieder verschwunden oder zu einem nahegelegenen Gewässer gewechselt. Nun gelingen uns noch ein paar Flugaufnahmen von diversen Arten, wobei wir dennoch ins Schwitzen geraten.
Die Uhr steht mittlerweile auf nach Zwei am Nachmittag. Nach acht Stunden anstrengenden Suchens und angespannter Konzentration um das Ausnutzen von Sekundenbruchteilen, schmerzen uns die Glieder. Da es an der Baumgruppe zwischenzeitlich noch wärmer geworden ist, da sie jetzt voll in der Sonne lag, ist an ein Ende der Exkursion nicht zu denken.
Der Arterhaltungsstress der Libellen neigt sich dem Ende zu. Gemäß den geregelten Tagesabläufen der Tiere, ist nun vor den abendlichen Jagdflügen zum Beutefang ein wenig relaxen angesagt. Dies eröffnet uns Naturfotografen bei selten optimalen Bedingungen am Nachmittag Möglichkeiten, von denen wir bislang dachten, dass es diese nicht gibt.
Im dritten Teil des Exkursionberichtes zeigen wir Aufnahmen von dieser „Mission impossible“.
Fortsetzung folgt!
Liebe Grüße,
Euer Team „Waldschrat-online.de“
Bürgerreporter:in:H. - Willi Wünsch aus Bergheim |
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