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Gedichte und Lieder zum Johannisfest

Gedichte und Lieder zum Johannistag in Bad Grund

Bad Grund (kip) In den zurückliegenden Jahrhunderten wurde im Oberharz am 24. Juni eines Jahres das Johannisfest gefeiert. Seinerzeit war es ein arbeitsfreier Festtag mit Gottesdienst und die Schulkinder hatten schulfrei. Inzwischen wird nur noch in einigen Harzorten wie in Bad Grund dieses Brauchtumsfest gefeiert. Es ist seit Jahren kein arbeitsfreier Tag mehr und die Kinder gehen wie jeden Tag zur Schule. Allenfalls die örtlichen Kindertagesstätten basteln und üben Lieder zum Johannisfest.

Manche Lieder wurden in der Vergangenheit nur mündlich überliefert. So sind nicht mehr alle Lieder mit vollständigem Text erhalten. Gesungen wurde häufig nach der Melodie alter Volkslieder. Einige Texte werden nachstehend wiedergegeben.

Es war immer ein Tag der Freude und Lust,
ein Himmel voller Seligkeiten,
so sorgenfrei die Brust.
Der Auftrieb stellte alle Weichen!
Ob alt oder jung, Einheimische oder Gäste,
ein jeder brachte sich ein in diesem Feste.
Die Menschen im Schmuck, wie ihr Johannisbaum,
es war doch der Tag der heimlichen Wünsche,
und offen für manch seligen Traum.
Froher Gesang, klang durch den Ort,
da hatten die Lehrer mit vorgesorgt!
Eine bunte Kette zog nachts über die Berge,
im Mondenschein – vorbei an staunenden Zwergen.
Die Kleinen gingen heute nicht gern zu Bett,
doch dann träumten sie von Kakao, Kuchen und Eis:
von den Kreisen um den Johannisbaum -
vom Paradeis.
Was hatte sich heut doch alles an Schönen bewegt -
Was zur Erinnerung ward und weiter lebt!

Die nachfolgenden zusammengestellten Liedern waren mündlich überliefert. Die Texter sind heute unbekannt und gesungen wurden diese Lieder häufig nach der Melodie bekannter Volkslieder.

Johannisruf
Tripp-trapp, Käsenapp, heute ist Johannistag.

(Dieser Ruf war in der Bergstadt Bad Grund und wohl auch in anderen Harzorten an diesem längsten Tag des Jahres oft zu hören.)

Das Schäferspiel

Wo treff' ich meinen Schäfer an,
wo werd' ich ihn wohl finden,
der mir mein Herz erfreuen kann wohl unter Linden?
Unter einer grünen Buche ich nach meinem Schäfer suche.
Wohl unter einer Linden, da werde ich ihn finden.

Herr Schäfer, bleib' er stille stehn, mich deucht', ich sollt ihm kennen.
Warum will er so von mir gehen, und sich von mir trennen?
Ei, so will ich mich zu ihm wenden, fassen ihn an beiden Händen.
Und er soll desgleichen mir auch ein Küßchen reichen.

Ei, wie glücklich war die Stund', da ich meinen Schäfer fund,
und du bist mein Vetterle und du meine Base.
Kennt ih nicht das Liebespaar mit der langen Nase?

(Erläuterungen: Während der geschlossene Kreis um den Johannisbaum sich tanzend bewegt, geht jemand im Kreis umher und sucht sich einen Partner. Bei „Herr Schäfer, bleib' er stille steh'n“ wird dieser in den Kreis gezogen. Von da an wird dem Text entsprechend weiter getanzt- Bei „Ei, wie glücklich ist die Stund'“ tanzt das Paar im Kreis herum. Bei „Kennt ihr nicht das Liebespaar“ zeigen alle dem Paar eine lange Nase.)
Die Texte wurden mündlich überliefert. Dieser Text wurde um 1843 aufgezeichnet. Das Lied soll aus dem 17. Jahrhundert stammen. Erwähnt ist das Lied bei Günther „Der Harz“, 1888.)

Der Rosengarten

Ich ging in einem Rosengarten, eine Dame zu erwarten,
die mir schenket einen Kuss, die mir schenket einen Kusse.

(Zum Ablauf: Ein Herr hält sich im Kreis auf und holt sich eine Dame. Das Paar geht eingehakt gegen die Kreisrichtung. Bei der Wiederholung des Textes ist Partnerwechsel angesagt. Text aus Günther, „Unser Harz“, 1888.)

Der lustige Weidemann

Ich bin ein lustiger Weidemann und such' mir ein Re-
vier. Es gibt der munteren Tier so viel, drum,
ein Hirschlein, das ich schießen kann, ein hübsches munteres
Tier. Jäger, nimm dir eines zum Ziel.
Ziel! Puff, der Schuß, der ist geschehen, man muss das Wild besehen.

(Erläuterungen: Der „Weidemann“ geht in Gegenrichtung um den Baum am Kreis entlang. Bei „Puff“ zielt er mit der Gebärde des Schießens auf das Wild, zieht es in die Mitte des Kreises und dreht es zum Besehen mehrmals herum. Günther „Der Harz“, 1888. Andere Lieder hatte unter anderem Ellen Heberle, die mit ihrem Mann seit vielen Jahren in der Johanni-Gemeinde „Adeles Eck“ aktiv mitwirken, in einer Mappe bewahrt.)

Der Jäger

Es wollt' ein Jäger früh aufsteh'n, dreiviertel Stund vor Sonnenaufgeh'n.
Er nahm sein Liebchen bei der Hand und führte es durchs Vaterland.
„Ach Liebchen, hast Du's Bett gemacht? „Ach, nein, ich hab's vergessen.“
„Was hast Du denn den ganzen Tag bei deinem Schatz gesessen?“
„Und wenn Du willst den Jäger hab'n, so musst Du grüne Schuhe trag'n.“
„Nein, grüne Schuhe trag' ich nicht!“ „Dann kriegst Du auch den Jäger nicht!“
„Ade, ade, mein liebes Kind, jetzt muss ich von Dir scheiden.
In diesem letzten Augenblick vergeß' ich auch das Küsslein nicht.“

(Erläuterungen: Der „Jäger“ geht im Kreis umher und wählt sich sein „Liebchen“. Beide bilden dann mit ihren Händen ein Tor über die Kreiskette, wobei einer innen und einer außen der Kreisrichtung entgegenstehtö Nach „Ade, ade“ winken sich beide zu und wählen einen anderen Partner.)

Hier ist grün

1. Hier ist grün, da ist grün unter meinen Füßen. Hab' verloren meinen Schatz,
werd' ihn suchen müssen. Dieser wird mir wohl gefallen. Dreh' dich um, dreh' dich um,
ich kenne dich ja nicht. Ach nein, ach nein, du bist nicht.
Scher' dich raus, ich kenn' dich nicht.

2. Hier ist grün..  (aber am Ende heißt es:):
Ach ja, du bist es ja, der mir ein Küsslein schuldig war.

(Erläuterungen: Das Lied wurde entsprechend gespielt.)
Hier ist grün....

Hier ist grün, da ist grün unter meinen Füßen,
hab' verloren meinen Schatz,
werd' ihn suchen müssen,
dieser, dieser, dieser,
dieser wird mir wohl gefallen,
dreh Dich um, dreh' Dich um,
ich kenne Dich ja nicht.
Ach nein, ach nein,
Du bist es nicht,
scher Dich raus,
ich mag Dich nicht!
Hier ist grün, da ist grün unter meinen Füßen,
hab' verloren meinen Schatz,
werd' ihn suchen müssen;
dieser, dieser, dieser,
dieser wird mir wohl gefallen,
dreh Dich um, dreh' Dich um,
ich kenne Dich ja wohl.
Ach ja, ach ja,
Du bist es ja,
der mir ein Küsslein schuldig war!

Bub und Spinne

Bub und Spinne gingen in den Wald,
da ward dem Bub die Füße kalt.
Dihollahi, dihollahidio, dihollahidiho!
Da macht die Spinne Feuer an,
damit der Bub sich wärmen kann.
Da kam ein böser Wirbelwind,
der macht das Feuer aus geschwind,
Da ward die Spinne ärgerlich
und haut dem Bub ins Angesicht.
Da kam ein guter Wandersmann
und macht das Feuer wieder an.
Da ward die Spinne wieder gut -
da kann man sehn, was Liebe tut!

Jagt mir doch das Hirschlein...

Jagt mir doch das Hirschlein auf der Weide.
Du und Du bist meines Herzens Freude!
Wechselt mir die spanische Pistole,
dass ich mir mein Schätzlein wiederhole.
Ei, so komm' doch her mein Kind,
dass ich Dich jeder wieder find.
Treu um Treu und liebe mich
und vergiss das Küsslein nicht!

Ein Bauer fuhr ins Holz

Ein Bauer fuhr ins Holz, ein Bauer fuhr ins Holz.
Heiße Viktoria, ein Bauer fuhr ins Holz.
Er nahm sich eine Frau,
er nahm sich eine Frau.
Heiße Viktoria, er nahm sich eine Frau.
Die Frau nahm sich eun Kind,...
das Kind nahm sich 'ne Magd.....
die Magd nahm sich 'nen Knecht...
der Knecht nahm sich 'nen Hund....
der Hund nahm sich 'nen Knochen...
der Mann schied von der Frau ....
die Frau schied von dem Kind...
das Kind schied von der Magd...
die Magd schied von dem Knecht...
der Knecht schied von dem Knochen...
der Knochen wird ausgelacht,
der Knochen wird ausgelacht.
Heiße Viktoria, der Knochen wird ausgelacht.

Es war einmal ein kleiner Mann

Es war einmal ein kleiner Mann,
juppheidiheida, der nahm sich eine große Frau.
Die Frau, die wollt' zum Markte gehen,
der kleine Mann wollt' auch mitgehn.
Und scherst Du DIch nicht gleich nach Haus
und kehrst Du meine Stube aus.
Und als die Frau nach Hause kam,
da saß er in der Fensterbank und
leckte seinen Teller blank.
Da holt die Frau den Besenstiel und
haut dem Mann ein Loch in'n Kopf.
Da holt der Mann die Nachbarin:
Meine Frau hat mich geschlagen,
wir woll'n uns wieder vertragen.

Wenn ein mit Bergleuten besetztes Harzorchester zum Johannisfest aufspielte (dies war selten und eine große Ausnahme) erklang zur großen Freude alles Festteilnehmer das Harzer Nationallied „Glückauf, ihr Bergleut' !“ Meistens machten zum Johannisfest die Nachbarn mit Akkordeon und Gitarre Musik.

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