Schwäbischer DonAUWALD ist wertvoller Lebensraum vieler gefährdeter Arten
Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz besucht Naturschutzgroßprojekt
- Projektbeteiligte diskutieren Umsetzungsschritte
Die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, informierte sich im Faiminger Auwald über das Naturschutzgroßprojekt „Schwäbischer DonAUWALD“. Als eine der fünf Gewinnerregionen des Bundeswettbewerbs “idee.natur– Zukunftspreis Naturschutz“ wird das Vorhaben im Förderprogramm „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ gefördert. Die BfN-Präsidentin hob die Bedeutung der Auwälder im Projektgebiet hervor und nutzte die Gelegenheit, mit dem Projektträger Donautal-Aktiv e.V. und dessen Kooperationspartner Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V. über konkrete Maßnahmenvorschläge zu diskutieren.
„Die Auwälder an der Donau im Schwäbischen Donautal sind einzigartig und von bundesweiter Bedeutung. Sie gehören zu den größten zusammenhängenden Auwäldern in Deutschland und beherbergen nach den neuesten Erhebungen 700 Arten der Roten Liste, wovon über 250 als stark gefährdet anzusehen sind.“, sagte Beate Jessel. Charakteristisch für den Auwald ist der jährlich wiederkehrende Wechsel von Überschwemmungen und Trockenphasen. Nur dadurch können die an wechselnd feuchte Böden angepassten Auwälder und die große Vielfalt von Flora und Fauna dauerhaft erhalten bleiben. „Auwälder mit natürlichem Wasserhaushalt sind wahre Hotspots der biologischen Vielfalt, sie sind aber in Deutschland und Europa sehr selten geworden. Deshalb wollen wir den Veränderungsprozess stoppen, dem Auwälder wie hier an der Donau infolge von Flussbegradigung und Staustufenbau unterliegen“, sagte die BfN-Präsidentin.
Genau hier setzt das Naturschutzgroßprojekt Schwäbischer DonAUWALD an. An genau definierten Stellen soll künftig mehrmals im Jahr wieder Wasser in den Auwald geleitet und die natürliche Überflutungsdynamik in begrenztem Umfang wiederhergestellt werden. Das Wasser kann sich entweder flächig oder über ehemalige Flussrinnen und Altwässer im Wald verteilen, bevor es über die bestehenden Gräben wieder in die Donau zurückfließt.
Der Vorsitzende von Donautal-Aktiv e.V. und Landrat von Dillingen a.d.Donau, Leo Schrell, sein Stellvertreter und Günzburger Landratskollege Hubert Hafner sowie Vertreter der beteiligten Kommunen und die wichtigsten Projektpartner begleiteten die BfN-Präsidentin durch den Faiminger Auwald und tauschten sich im Kraftwerk Faimingen über den Fortgang des Projekts aus. Die Bayerischen Elektrizitätswerke bieten an ihren Stauwehren die Möglichkeit Wasser gezielt auszuleiten. Die Bayerischen Staatsforsten wollen mit einer vorsichtigen Herangehensweise an die Wasserzuleitungen eine langsame Gewöhnung des Waldes an die neuen Verhältnisse erreichen. Die Wasserwirtschaft begleitet das Projekt mit Rat und Tat und wird Teile des Maßnahmenpakets in die eigenen Arbeiten übernehmen. Alle vier beteiligten Landkreise stehen hinter dem Projekt und seiner naturschutzfachlichen Zielsetzung. „Wir im Schwäbischen Donautal werden Verantwortung für die bundesweit bedeutenden Auwälder übernehmen und wollen gleichzeitig die Wertschöpfungspotentiale nutzen, um unsere Region langfristig voranzubringen.“ betonte Landrat Schrell.
Das Projekt mit einer Laufzeit von zehn Jahren steht vor der Umsetzung. In einer intensiven Vorbereitungsphase sind Daten erhoben, Modelle gerechnet, Ziele definiert und Maßnahmen entwickelt worden. Vor allem aber ist mit den Menschen im Donautal diskutiert worden, um das Wissen und die Erfahrungen vor Ort mit in die Planungen einzubeziehen. Deswegen werden alle Maßnahmen von einer lokalen Arbeitsgruppe in den beteiligten Kommunen begleitet, wenn das Projekt Anfang 2013 ist die Detailplanung geht. Aller Voraussicht nach ist bis Ende 2013 mit den ersten einfachen Maßnahmen zu rechnen, wobei die Installation von Messstellen zur Beobachtung des Grundwasserstands der erste wichtigste Schritt sein wird. Danach soll mit vorsichtigen Probeausleitungen die Ausleitungsmenge und –dauer optimiert werden, um den größtmöglichen ökologischen Effekt für den Wald zu erreichen ohne die Anlieger zu schädigen.
Finanziert wird das Projekt mit einem Volumen von 10 Mio € durch das Bundesamt für Naturschutz (75%) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums, vom Bayerischen Umweltministerium (15%) und von den Landkreisen, Städten und Gemeinden vor Ort (10%).
Hintergrund
Der Bundeswettbewerb „idee.natur – Zukunftspreis Naturschutz“ wurde vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz in Kooperation mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium im Jahr 2008 ausgeschrieben. Im Rahmen dieses Wettbewerbes sollten neue zukunftsweisende Konzepte für Naturschutzgroßprojekte entwickelt werden, die zugleich wirtschaftliche Perspektiven für ländliche Regionen erschließen. Das Projekt „Schwäbischer DonAU-WALD“ ist eine von fünf Gewinnerregionen.
Mit dem Förderprogramm „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ unterstützt der Bund seit 1979 ausgewählte Regionen bei ihren Bemühungen, national besonders schützenswerte Naturräume und historisch gewachsene Kulturlandschaften großräumig zu sichern. Insgesamt wurden bislang 76 Vorhaben auf einer Gesamtfläche von mehr als 3.500 Quadratkilometern in die Förderung aufgenommen.
Bürgerreporter:in:Donautal Aktiv e.V. aus Bächingen an der Brenz |
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