"Zumwinkel wird fast sicher vor Gericht landen": Bespitzelter Redakteur Reinhard Kowalewsky spricht ausführlich über die Telekom-Affäre
Remagen (ots) - Im Interview mit dem Medienmagazin journalist spricht der ehemalige Capital-Redakteur Reinhard Kowalewsky erstmals ausführlich über den vor einem Jahr bekanntgewordenen Bespitzelungsskandal der Deutschen Telekom. Mindestens neun Monate lang spionierte das Bonner Unternehmen den Telefonverkehr von Kowalewsky aus - um eine undichte Stelle im eigenen Haus zu finden. Darüber hinaus gibt es Gerüchte, dass über Mobilfunkdaten ein Bewegungsprofil von ihm erstellt wurde und die Passagierliste eines Lufthansa-Fluges darauf überprüft wurde, ob der 49-Jährige an Bord war.
"Beim Thema Bewegungsprofile läuft es mir kalt den Rücken runter", sagt Kowalewsky dem journalist. Theoretisch hält er Bespitzelungen wie die der Telekom in jedem deutschen Unternehmen für denkbar, aber nur der Bonner Telefonkonzern habe leichten Zugang zu den Verbindungsdaten so vieler Menschen. Deshalb habe er immer auch ein Handy von einem anderen Anbieter besessen. "Ich hielt es schon für möglich, dass die Leute einfach in den Keller gehen und mal schauen, wen ich so angerufen habe", sagt Kowalewsky, der mittlerweile bei der Rheinischen Post arbeitet.
Unklar ist bis heute, ob es in der Capital-Redaktion einen Maulwurf gab, der Kowalewskys Informanten ausfindig machen sollte. Fest steht, dass die Telekom einem ihrer Mitarbeiter 180.000 Euro für die Bezahlung eines angeblichen Maulwurfs überwiesen hat. "Das zeigt, welche Mentalität in der Telekom-Spitze in den Jahren 2005 und 2006 herrschte", so Kowalewsky. Er schließt allerdings aus, dass der von der Staatsanwaltschaft gefundene Entwurf einer "eidesstattlichen Erklärung" des möglichen Maulwurfs tatsächlich von einem früheren Capital-Journalisten stammen könnte.
Derzeit bereitet die Bonner Staatsanwaltschaft die Anklagen in dem Bespitzelungsfall vor. Im Visier sind unter anderen die früheren Telekom-Topmanager: der ehemalige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und Ex-Vorstandsvorsitzender Kai-Uwe Ricke. Beide stehen im Verdacht, bereits im Herbst 2005 von dem illegalen Treiben in ihrem Unternehmen gewusst und es möglicherweise sogar angestiftet zu haben. "Zumwinkel wird fast sicher vor Gericht landen, und auch bei Ricke sieht es alles andere als gut aus", vermutet Reinhard Kowalewsky. Zur Rolle von Klaus Zumwinkel sagt er: "Seine Steueraffäre war Peanuts im Gegensatz zu dem Schaden, den er der Telekom angetan hat."
Mit einer symbolischen Geste will die Telekom jetzt bei allen deutschen Journalisten Wiedergutmachung leisten. Dem Medienmagazin journalist sagte Telekom-Sprecher Philipp Schindera, dass derzeit Gespräche mit dem Ausbildungszentrum Haus Busch in Hagen laufen. Geplant sei, drei Studienplätze im Lehrgang "Qualitätsjournalismus" zu sponsern.
Das Interview mit Reinhard Kowalewsky lesen Sie in der Juni-Ausgabe des Medienmagazins journalist, das Ende dieser Woche erscheint. Diese Vorabinformation ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung frei.
Anmerkung: Diese wichtige Information möchte ich niemand vorenthalten.
Winfried Kippenberg
Bürgerreporter:in:Winfried Kippenberg aus Bad Grund (Harz) |
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