Schulung beim NABU in Goslar soll Hummelschützer vorbereiten und sensibilisieren
29.2.2016: NABU will Hummelarten im Harzvorland auf die Spur kommen
Schulung beim NABU in Goslar soll Hummelschützer vorbereiten und sensibilisieren
Goslar (ein/kip) Eine Fortbildung zur Erkennung und zum Schutz seltener heimischer Hummelarten findet am Montag, den 29. Februar 2016 unter Leitung des Hummelexperten Rolf Witt beim NABU in Goslar statt. Ermöglicht wird das Seminar durch eine Förderung der Bingo-Umweltstiftung für das vom NABU Niedersachsen betriebene Hummelprojekt.
Der aus Oldenburg kommende Referent Rolf Witt mit einem bundesweiten Ruf als Experte für Stechimmen aller Art – hierzu zählen alle mit einem so genannten Wehrstachel ausgestatteten Hautflügler – richtete die Aufmerksamkeit vor allem auf eine Gruppe von mehreren sehr selten gewordenen Hummelarten, von denen einige auch im Harzvorland und im Harz nachgewiesen oder zu erwarten sind. So konnte Mathias Kumitz, Vorsitzender des NABU Goslar, bereits mehrere Fundorte seltener Hummelarten anzeigen. Das Auffinden weiterer Arten wie der B. sylvarum = die Bunte Hummel, früher Waldhummel, (die Wildbiene des Jahres), B. soroeensis = die Distelhummel, waren sehr erfreulich. Extrem selten im Harz (1 Fund) ist B. subterraneus = die Erdbauhummel, B. wurflenii = die Bergwaldhummel. Die Hoffnung des im Auftrag des NABU tätigen Biologen auf weitere Fundmeldungen ist groß, weshalb eine von mehreren Schulungen jetzt auch in Goslar stattfindet.
Während sieben unserer heimischen Hummelarten sehr häufig und fast in jedem Garten mit Blütenangebot zu finden seien, ist diese Hummelartengruppe, Rolf Witt zu Folge, besonders stark von der Intensivierung der Landwirtschaft und dem damit einher gehenden Landschaftswandel bedroht: Die oft kleinen Hummelvölker nisten an jahrelang unbewirtschafteten Standorten mit verfilzter Grasnarbe und sind deshalb durch den Rückgang an Brachflächen und ungemähten Saumstreifen gefährdet. Zudem benötigen sie eine nur noch auf wenigen Flächen vorkommende Blütenvielfalt und -menge, um genug Pollen und Nektar sammeln zu können. Rolf Witt erläutert, dass dabei nicht Wiese gleich Wiese ist. Insbesondere die Pflanzenarten mit einem besonders hohen Eiweißanteil im Pollen haben nach Untersuchungen aus Großbritannien eine Schlüsselbedeutung für Arten wie die Mooshummel oder die Veränderliche Hummel. Vor allem Schmetterlingsblüter (Fabaceen), allen voran der Rotklee und diverse Rachenblüter sind für die Hummeln besonders nahrhaft. Der Biologe wirbt daher auch für die Erhaltung und Förderung von Flächen mit Vorkommen der Weißen und Gefleckten Taubnessel, da diese vor allem im Frühjahr wertvolle Pollenquellen sein können. Der Pollen des auf mit Gülle gedüngten Wiesen oftmals dominant vorkommenden Löwenzahns ist dagegen minderwertig und nur begrenzt für die Versorgung der Hummelbrut geeignet. Problematisch für die Hummeln ist zudem das häufig zu beobachtende zeitgleiche Mähen großer Grünlandgebiete, was den Hummeln vielfach selbst auf extensiver genutzten Wiesen das Nahrungsangebot entzieht. Insbesondere von Juli bis September wird der Mangel dann so groß, dass die Völker der in der Regel erst spät im Jahr fliegenden seltenen Arten wegen Nahrungsmangel zu Grunde gehen. Nicht zuletzt mache diesen Arten auch der Einsatz von Giften in der Landwirtschaft zu schaffen, so Witt.
Außer den Informationen zur Ökologie der Arten und den Ergebnissen bisheriger Nachforschungen zu Vorkommen der Arten gibt Rolf Witt anhand mitgebrachter Insektenpräparate auch die Möglichkeit, verschiedene Bestimmungshilfen zur Identifikation der Arten zu erproben.
Motiviert durch das Erlernte sollen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Goslar zum Ende der Veranstaltung zur Bildung von Arbeitsgruppen animiert werden. Bereits im kommenden Frühjahr sollen Exkursionen angeboten und durchgeführt werden, um durch das Finden weiterer Vorkommen seltener Hummelarten die Grundlagen für einen verbesserten Schutz zu legen. Den wenigen noch vorhandenen seltenen Hummelarten soll durch ein optimiertes Pflegemanagement der Lebensräume geholfen werden. Dazu müssen vor allem die Flächeneigentümer informiert und sensibilisiert werden. An einer Mitarbeit interessierte Hummelfreunde oder Institutionen können sich gern beim NABU Goslar melden.
Ansprechpartner: Wolfgang Moldehn, Tel.: 0170 380 39 85; w.moldehn@t-online.de
Bürgerreporter:in:Winfried Kippenberg aus Bad Grund (Harz) |
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