IHK Hannover: Konjunkturumfrage Herbst 2015

IHK-Konjunkturumfrage für Niedersachsen: Inlandsnachfrage stützt Wachstum
Die niedersächsische Wirtschaft befindet sich im Herbst 2015 weiter auf moderatem Wachstumskurs. Die Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage am Ende des dritten Quartals insgesamt positiv. Nach dem starken Anstieg der Exporte im ersten Halbjahr, folgte im dritten Quartal ein deutlicher Rückgang. Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate gehen in den einzelnen Branchen in unterschiedliche Richtungen. Der IHK-Konjunkturklimaindikator verbleibt bei konstant 113 Punkten. Das ergab die Konjunkturumfrage der niedersächsischen Industrie- und Handelskammern bei 1.700 Unternehmen.

Die Erwartungen an die kommenden Monate haben sich gegenüber dem Vorquartal per Saldo kaum verändert. Es ergibt sich aber zunehmend ein differenziertes Bild bei der Betrachtung der Wirtschaftsgruppen: Während die binnenorientierten Händler und Dienstleister positive Erwartungen aufweisen, haben sich in der stärker exportlastigen Industrie die Aussichten eingetrübt.

Zwar sind die niedersächsischen Exporte im 1. Halbjahr deutlich gewachsen, die Exporterwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich jedoch spürbar abgeschwächt. 24 Prozent der Unternehmen (Vorquartal: 27 %) geben an, dass sie erwarten, mehr zu exportieren. 12 Prozent (Vorquartal: 8 %) gehen von einem Rückgang aus. Dies liegt unter anderem am nachlassenden Wirtschaftswachstum großer Schwellenländer wie China und Brasilien. Wachstumsimpulse haben die Exportunternehmen hauptsächlich aus dem Euro-Raum und den USA erhalten.

Die Geschäftslage der Industrie war im dritten Quartal 2015 zwar solide und die Belebung des Exports durch den schwachen Euro im 1. Halbjahr ein Wachstumstreiber. Allerdings konnte die Industrie das Tempo im dritten Quartal nicht halten. Die Schwäche im Asiengeschäft überlagert die gute Entwicklung in den europäischen und nordamerikanischen Märkten. Darüber hinaus sorgten saisonale Effekte (Betriebsferien) für vergleichsweise schwache Quartalszahlen. Der Indikator für die Auftragseingänge aus dem Ausland ging per Saldo von plus 2 im Vorquartal auf minus 13 zurück. Davon sind derzeit vor allem die Investitionsgüterhersteller wie der Maschinenbau und die Elektrotechnik betroffen.

Vor dem Hintergrund der VW-Abgasaffäre ist die künftige Entwicklung allerdings offen. Die Rückwirkungen auf Niedersachsen, wo zumindest jeder dritte industrielle Arbeitsplatz am Auto hängt, sind daher noch nicht absehbar. Unternehmen aus dem Bereich der Automobilzulieferer berichten aktuell von einer Verunsicherung.

Erfreulich bleibt dagegen die wirtschaftliche Entwicklung, die durch die Inlandsnachfrage getragen wird. Ein zusätzlicher Nachfrageschub ergibt sich aus dem hohen Flüchtlingsaufkommen. Die wachsende Beschäftigung und die hohen Lohnsteigerungen bleiben der Motor des Einzelhandels. 90 Prozent (Vorquartal: 92 %) der Einzelhändler beurteilen ihre Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend. Langfristige Konsumgüter wie Autos und Möbel sind die Favoriten der Konsumenten. Kritisch bleibt die Situation dagegen in einigen Bereichen des stationären Facheinzelhandels, der unverändert dem starken Wettbewerbsdruck des Online-Handels ausgeliefert ist. Es zeigt sich zunehmend, dass vor allem Geschäfte mit Qualität, Beratung und einem Einkauferlebnis an attraktiven Standorten im Wettbewerb bestehen können.

Von der gestiegenen Inlandsnachfrage profitieren auch die Dienstleistungsunternehmen. 53 Prozent (Vorquartal: 47 %) der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut, lediglich 3 Prozent (Vorquartal: 6 %) sind mit ihrer Situation nicht zufrieden. Wie bereits im Vorquartal konzentriert sich der Beschäftigungsaufbau auf den Dienstleistungssektor.  

Ausblick
Die hohen Reallohnzuwächse, die niedrigen Zinsen und Energiepreise treiben die inländische Nachfrage. Das Exportwachstum wird sich dagegen abschwächen. Die Auswirkungen der VW-Abgasaffäre auf die gesamte niedersächsische Wirtschaft sind zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss. Vor diesem Hintergrund stehen die positiven Wachstumsaussichten unter Vorbehalt.(ihk)

Bürgerreporter:in:

Winfried Kippenberg aus Bad Grund (Harz)

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