Die Würde des Menschen ist unantastbar
Mal wieder etwas seltsame Gedanken von mir
Heute stand in unserer "Neuen Presse" mal wieder ein kurzer Artikel, der mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe ihn mal in 3 Fotos miteingestellt, deshalb will ich hier nicht alles noch mal reinzitieren.
Zu diesem Artikel fiel mir als allererstes folgender Gedanke ein:
"Die Würde des Menschen ist unantastbar" heißt es in Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes.
Nun, das hört sich einerseits recht toll an, ist aber andererseits auch irgendwie ein bißchen schwammig ausgedrückt. Was ist eigentlich "Würde"? Wer definiert für wen, was "Würde" ist? Da möchte ich jetzt nur mal ganz kurz die Stichworte "Ich bin Star - holt mich hier raus" und "Känguruhoden" in die Runde werfen, ich denke, ihr wißt alle, was ich meine! Nur - diese Z-Möchtegern-Sternchen machen dies ja alles zum größten Teil freiwillig, also ist es wohl nicht unter ihrer Würde. Aber upps, ich muß schon wieder aufpassen, daß ich nicht zu weit vom eigentlichen Thema und dem Ziel, zu dem ich hin will, abkomme!
Also, wo fängt "Würde" an, wo endet sie?
Ich glaube, ihr stimmt mir alle zu, wenn ich sage, daß die Geburt eines neuen Menschen schon ein kleines Wunder ist ( auch, wenn das ganze Drum und Dran vielleicht nicht unbedingt sehr würdevoll ist :-) )! Aber wie sieht es denn mit dem Lebensende eines Menschen aus? Ich glaube, das ist nur in den wenigsten Fällen würdevoll!
Mein Vater ist 1984 an Krebs gestorben, war vorher 3 mal im Krankenhaus, beim letzten mal haben sie ihn wohl nur auf- und wieder zugemacht, damit er das Gefühl hatte, man hätte nochmal was für ihn getan. Ich weiß nicht, ob er letztendlich wußte, wie es um ihn stand. Er wurde nur 55 Jahre alt.
Meine Oma ist 1995 gestorben, im Alter von 93 Jahren. Sie hat die letzten Monate in einem Pflegeheim verbracht. Wir 3 "Kinder" hatten schon alle in den neuen Bundesländern Arbeit und ( vorübergehende ) Unterkunft und so blieb meine Mutter erstmal mit unserer Oma allein in der alten Wohnung. Irgendwann, nachdem schon mehrere Male der Notarzt kommen mußte, legte unsere Hausärztin unserer Mutter nahe, für unsere Großmutter einen Platz in einem Pflegeheim zu suchen ( was sich allerdings als gar nicht so einfach erwies ), "sonst gehen Sie eher als Ihre Mutter, Frau Seemann!" An einem meiner Wochenendbesuche zu Hause fuhr ich meine Mutter zum Pflegeheim. Ganz ehrlich, da war auch nicht mehr viel mit der "Würde des Menschen"! Und damit meine ich jetzt wirklich nicht das Pflegepersonal o. ä.. Ich denke, ihr wißt, was ich meine!
Nun, wir hätten uns gefreut, wenn unsere Oma - im besten Fall sogar noch bei geistiger Gesundheit - mit ins neue Zuhause hätte ziehen und das noch erleben können, aber leider...............
Bei Wikipedia beschäftigt mich besonders dieser Absatz:
"Auf weltanschaulich-religiöser Ebene wird diskutiert, was unter Menschenwürde bei den rechtsethischen Fragen des Lebensbeginns und des Lebensendes verstanden wird. Aus psychologischer Sicht wurde der Begriff der Menschenwürde von dem schweizerisch-amerikanischen Psychiater Léon Wurmser konkretisiert. Er versteht die Scham als Hüterin der menschlichen Würde."
Fragen des Lebensbeginns und des LEBENSENDES! Und dann diese Worte "Scham als Hüterin der menschlichen Würde"!
Gäbe man den Menschen, die in einem Pflegeheim im Prinzip nur noch dement vor sich hin vegetieren, gar nicht mehr wissen, daß sie überhaupt noch am Leben sind, nur eine halbe klare Stunde, um sich über ihre Situation klar zu werden und ihnen würde klar werden, daß sie die - z. B. - nächsten 5 Jahre in diesem Zustand verbleiben würden, wie sehr würden sie sich wahrscheinlich schämen!
Meine Mutter hat eine Patientenverfügung, nach der sie lebensverlängernde Maßnahmen ablehnt. Das wäre auch für mich eine Option. Zwar heißt das nicht unbedingt, daß das Sterben dadurch schneller oder leichter wäre, aber man nimmt zumindest den Angehörigen die Qual einer Entscheidung!
Wenn man weiß, man ist unheilbar krank, man wird nie wieder gesund, man leidet Schmerzen, die immer schlimmer werden würden - man hat also absolut keine Lebensqualität mehr, hat man dann nicht das Recht, seine letzten Augenblicke wenigstens halbwegs in Würde zu verbingen? Ich z. B. würde meinen Angehörigen auch gerne ersparen, zusehen zu müssen, wie ich vielleicht unter Schmerzen und Leiden zwar von der Welt kommen MÖCHTE, aber nicht kann!
So, und nun auf'n Punkt:
Ich finde diese Gesetzgebungen in Belgien, den Niederlande und Luxemburg einfach nur hervorragend! Natürlich muß sowas unter strengen Vorgaben geschehen, z. B. eben auch die Begutachtung durch einen Psychiater, daß die betreffende Person noch bei geistiger Gesundheit und voll urteilsfähig ist, eventuell auch noch eine 2. oder 3. medizinische Meinung/Beurteilung einholen etc! Es würde sonst sicherlich sehr oft zu vorschnell gehandelt oder "Schindluder" damit getrieben. Aber wie gesagt, im Prinzip wäre ich auch in Deutschland für eine solche Gesetzgebung unter strengen Auflagen!
Und jetzt würde mich EURE Meinung dazu mal interessieren!
Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte hier keine Diskussion um das Für und Wider von Sterbehilfe vom Zaun brechen! Es geht mir einzig und allein darum, Eure Sichtweisen zu diesem Thema kennenzulernen. Und vielleicht hat ja auch der ein oder andere noch ein paar gute Argumente für die jeweilige Seite!
Silke, ja, da gebe ich Dir in allem recht!
Auch mit der Hoffnung der Patienten wird noch mal ordentlich Kohle gemacht!