Aktuelles zur Borkenkäfersituation im Nationalpark Harz
Aktuelles zur Borkenkäfersituation im Nationalpark Harz
Wernigerode (ein/kip) In den letzten Tagen hat sich witterungsbedingt auch im Nationalpark Harz an Fichten Stehendbefall durch den Fichtenborkenkäfer, auch Buchdrucker genannt, bemerkbar gemacht. Der milde Winter und das zeitige Frühjahr haben dazu beigetragen, dass viele Borkenkäfer überwintern konnten und etwa 14 Tage eher ausgeflogen sind als im Durchschnitt der letzten Jahre.
Eine Besonderheit dieses Jahres ist der schwankende Witterungsverlauf. Wärmeperioden und kältere Tage folgen im raschen Wechsel, begleitet von mehr oder weniger intensiven Regenfällen. Damit wird der Zeitraum des Fluges verzögert, denn viel Regen im Frühjahr und Frühsommer verbessert die Wasserversorgung der Fichten, so dass sie mehr als in trockenen Jahren in der Lage sind, anfliegende Borkenkäfer durch Harzen abzuwehren. In den befallenen Bäumen sind neben Jungkäfern auch alle anderen Entwicklungsstadien des Brutgeschehens sichtbar. Es kommt zur Überlagerung von Geschwisterbruten und der ersten Generation Jungkäfer. Dieses führt in Verbindung mit der sommerlichen Witterung zu stärker ansteigendem Borkenkäferbefall von Bäumen, den man derzeit auch an zahlreichen Stellen beobachten kann, wie Sabine Mané als zuständige Fachbereichsleiterin des Nationalparks Harz mitteilte.
Das Borkenkäfermanagement des Nationalparks Harz konzentriert sich derzeit auf den 500 m breiten Borkenkäfer-Sicherheitsstreifen an den Rändern des Nationalparks zu den Nachbarwäldern. In diesen Bereichen wird entdeckter Befall mit Borkenkäfern sofort bekämpft, d.h. die Bäume werden gefällt, aus dem Wald an die nächste Waldstraße gebracht und schnellstmöglich abgefahren. Ist erst einmal Stehendbefall an noch grünen Bäumen erkannt worden, ist schnelles Handeln nötig, denn im Sommer geht die Entwicklung der Borkenkäfer vom Ei zum Jungkäfer rasch vonstatten.
Das Borkenkäfermanagement im Nationalpark Harz wird differenziert vorgenommen. In der Naturdynamikzone in den Hochlagen, d.h. in der sog. Kernzone, wird keine Borkenkäferbekämpfung durchgeführt - hier entwickelt sich eine spannende Dynamik vom Fichtenforst zum Fichtenwald. Anders ist es im 500 m-Sicherheitsstreifen und in verschiedenen Bereichen der Waldentwicklungszone. Hier ist es oft notwendig, größere Fichtenaltholzkomplexe vor Borkenkäferbefall zu schützen, um vorgesehene Waldumwandlungsmaßnahmen durchführen zu können.
Die Überwachung des Borkenkäfergeschehens im 500 m-Streifen ist gut organisiert. In 31 sogenannten Claims sind Revierleiter und besonders geschulte Forstwirte mindestens wöchentlich einmal unterwegs, um frische Befallsherde festzustellen und die Sanierung zu organisieren bzw. durchzuführen. Das erfolgt in enger Abstimmung mit den benachbarten Forstrevieren.
"Im Nationalpark werden keine Insektizide eingesetzt und die Bekämpfungsarbeiten werden maschinell durchgeführt. Besucher im Nationalpark werden deshalb in nächster Zeit die eine oder andere Forstmaschine oder einen Holztransporter zu Gesicht bekommen, wofür wir alle Besucher und Wanderer um Verständnis bitten", so Sabine Mané abschließend.
Durch Borkenkäfer abgestorbene Bäume sind aufgrund ihrer braunen Farbe gut zu erkennen. Frisch befallene Bäume sind jedoch noch grün und oft nur für die Fachleute zu erkennen. Fotos: Nationalpark Harz.
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NPH 100 Borkenkäfer