Der Vorname – kann auch richtig gut sein.
Es war vor ca. 4 Wochen. Gedankenlos hatte ich nach den Nachrichten den Fernseher laufen lassen. Es gab einen Film: Der Vorname. Ein Verwirrspiel über einen Namen, den ein noch nicht geborener Sohn bekommen sollte. Fünf, ja 10 Minuten fand ich es ganz lustig. Dann fand ich es nervig. Dann nach ca. 30 Minuten Laufzeit schaltete ich den Fernseher genervt ab.
Und dann. In der Stille fiel mir ein: Spielen sie dieses Stück nicht in dieser Saison in der Deister Freilichtbühne? Hatte ich dafür nicht Karten besorgt? Hatte ich nicht sogar Menschen dazu eingeladen? Musste ich sie vor dieser Premiere warnen?
Auf jeden Fall beschloss ich, meinem Mann nichts davon zu sagen und ihn in dem Glauben zu lassen, ich hätte diesen Abend ohne ihn ohnehin lesend verbringen wollen.
Dann kam der 05. August des Jahres 2022. Es hatte den ganzen Tag mehr oder weniger geregnet. „Passt ja“, dachte ich in übler Vorahnung.
Es kam der Abend. Die Wolken rissen auf und wir machten uns auf zur Deister Freilichtbühne. Mein einziger Lichtblick war, dass ich einen der Schauspieler seit Jahren kenne, wie ich im Programm festgestellt hatte.
20.00 Uhr – kurz danach hebt sich der nicht vorhandene Vorhang. Obwohl Julia Nunez-Bartolomé in ihrer Begrüßung zur Premiere schon viel Vorfreude ausstrahlte, blieb ich skeptisch. „Natürlich muss sie das Stück gut finden“, dachte ich.
Und dann kam der Erzähler des Stückes auf die Bühne. Die Handlung begann. Schon mit ihm, mit seiner Art die Rahmenbedingungen zu erzählen, waren alle Gedanken verflogen. War ich drin im Stück und als wenige Minuten später fast alle Schauspieler:innen dieses 5-Personenstücks auf der Bühne waren, war es um mich geschehen. Als die Argumentationsschlacht um den Vornamen Adolf, nein Adolphe, oder doch Adolf, begann, sich steigerte – da war ich dann traurig, als schon die Pause eingeleitet wurde. Als die Handlung dann weit weg von Adolf als Vornamen war und sich herausstellte, dass es hier um alte und neue Gräben zwischen Menschen ging. Dass hier auch auch neue Aufgerissen wurden. Da gab es nur noch schiere Begeisterung!
Tolle Dialoge, tolle Gags, tolle Monologe, eine tolle Inszenierte Handlung.
Fünf Schauspieler:innen mit viel, auch körperlichen, zum Teil ergreifenden Einsatz, viel Spiellust, mit Können. Man darf hier auf keinen Fall den Fehler machen und den oder die Beste finden zu wollen.
Wieder einmal ein Spiel dieser Bühne, das man einem Amateurtheater nicht zutraut, das man nicht erwartet – außer:
Man ist Fan dieser Bühne! Dann weiß man, zu welchem Spiel alle hier in der Lage sind. Auch mit „Maria, ihm schmeckts nicht“ ist ein weiteres Erwachsenen-Stück dieses Jahr auf der Bühne, das man auf keinen Fall verpassen darf.
Die Erkenntnis, meine Erkenntnis: Was für ein Glück, dass wir die Karten schon hatten und damit „gezwungen“ waren, diese Premiere zu besuchen. Wir hätten einen vom Wetter her zwar kühlen, vom Erlebnis her aber köstlichen Abend verpasst.
Es war die Premiere mit viel, viel Applaus bedacht. Also kann man „Der Vorname“ noch auf dieser Bühne erleben! Und man sollte es auf keinen Fall verpassen – wenn es noch Karten gibt…..
. . . ein Lesevergnügen, das auch bei mir ""schiere Begeisterung"" auslöst.