Eine Geschichte zum Heiligabend
Die Geschichte vom vergessenen Weihnachtsfest
Dort wo der Wald am tiefsten war steht ein kleines Holzhäuschen, zwischen vier mächtigen Tannen. Mit dickem Efeu umwuchert war das Häuschen von den anderen Bäumen kaum zu unterscheiden. Am Eingang steht ein kleiner Rosenstamm. Wenn er blühte leuchtete alles in einem zarten Rosa. In dem Häuschen wohnte der alte Samuel mit seiner Enkelin Lara. In diesem Jahr war der Winter besonders kalt. Alles war tief verschneit und durch die Bäume fegte ein eisiger Wind. Dicke Eiszapfen hingen vor dem Fenster. Die Fensterscheiben waren von funkelnden Eisblumen fast zugewachsen. Im Holzhaus knisterte der Kamin und eine angenehme Wärme verbreitete sich im Raum. Der alte Samuel saß in seinem knorrigen Schaukelstuhl mit einem dicken Märchenbuch in der Hand. Ab und zu zog er an seiner selbst geschnitzten Pfeife. Auf einem Bärenfell vor dem Kamin hatte es sich Lara bequem gemacht. Mit angewinkelten Beinen, die Arme unter den Kopf verschränkt hörte sie dem Großvater aufmerksam zu. Heute hatte Lara Geburtstag. Sie ist jetzt neun Jahre alt. Immer wenn ein besonderer Tag war, las Samuel seiner Enkelin aus diesem dicken verschlissenen Märchenbuch vor. Das war aber nicht immer so! Vor zwei Jahren hatte Lara dieses Märchenbuch, im Schuppen, in einer alten Truhe gefunden. Als sie mit diesem Buch unter den Arm vor ihren Großvater stand, wurde dieser sehr traurig. Er nahm ihr das Buch aus der Hand legte es in eine Schublade und verschloss diese. Dann verließ er den Raum. Lara war sehr erschrocken, aber sie sagte kein Wort denn sie sah dass der Großvater Tränen in seinen Augen hatte. Er war manchmal sehr traurig, aber sie hatte ihn noch niemals weinen gesehen. Die Zeit verging und das Buch schien vergessen. Lara hatte es aber nie vergessen. Eines Tages fing sie an nach dem Buch zu fragen. Immer wieder wenn der Großvater gut gelaunt war fragte sie ihn. Er schüttelte nur seinen grauen Kopf und wurde wieder sehr traurig. Lara verstand das einfach nicht und redete nicht mehr mit ihren Großvater. Er wunderte sich über die Veränderung seiner Enkeltochter. Eines Tages fragte er warum sie so still geworden ist. Sie schaute ihn lange an, dann sagte sie. Großvater in ein paar Tagen habe ich Geburtstag und ich wünsche mir vom ganzen Herzen, das du mir aus diesem Märchenbuch vorließt. Dann wurde es still im Raum. Langsam, mit gebeugtem Rücken, schlurfte der Großvater zum Schrank und holte das Buch aus der Schublade. Er legte es vor sich auf den Tisch und setzte sich ächzend auf die Bank. Lange starrte er auf das Buch. Lara kletterte auf seinen Schoß. Leise fing er an zu sprechen. Dieses Buch gehörte meiner Tochter, deine Mutter. Als sie noch klein war musste ich ihr immer aus diesem Buch vorlesen. Ihr Lieblingsmärchen war „Lara die Rosenprinzessin“. So heiße ich, rief Lara! Ja, ihr hat dieses Märchen so sehr gefallen, das sie dich später Lara nannte. Wo ist meine Mama, fragte Lara? Im Himmel, antwortete der Großvater und wischte sich über die Augen. Eine Träne tropfte auf Laras kleine Hand. Sie streicht ihren Großvater über die stachlige Wange und lehnte sich sanft gegen seine starke Brust. Sie kannte ihre Mutter nicht. Für Lara gab es nur den Großvater. Als das Unglück geschah war sie noch sehr klein. Lara fragte nicht weiter, sie bettelte nur ganz aufgeregt und mit roten Wangen, ließ Großvater, bitte ließ mir vor. Er öffnete das Buch. Ein altes Bild fiel heraus. Das Bild zeigte ein kleines Mädchen mit einem Rosenstrauß in der Hand. Schnell steckte der Großvater das Bild in seine Jackentasche. Er schnäuzte sich und fing an zu lesen. Jetzt ist Lara schon neun Jahre alt und immer noch musste der Großvater ihr aus diesem Buch vorlesen. Doch danach legte er das Buch in die Schublade und verschloss sie wieder. Vor einiger Zeit machte ihr das noch nichts aus, aber jetzt konnte sie schon ein wenig lesen. Sie würde sehr gern selber in diesem Buch blättern. Großvater brachte ihr alles bei was sie wissen musste. Sie wurde neugierig und beobachtete den Großvater. Eines Tages sah sie dass der Großvater den Schlüssel hinter eine Stufe der Holztreppe schob. Dann trug es sich zu dass Samuel für einige Stunden die Hütte verließ um Nahrungsmittel zu besorgen. Kaum war Lara allein, da holte sie sich den Schlüssel. Das Schloss an der Schublade hakte ein wenig, doch dann sprang es auf. Dort lag das geliebte Buch. Sie nahm es heraus. Unter dem Buch lagen noch einige Bilder. Ihr Blick fiel auf eine rote Samtschachtel. Vorsichtig öffnete sie die Schachtel. Eine silberne Kette mit einem blauen Stein lag darin. Jedes mal wenn sie die Schachtel bewegte funkelte der Stein wie ein kleiner Stern. So ein Funkeln hatte sie schon einmal gesehen. Eine Frau hob sie auf den Arm, an ihrem Hals funkelte so ein Stein. Sie klappte die Schachtel zu, legte sie zurück in die Schublade. Mit dem Buch in ihre Hand setzte sie sich auf das Bärenfell und begann zu blättern. Das wiederholte sie jedes Mal wenn Samuel die Hütte verließ. So vergingen die kalten Wintertage und der Frühling hielt Einzug ins Land. Endlich konnte Lara wieder vor der Tür und im Freien spielen. Der Großvater wollte nicht dass sie sich von der Hütte entfernte. Lara wurde aber immer neugieriger. Sie wollte wissen wohin die Tiere liefen, die sie immer fütterte. Wohin die Vögel flogen. Sie hatte jetzt viele Fragen. Der Großvater redete nicht viel über solche Sachen und wich ihr oft aus Eines Tages als der Großvater zum Holz schlagen ging, packte sie ihren kleinen Rucksack. Eine Flasche Wasser, ein paar Kekse und ihren geliebten Teddy, Pongo. Sie wollte nur ein wenig die Gegend erkunden. Niemals würde sie ihren Großvater allein lassen. Sie hatte nur ihn, andere Menschen kannte sie nicht. Bevor sie sich auf den Weg machte, steckte sie noch ein Stück Kreide in die Jackentasche. Dann lief sie los. Die Sonne funkelte durch die Bäume und es war angenehm warm. Sie hüpfte vergnügt von einen Bein auf das andere und trällerte ein Lied. An jeden dritten Baum, holte sie die Kreide aus der Tasche und zeichnete ein Kreuz an den Baumstamm, damit sie den Weg zurück findet. Es war wunderschön im Wald. Plötzlich verharrte sie. Was war das? Ein kleines Eichhörnchen. Hallo Eichhörnchen ich bin Lara. Ich wollte dich besuchen und sehen wo du wohnst! Schwups war das Eichhörnchen im Geäst verschwunden. Schön dass es dir gut geht, sagte Lara. Ich muss weiter. Sie machte ein Kreuz an den Baumstamm und hüpfte weiter. Da stolperte sie über eine Wurzel und landete im weichen Moos. Ihr war nichts passiert. Langsam drehte sie sich auf den Rücken und blinzelte in die Sonne. Hab ich ein Hunger sagte sie. Sie aß ein Keks und trank einen Schluck Wasser. Das tut gut. Da hörte sie lautes Zwitschern. Neben ihr im Busch saßen mindestens zwanzig Vögel. War das ein Spektakel! Hallo ihr Vögel ich bin hier um euch zu besuchen! Warum macht ihr denn so ein Krach? Habt ihr vielleicht Hunger? Lara holte ein Keks aus ihren Rucksack und zerbröselte ihn auf den Waldweg. Aber die Vögel kamen nicht herunter. Sie erhob sich und ging ein Stück weiter. Dann versteckte sie sich hinter einen Strauch und siehe da alle Vögel stürzten sich auf den Keks. Ich freue mich dass es euch schmeckt, flüsterte sie. Sie machte ein Kreuz an den nächsten Baum und schlich sich vergnügt weiter. Sie wollte die Vögel nicht erschrecken. Großvater hatte ihr alles über die Tiere des Waldes erzählt. Eine Weile war sie schon unterwegs als sich der Wald zu öffnen schien. Was war das? Eine Traumlandschaft. Ein kleiner See und dahinter ein Berg wo das Wasser von oben in den See stürzte. Rings um den See lagen große Steine. Dazwischen zogen sich satte grüne Wiesen mit bunten Blumen. Lara lief zum See. Dabei scheuchte sie eine ganze Schar von Schmetterlingen vor sich her. Hallo ihr Schmetterlinge, ich bin es, Lara! Ich wollte euch nicht erschrecken. Bitte beruhigt euch wieder. Jetzt stand sie direkt am See, auf einen großen Stein. Schnell zog sie Schuhe und Strümpfe aus, setzte sich auf den Stein und tauchte ihre Beine vorsichtig in das Wasser. Hui, ist das kalt, rief sie laut. Schnell zog sie die Füße aus dem Wasser, griff nach ihren Sachen und hüpfte auf den Steinen entlang bis zum Wasserfall. Neben den Wasserfall war eine kleine Ausbuchtung im Felsen. Dort machte sie es sich bequem. Auf dem weichen Rasen legte sie sich, die Arme und Beine ausgestreckt auf den Rücken und beobachtete das Wasser, wie es den Berg herunterstürzte. Ein Wassertropfen fiel auf ihre Nase. Sie schüttelte sich und rief, ist das schön hier. Eine Weile blieb sie noch regungslos sitzen, doch dann sprang sie hoch. Sie musste zurück nach Hause, noch bevor ihr Großvater kam. Eilig machte sie sich auf den Heimweg. Die Kreuze an den Baumstämmen zeigten ihr den Heimweg an. Als sie wieder Zuhause war, deckte sie noch schnell den Tisch und wartete auf ihren Großvater. Als er kam begrüßte sie ihn stürmisch. Der Großvater wunderte sich warum sie so fröhlich im Zimmer hin und her sprang. Er fragte, hattest du einen schönen Tag Lara. Ja Großvater, es war wunderschön, sagte sie. Das freut mich, Kleines, sagte er und strich ihr sanft übers Haar. Als sie in ihrem Bett lag konnte sie lange nicht einschlafen. Von diesem Tag an, lief sie jedes Mal wenn der Großvater die Hütte verließ, zu ihrem Lieblingsplatz am See. Eines Tages, als sie wieder mal am Wasserfall war, hörte sie Hundegebell. Was ist das, flüsterte sie leise. Es kam immer näher. Schnell versteckte sie sich in einem Gebüsch. Sie hatte große Angst. Es war plötzlich still. Da stupste ihr etwas Nasses am Arm. Sie drehte sich zur Seite. Vor ihr stand ein großer schwarzer Hund und leckte ihre Hand. Sie schrie laut auf und schlägt ihre Hände vor das Gesicht. Es raschelte, dann hörte sie wie jemand sagt, hab keine Angst Pongo tut dir nichts. Langsam öffnete sie ihre Augen. Dicht vor ihr sieht sie ein grinsendes Gesicht mit vielen Sommersprossen. Ein großer Schlapphut bedeckte kaum sein widerspenstiges blondes Haar. Wer bist du, fragte Lara erschrocken. Ich bin Elias und wie ist dein Name und was machst du hier so alleine, fragte er weiter. Ich heiße Lara und das ist mein Lieblingsplatz, sagte sie und blickte ängstlich auf Pongo der es sich neben Elias bequem gemacht hat. Das ist auch mein Lieblingsplatz, sagte Elias und setzte sich neben Lara. Plötzlich brummte es. Elias sprang entsetzt hoch. Du hast dich auf meinen Teddy gesetzt, sagte Lara schüchtern. Er heißt auch Pongo wie dein Hund. He das ist ja toll, rief Elias! Sie redeten noch lange miteinander. Lara erfuhr das Elias 12 Jahre alt ist und mit seinen Eltern ganz in der Nähe, in einem kleinen Dorf wohnte. Es war schon sehr spät als sie sich voneinander verabschiedeten. Seit diesem Tag trafen sie sich so oft sie konnten an ihren Lieblingsplatz. Der Großvater wunderte sich über seine Enkeltochter. Sie war so fröhlich und aufgekratzt. Er überlegte nicht lange. Er war zufrieden wenn es seinem Kind gut ging. Die Tage wurden wieder kürzer und der Herbst meldete sich und hielt Einzug ins Land. Eines Tages wartete Lara länger als üblich auf Elias. Es war windig und sehr kühl. Lara zog ihre Jacke enger um ihren Körper und zog die Kapuze über den Kopf. Endlich kam Elias und entschuldigte sich bei Lara. Ich habe mich gleich nach einen Weihnachtsbaum umgesehen, sagte er. Einen Weihnachtsbaum, was ist denn das lachte Lara. Elias schaute Lara an und sagte verwundert, na einen Weihnachtsbaum zu Weihnachten. Er schüttelte den Kopf und dachte Lara würde ihn foppen wollen. Ich weiß nicht was du meinst sagte Lara leise. Elias musste sich setzen. Aber Lara, jedes Kind weiß was ein Weihnachtsbaum ist und was Weihnachten zu bedeuten hat! Lara schüttelte den Kopf und aus ihren Augen kullerten dicke Tränen. Komm mal zu mir, sagte Elias und nahm sie in den Arm. Er konnte es nicht verstehen. Sie kuschelten sich an ihren Lieblingsplatz eng zusammen. Elias begann zu erzählen über Weihnachten, über Familie und Geschenke. Immer wieder schaute er in die weit aufgerissenen Augen seiner Freundin Lara und immer wieder musste er entsetzt den Kopf schütteln. Als er alles erzählt hatte war es eine Weile still. Dann sagte Lara, Großvater hat mir viele Märchen erzählt, aber dein Märchen war am schönsten. Lara, liebe kleine Lara sagte Elias und strich ihr sanft übers Haar. Das ist kein Märchen. Jedes mal wenn sie sich jetzt trafen musste Elias über Weihnachten erzählen. Lara konnte nicht genug bekommen. Es wurde jetzt immer kälter und die Tage kürzer. Eines Tages sagte Elias zu Lara, heute sehen wir uns das letzte Mal. Bald wird der Wald zuschneien. Morgen hole ich mit meinem Vater einen Weihnachtsbaum. Ich habe mir schon eine schöne Tanne ausgesucht. Komm mit ich zeige sie dir. Er sprang vergnügt auf und Lara hüpfte hinterher. Es war eine wunderschöne Tanne. Lara staunte und bekam ihren Mund nicht mehr zu. Ich möchte auch einen Weihnachtsbaum, sagte sie leise. Sie nahm sich vor mit ihrem Großvater darüber zu sprechen. Als sie sich an diesem Tag verabschiedeten, gaben sich beide ein Versprechen. Sobald es wieder wärmer wird und der Frühling sich ankündigt, wollen sie sich an ihrem Lieblingsplatz treffen. Elias nahm Lara in den Arm und sagte, ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest. Sie winkten sich noch einmal zu und liefen nach Hause. Schon am nächsten Tag kündigten sich die ersten Schneeflocken an. Der alte Samuel war jetzt jeden Tag unterwegs um Holz für den Winter heranzuschaffen. Kaum hatte er die Hütte verlassen, als auch Sara sich auf den Weg machte. Sie wollte Elias noch einmal sehen bevor die lange Winterzeit Einzug ins Land hielt. Vor allen wollte sie Elias ein kleines Geschenk überreichen, was sie liebevoll eingewickelt hatte. Als sie an ihren Lieblingsplatz angekommen war, kroch sie hinter eine Hecke und wartete. Es war schon sehr kalt und Lara fror jämmerlich. Sie trug nur ihre dünne Jacke. Elias kam und kam nicht. Elias wollte doch heute mit seinen Papa den Tannenbaum holen. Sie lief zu der Stelle wo die Tanne war die sich Elias ausgesucht hatte. Dort war niemand. Sie lehnte sich an einen Baum. Der Wind fegte durch den Wald. Sara bibberte. Ihre Hände und Füße waren eiskalt. Es fing wieder an zu schneien. Sie wollte schon gehen als es mächtig im Geäst knackte. Ein großer Vogel flog über ihren Kopf. Vor lauter Schreck wollte sie davonlaufen aber sie stolperte über eine Wurzel und überschlug sich. Dabei fiel ihr das Geschenk für Elias aus der Jackentasche. Mit dem Kopf stieß sie gegen einen Stein. Ihr wurde schwarz vor den Augen. So lag sie einige Zeit ohne Bewusstsein auf der kalten Erde. Als sie zu sich kam hatte sie starke Kopfschmerzen und Blut rann ihr übers Gesicht. Halb benommen schwankte sie nach Hause. Der Großvater war gerade heim gekommen als er Lara zwischen den Bäumen kommen sah. Schnell lief er ihr entgegen. Er nahm sie auf den Arm und trug sie in die warme Hütte. Lara hatte wieder das Bewusstsein verloren. Lara wurde sehr krank. Der Großvater kämpfte Wochenlang um ihr Leben. Tagelang fantasierte sie im Fieber. Eine schwere Gehirnerschütterung ließ sie kaum zu sich kommen. Endlich als sie sich wieder etwas erholt hatte war es tiefer Winter. Die Hütte war zugeschneit und Eisblumen glitzerten am Fenster. Der Großvater saß neben ihr und streichelte ihr über das Haar. Sie schaute ihn fragend an. Die großen Augen wirkten noch größer in ihrem eingefallenen, blassen Gesicht. Großvater warum weinst du, fragte sie? Er nahm sie in die Arme und sagte, jetzt wird alles gut! Plötzlich, es war wie ein Wunder, entdeckte sie neben den Kamin einen Weihnachtsbaum. Bunte Lichter glänzten wie Sterne und der ganze Raum schien zu glitzern. Lara schloss ihre Augen und mit einem Lächeln schlief sie ein. Jetzt erholte sich Lara sehr schnell. Eines Tages als sie mit ihrem Großvater vor dem Weihnachtsbaum saß holte sie ein Blatt Papier hervor. Sie gab es ihren Großvater und sagte, das ist ein Geschenk für dich zu Weihnachten. Ich habe diesen Baum ganz alleine gemalt und er sieht genau so aus wie unser Weihnachtsbaum. Ich weiß antwortete Samuel leise. Als du krank warst hast du im Fieber so oft davon erzählt. Ich habe so viel falsch gemacht, aber ich habe es doch nur gut gemeint, bitte verzeih mir, sagte Samuel! Dann erzählte Lara von Elias und ihrem Lieblingsplatz. Immer wieder schüttelte der Großvater seinen grauen Kopf. Er fasste Laras kleine Hand und sagte. Wenn es wieder Frühling wird gehen wir zusammen zu diesem Platz. Ich freue mich schon darauf deinen Freund Elias kennen zu lernen. Lara jauchzte und fiel ihren Großvater in die Arme. Doch es sollte Alles ganz anders kommen. Es war am ersten Weihnachtstag als Samuel wieder aus dem Märchenbuch vorlass, klopfte es an die Tür. Beide erschraken fürchterlich, denn es hatte sich noch niemand hierher verirrt. Samuel öffnete die Tür. Dann wich er entsetzt zurück. Lara schaute ihren Großvater an. Er stand unbeweglich und blass, mit aufgerissenem Mund im Zimmer und rührte sich nicht. Sie ging zu ihm und fasste seine Hand. Großvater rief sie und rüttelte ihn! Dann entdeckte sie Elias. Er stand mit einem fremden Mann vor der Tür. Elias, rief sie! Doch ehe sich alle versahen, lagen sich der Großvater und der fremde Mann in den Armen. Franzel, schluchzte der Großvater, du lebst! Es war still im Raum. Dann wandte sich der fremde Mann zu Lara. Er schaute ihr lange ins Gesicht. Dann nahm er sie auf den Arm. Er drückte sie an sich und weinte. Lara wusste nicht wie ihr geschah. Großvater rief sie und suchte sein Gesicht, aber auch er weinte. Lara verstand das nicht. Als der Mann sie wieder auf den Fußboden setzte und über die Wange streichelte, ging sie schnell zu Elias und fasste seine Hand. Der Großvater schloss die Tür und sagte schluchzend Lara komm zu mir. Alle setzten sich an den großen Holztisch. Dann sagte Samuel, Lara das ist dein Vater! Lara schmiegte sich noch enger an ihren Großvater und starrte den fremden Mann mit ihren großen Augen an. Sie kannte ihren Vater nicht. Dann begann Franzel zu erzählen. Als deine Tochter, meine Frau, den Weihnachtsbaum schmückte und ihr bei der alten Frau im Nachbardorf ward, wurde ich noch einmal zu einer Patientin gerufen. Als ich dann zurückkam stand unser Haus schon in Flammen und es war nichts mehr zu retten. Ich musste annehmen dass ihr allen in den Flammen umgekommen seid und wurde mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht. Als ich wieder einigermaßen zu Kräften gekommen bin, habe ich die Frau im Nachbardorf gesucht in der Hoffnung, dass ihr überlebt habt. Die Frau war aber verstorben und niemand konnte mir etwas sagen. Eine bekannte Familie hat mich dann aufgenommen. Vor ein paar Jahren habe ich dann Elias Mutter kennen gelernt und seit dem bin ich für Elias wie der eigene Vater. Er hatte vorher nie einen Vater. Franzel fasste die Hände von Lara und Samuel. Elias sagte kein Wort aber seine Augen zeigten ein Lächeln. Jetzt fing Samuel leise zu reden an. Als ich damals mit Lara vor unser brennendes Haus stand hat man erzählt dass ihr verbrannt seid. Ich habe Lara genommen und ein paar Habseligkeiten aus dem Schuppen und bin mit ihr hierher in dieses Haus gegangen. Diese Hütte gehörte meinem Urgroßvater. Das hat niemand gewusst und ich habe den Ort unserer Herkunft gemieden. Ich hätte es nicht ertragen die Erinnerung hätte mich kaputtgemacht. Das einzige was mir noch lebenswert erschien war Lara. Aber wieso habt ihr uns hier gefunden? Franzel sagte, gestern fand ich bei Elias eine Kette. Ich kannte diese silberne Kette mit dem blauen Stein. Elias erzählte mir dann, er hat ein Päckchen gefunden, als wir den Weihnachtsbaum geschlagen haben. Als er die Kette fand mit einem Zettel von seiner Freundin Lara, hat er nichts gesagt. Aber gestern hat er uns alles erzählt und als ich den Namen Lara hörte haben wir uns sofort auf den Weg gemacht. Ich habe so gehofft und auf den ganzen Weg hier her nur gebetet. Im Zimmer war es wieder sehr still. Man hörte nur das Knacken des Feuers im Kamin und ab und zu ein Schnäuzen von Samuel. Es raschelte und Elias holte die Kette aus seiner Jackentasche und legte sie mitten auf den Tisch. Samuel nahm die Kette und sagte zu Lara, diese Kette hat deine Mutter getragen. Sie hat sie von ihrer Mutter, meiner Frau, zu Weihnachten bekommen als sie noch ganz klein war. Sie hat diese Kette immer getragen. Als du noch ganz klein warst Lara, da hast du immer an dieser Kette gezogen, wenn dich deine Mutter auf ihrem Arm trug. Sie hat sie dann in eine Blechschachtel zu ihrem Lieblingsbuch gelegt und gesagt, wenn Lara alt genug ist soll sie alles bekommen. Ich habe damals diese Blechschachtel im Schuppen in einer alten Truhe gefunden und sie mitgenommen, aber ich konnte es mir niemals ansehen. Elias sagte, Lara diese Kette gehört zu dir, ich möchte dass du sie trägst. Samuel legte Lara die Kette um den Hals und Lara schaute von Einem zum Anderen, sie hatte immer noch nicht richtig begriffen was heute geschehen war. Da sagte Franzel, bitte Samuel kommt mit zu uns, wir wollen Weihnachten gemeinsam feiern. Samuel überlegte nicht lange, er packte ein paar Sachen zusammen und dann fuhren sie los. Elias Mutti wartete schon voller Ungeduld. Als sie ihren Mann mit Lara an der Hand sah kullerten ihr die Tränen übers Gesicht. Es wurde ein wunderschönes Weihnachtsfest. Lara kam aus dem Staunen gar nicht heraus. Es war ihr erstes Weihnachtsfest. Sie sangen Weihnachtslieder, aßen Plätzchen, Bratäpfel und Nüsse. Anschließend gingen sie gemeinsam in die Kirche. Es war einfach unbeschreiblich schön. Franzel entfernte sich keinen Augenblick von seiner Tochter. Immer wieder wurden Elias und Lara von Ihm in den Arm genommen. Auch zu Elias Mama fand Lara schnell Vertrauen. Franzel machte den Vorschlag, das Samuel und Lara zu ihnen ziehen. Das Haus ist groß genug und wir könnten immer zusammen sein. Alle waren damit einverstanden, aber die Ferien und das nächste Weihnachtsfest sollte in der Hütte gefeiert werden. Elias Mutti hatte noch eine Überraschung, im nächsten Jahr hatte sich noch einmal Familiennachwuchs angekündigt. Das war ein Jubel. Lara fasste Elias an die Hand und flüsterte, ich wünsche mir das Weihnachten immer so schön ist. Es ist immer so schön kleine Lara, glaube mir sagte er und gab ihr einen Kuss. Samuel steckte sich seine Pfeife an und war glücklich und zufrieden, endlich hatte er wieder eine Familie und konnte das Weihnachtsfest feiern. Er schlurfte zufrieden vor die Haustür, setzte sich auf die Bank und schaute in den Himmel
Karin Lehmann
Bürgerreporter:in:Karin Wagner-Lehmann aus Nachterstedt |
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