myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Was wir nicht festhalten, verweht der Wind

  • Copyright: Werner Jung Bad Ems- Liebesgeschichte
  • hochgeladen von Werner Jung

Die unglaubliche Story einer außergewöhnlichen Hündin


In eine dicke Decke eingehüllt, lag ich- eine schwarze Pudel- Schnauzer Hündin auf dem Rücksitz des kleinen NSU-Prinz 3, der auf dem Weg nach Malmö in Schweden war. Der Motor hämmerte sportlich, um die fehlenden PS- Zahl zu ersetzen. Ich war sehr krank. Starke Halsschmerzen behinderten das Schlucken. Mein Bellen war augenblicklich auf ein bemitleidenswertes Röcheln reduziert. Auf den Vordersitzen saßen 2 junge Leute, die mich in ihrer Mitte aufgenommen hatten. Ein junger Student mit Bart, dem die Freiheit der Revolution ins Gesicht gemalt war, und der ein Gastsemester in der schwedischen Stadt Lund absolvieren wollte. Er wurde begleitet von einem aufregend schönen Mädchen, das meine Not im Tierheim in Koblenz beendete. Ich erinnere mich noch sehr genau an diesen besonderen Tag am 17.September 1968. Es war ein Donnerstag um 16 Uhr 15. Ich lag krank zusammen- gekauert in der dunklen Ecke eines trostlosen Geheges im Tierheim in Koblenz. Das schreckliche Geheul meiner Artgenossen war hier etwas gedämpft zu hören. Wo war ich nur hingeraten? Ich hatte wunderbare und liebevolle Eltern. Meine Hundemutter war eine Schönheit, die ihre exotische Ausstrahlung genoss. Mein Vater war ein großer schwarzer Pudel, der in meine Mutter sehr verliebt war. Kurz vor Weihnachten wurde ich an eine Familie vermittelt, die mich als Weihnachtsgeschenk auserkoren hatten. Zuerst war ich Star und Liebling der Familie und wurde mit Plätzchen und mit Pralinen verwöhnt. Das änderte sich aber sehr schnell. Als sie an Ostern eine Flugreise nach Spanien planten, setzten sie mich an der Autobahn- Rast stelle Montabaur bei Koblenz einfach aus. Mutterseelen und allein irrte ich zwischen LKWS und PKWS umher, um meine Familie zu suchen. Ich wollte es einfach nicht glauben, dass ich ausgesetzt war. Wie in einem Märchen tauchte aus der Tiefe der Nacht ein wunderhübscher Schnauzer auf. Er führte mich zu seinem Versteck, wo er einen Knochen, den er vorher mühevoll verscharrt hatte, nur für mich ausbuddelte und als Geschenk überreichte. Dabei war er so liebevoll und so einfühlsam, dass ich mich sofort in ihn unsterblich verliebte. Alle Sorgen vergaß ich und ließ mich fallen in den Strudel der Gefühle, den man Liebe nennt. Meine Halsschmerzen, die sich seit einigen Tagen schon eingestellt hatten, spürte ich kaum noch. Es war eine wundervolle Nacht. Plötzlich wurden wir von laut quietschenden Bremsen und lauten Kommandorufen geweckt. Mein geliebter Freund verschwand lautlos. 2 Polizisten hatten blitzschnell eine Leine an meinem Halsband befestigt und zerrten mich in das bereitstehende Polizeiauto. Sie brachten mich in das Tierheim nach Koblenz. Meine Schluckbeschwerden hatten sich verschlimmert. Morgens kam ein Tierarzt und untersuchte mich. Er stellte eine eitrige und gefährliche Halsentzündung fest und riet den Betreuern die baldige Einschläferung. Ich verstand seine Worte nicht, denn ich hatte manchmal vor dem Einschlafen Angst. Ein benachbarter älterer Schäferhund mit weißen Barthaaren klärte mich über den ewigen Schlaf behutsam auf. Allein bei dieser Vorstellung stellten sich meine Nackenhaare wie von selbst hoch. Ich war zu Tode betrübt und vollkommen ideenlos. In der Ecke des Käfigs lag ich wie ein Häuflein Elend. Da tauchte dieser weibliche Engel Elfi mit ihrem Freund auf. Ihre blauen Augen leuchteten wie Saphire, als sie mich entdeckte. Ihre Finger zeigten zielgerichtet auf meine Person, bevor sie sprach: „Diesen Hund möchte ich, er hat so wundervolle Augen.“ Für mich waren diese Worte unvorstellbar, hatte sie etwa mich gemeint? Ein Betreuer des Tierheims trat auf sie zu: „Dieser Hund ist sehr krank und wird morgen eingeschläfert. Er kann keine Nahrung zu sich nehmen. Wählen Sie einen anderen!“ Das Mädchen ließ sich aber Gott sei Dank nicht beirren. “Diesen oder keinen!“ gab sie energisch zur Antwort. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, und die jungen Leute die Aufwandsentschädigung von 40 DM bezahlt hatten, wurde ich aus meinem trostlosen Käfig herausgeführt. Glück und unbeschreibliche Freude überschwemmten mich. Ich kuschelte mich aus lauter Dankbarkeit an meine neuen Besitzer. Diese nahmen mich auf den Arm und trugen mich stolz und zufrieden zu ihrem kleinen Auto. Sie fütterten mich mit klein geschnittenen Leberstückchen. Es ging mir stündlich besser und ich begann, meinen neuen Traum ernst zu nehmen. Was ich nicht verstehen konnte, mein Bauch wurde trotz der geringen Nahrungsaufnahme immer fülliger. Immer noch war ich sehr angeschlagen und müde. Nun liege ich auf dem Rücksitz des kleinen Autos, das uns nach Schweden bringen soll. Trotz aller Beschwernisse bin ich wieder glücklich. Wie Elfi und Werner das winzige Zimmer in der Hospitalgaatan 4a gefunden haben, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber dieses 1 Zimmer- Appartement war einfach süß. Den Mittelpunkt bildete ein schmales Bett von 0,80 cm x 2 Meter, das aber darunter für mich einen ausreichenden Platz bot, um mich häuslich ein zu richten. Manchmal musste ich lächeln, wenn meinen Rettern das Bett zu eng wurde, dann schliefen sie in umgedrehten Positionen. Das war schon lustig anzuschauen. Ich hoffe, dass mir die Zwei nicht böse sind, wenn ich diese Interna darstelle. Wenn meine jungen Leute nicht da waren, machte ich es mir in ihrem Himmelbett gemütlich. Diese Information bitte ich aber, nicht weiter zu erzählen. Ich hatte mir mit einem ausgedienten Schlafanzug von Werner ein schönes Kuschel-bett unter dem Bett rahmen gebaut. Trotz der Bescheidenheit der Unterkunft fühlten wir uns alle sehr wohl. Ich genoss die liebevolle Zuwendung der Beiden und war sehr froh, eine so glückliche Familie gefunden zu haben. Ich genoss die liebevolle Zuwendung. Mein anwachsender Bauch machte mir inzwischen Probleme. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Kuller-steine sich in ihm bewegten, die sogar treten konnten. Als sich nach wenigen Tagen in der Nacht Geburtswehen einstellten, da wurde ich eines Besseren belehrt. Ich wurde stolze Mutter von 7 süßen Babys, die mein Herz zum Schwingen brachten. Ich konnte mich einfach an ihnen nicht satt-sehen. Es waren die schönsten Hunde- Kinder, die ich jemals gesehen hatte. Ich legte sie alle behutsam in das Schlafanzug Nest und genoss ihre tapsigen Versuche, an meinen Zitzen zu trinken. Da ging plötzlich das Licht an und das fragende Gesicht von Werner erschien an der Bettkante. Von selbst begann ich zu zittern und erwartete ein gewaltiges Donnerwetter. Aber alles entwickelte sich ganz anders. „Hey Elfi, Tobsy hat Junge bekommen. Toll, wie süß die aussehen!“ Werner ließ sich aus dem Bett rollen und war nun auf Augenhöhe mit meinen Babys. Elfi folgte ihm sofort, nahm ein kleines Bündel liebevoll in ihre Hände und betrachtete es verzückt. Ihre Augen leuchteten dabei wie Sterne. Das große Glück verbreitete sich wie ein süßer Nebel im Zimmer und über meine Kinder. Meine Babys entwickelten sich prächtig und spielten ausgelassen in ihrer Kinderstube. Ich glaubte, sie stündlich wachsen zu sehen. Mittlerweile konnten sie schon feste Nahrung zu sich nehmen. Aus Gründen der Sparsamkeit gab es bei uns sehr oft Kartoffelbrei mit etwas Hackfleisch. Meinen Hunde Kindern lief oft das Wasser im Maul zusammen, wenn der verführerische Duft von Essen in der Luft schwebte. Mir war es schon peinlich, dass meine Kleinen einen so mordsmäßigen Appetit entwickelten. Schließlich waren meine beiden jungen Leute keine Krösusse. In der Folgezeit eroberten meine geliebten Kinder hemmungslos das kleine Zimmer, und ich konnte sie kaum noch zur Ordnung rufen. Sie fühlten sich einfach wohl, und ihr jugendlicher Elan kannte keine Grenzen. Selbst die Hauspantoffel von Werner wurden als Spiel- und Beißobjekte missbraucht, bis sie zu einem jämmerlichen Aussehen zusammen geschrumpft waren. Mir war das sehr peinlich und ich versuchte, vermehrte Zuneigung meinen Rettern zu geben. Eines Tages hörte ich, dass Elfi und Werner eine Anzeige in der Sydsvenska Dagbladet geschaltet hatten.“ Süße Hunde an liebenswerte Menschen mit Haus und Garten zu verschenken.“ An dem Tag, als die Anzeige geschaltet war, schellte es auffallend oft an unserer Tür. Nette Leute- manchmal in Begleitung von Kindern betraten unser kleines Zimmer. Sie nahmen meine kleinen Racker auf den Arm, herzten sie und versprühten dabei eine ansteckende Fröhlichkeit. Ihre Frage nach den Hundepapieren und die anschließende Erklärung von Elfi und Werner – keine zu besitzen- ließ die gelöste Stimmung sofort kippen. In Sekunden Schnelle wirkten die Besucher verunsichert und verabschiedeten sich förmlich, ohne einem meiner Kinder eine neue Heimat angeboten zu haben. Es war einfach schrecklich, die Enttäuschung meiner Pflegeeltern mit an zu sehen. Werner hatte ungefähr 30 DM für die Schaltung der Anzeige in den Wind gesetzt. Meine Beiden taten mir sehr leid, aber ich hatte keine Vorstellung, wie ich das Drama zu einem guten Abschluss bringen sollte. In der Uni in Lund hatte sich Werner mit einem schwedischen Kommilitonen Sven angefreundet, der Medizin studierte. Nachdem er von unserer Not hörte, hatte er den entscheidenden Einfall. Er erzählte von einem privaten Tierschutzverein, der von der in Schweden sehr bekannten Persönlichkeit, einer Frau Ingmarsson geleitet wurde. Sie hatte einflussreiche Freunde in Kultur und Politik und zählte auch den Filmemacher Ingmar Bergmann zu ihrem persönlichen Freundeskreis. Sven hatte mit viel Ausdauer und Geschick ihre Adresse ausfindig gemacht. Sie wohnte kaum 200 Meter von unserer Wohnung entfernt. Sofort nach Bekanntgabe ihrer Adresse machten wir uns ohne meine Kids auf den Weg zu ihrem Haus, dass eine noble und großzügige Villa war. Nach unserem Schellen öffnete eine ältere, aber sehr sympathische Frau die Tür und fragte nach unserem Anliegen. Erstaunt waren wir, dass sie akzentfrei Deutsch sprechen konnte. Sie hatte leuchtend blaue Augen, die aus dem edlen Gesicht einen wunderschönen Kontrast zu ihren weißen Haaren bildeten und war schlicht und vornehm gekleidet. Nachdem Elfi die Geschichte von uns und den Babys geschildert hatte, fragte Frau Ingmarsson sehr eindringlich: “Haben Sie Hundebabys für Tierversuche verkauft?“ Ich schüttelte selbst auch, als Werner und Elfi die Frage verneinten, auch meinen Kopf. Ich spürte, hier öffnete sich möglicherweise eine Tür zur Rettung meiner Kinder. Die ältere Dame sprühte eine ungeheure Energie aus, als sie sagte: „Her mit den halbwüchsigen Hunden! Und heute Abend seid ihr meine persönlichen Gäste.“ Sofort telefonierte sie mit dem Chefredakteur der Sydsvenska Dagbladet und erzählte unsere unglaubliche Story. Kaum hatten wir unsere Wildlinge zu Frau Ingmarsson gebracht, als es an der Tür schellte. Ein Fotograf und eine Redakteurin erschienen. Sie machten unzählig viele Aufnahmen von meinen Kindern, die sich brav füttern ließen und sich vorbildlich benahmen. Den Wissensdurst der Reporterin empfand ich schon als störend, da sie alle auch noch so kleine Details unserer Geschichte wissen wollte. Während dessen wurden unsere jungen Leute und ich mit einem wunderschönen Essen verwöhnt. Es gab Lachs und viele andere lukullischen Zutaten, die weder ich noch meine Lieben kannten, geschweige sie sich hätten leisten können. Frau Ingmarsson erzählte von ihrem bewegten Leben. Ihr Mann habe als Kapitän eines großen Handelsschiffes viele interessante Plätze der Welt gesehen, und sie immer nach seiner Rückkehr mit ausgesuchten Geschenken überrascht. Sie hätten in ihrem bisherigen Leben viel Glück gehabt und viele einflussreiche Leute aus Politik und Kultur kennen gelernt. Ihr Freund Ingmar Bergmann unterstütze ihre sozialen Bemühungen und besonders ihren privaten Tierschutzverein. Als wir uns freundlich verabschiedeten, sagte sie: „Es wird alles gut, schlafen sie ruhig und morgen werden sie von mir hören“. Dabei streichelte sie mir den Kopf, als ob sie erahnte, dass gerade der Abschied von meinen Kindern für mich sehr schwer war. Es war schon traurig, die Nacht in einer fast geräuschlosen Atmosphäre zu verbringen. Wenn ich ehrlich bin, meine wilden Racker fehlten mir! Morgens wurde eine Zeitung durch den Briefkasten- Schlitz unserer Wohnungstür geschoben. Elfi war sofort von diesem Geräusch erwacht, stand auf, nahm die Zeitung in ihre Hand, die sie nicht bestellt hatte. Plötzlich stieß sie einen Freudenschrei aus. Auf der Titelseite der bekannten Zeitung, wo sonst sich die Mächtigen von Politik und Kultur sich tummelten, prangte das Foto meiner Kinder mit folgendem Text: „Ein Pudel sagte Ja zu einem Schnauzer. Die Sprösslinge sind nach Prüfung der Referenzen im privaten Tierheim von Frau Ingmarsson in Malmö ab zu holen“ Als wir sie mittags besuchten, wurde gerade das letzte Hundekind vom Enkel des Bürgermeisters in Malmö liebevoll hinausgetragen. Frau Ingmarsson war über diesen glücklichen Ausgang sichtbar erleichtert, und mir flossen ein paar Freudentränen an meinen Barthaaren herunter. Meinen Kindern war ein glückliches Schicksal beschieden. Sie hatten alle eine wunderbare Unterkunft gefunden. Unser Aufenthalt in Malmö verflog in Windeseile und die Rückkehr nach Hamburg nahte. Werner war im Frühjahr nach Hamburg zurückgekehrt, um sich an der UNI in Hamburg ein zu schreiben. Wir erwarteten sehnsüchtig seine Rückkehr per Schiff in Malmö. Er hatte sich inzwischen auch kundig gemacht über unsere Rückreise per Schiff. Wieder eine Hiobsbotschaft: Atschie, unser kleiner NSU Prinz 3 sprang nicht mehr an. Alle Versuche, ihn startklar zu bekommen, scheiterten. Mit Wehmut entschieden wir, diesen treuen Diener in Malmö zurück lassen. Wir planten aber, ihn so schnell wie möglich zurück zu holen, wenn wir über das notwendige Geld zur Reparatur verfügten. Aber es kam noch schlimmer. Zum größten Problem entwickelte sich meine Person. Ich war ohne behördliche Genehmigung von meinen jungen Leuten nach Schweden gebracht worden. Das war nach schwedischer Rechtsprechung vorsätzlicher Tierschmuggel. Dieses Delikt wurde mit mehreren Monaten Gefängnis geahndet. Werner und Elfi hätten für mich vor ihrer Einreise einen Antrag auf Tierimport stellen müssen. Dann wäre ich von der Einwanderungs- Behörde 4 Monate und kostenpflichtig in einer Tierklinik untergebracht worden. Nach Ablauf der Quarantäne und der anschließenden tierärztlichen Untersuchung würde meine Einreise durch entsprechende Dokumente legalisiert. Während er das erzählte, wirkte er auf mich um Jahre gealtert. Er blickte sorgenvoll zu mir und dann auf Elfi, die mit den Tränen kämpfte. Sie nahm mich auf den Arm und herzte mich innig. Was konnte ich selbst tun, um dieses Drama zu beenden? Sollte ich unbemerkt abhauen und mich dann durchschlagen? Als hätte Werner meine Gedankengänge enträtselt, sagte er: „Ohne Tobsy reisen wir nicht! Vielleicht kann uns Frau Ingmarsson helfen?“ Sie waren sich sicher, bei diesem Gespräch mussten sie die Wahrheit lückenlos auf den Tisch legen. An dem Treffen und dem Gespräch nahm ich nicht teil. Ich lag in der hintersten Ecke unter dem Bett und versuchte zu schlafen. Ich wollte und konnte keine schlechten Nachrichten verkraften. Aber es kam alles ganz anders. Unsere Beiden kehrten fröhlich gelaunt und pfeifend zurück. Sie nahmen sich in den Arm und tanzten ohne Musikbegleitung Walzer. Werner schien bei der Schrittfolge nicht sehr begabt. Dann nahmen sie meine Pfoten, damit ich als Dritter im Bunde die Drehungen nachvollziehen konnte. Mir war ganz schwindelig. Elfi sprach voller Emotionen: „Frau Ingmarsson ist eine tolle Frau! Sie ist wie eine Mutter zu uns. Sie besorgt uns schwedische Papiere für Dich, und wir können ausreisen. Du bist nun ein schwedisches Hunde- Mädchen, versuch doch einmal, schwedisch zu bellen!“ Ich hatte schon einmal den Ausdruck „Alter Schwede “gehört, aber wie man durch ein bedrucktes Papier plötzlich die Nationalität wechseln sollte, war mir trotz Nachdenkens nicht einsichtig. Alle unwichtig, dachte ich bei mir, es ist und bleibt der schönste Glücksfall, dass ich mit meinen Beiden nach Deutschland ausreisen und bei meiner geliebten Familie bleiben darf. Ich würde für Frau Ingmarsson als Dankeschön noch einen Knochen ausbuddeln und ihn ihr schenken. Die Zeit pressierte, und Werner wollte schon in 2 Wochen in Hamburg sein. Er hatte genaue Informationen bei der Reederei eingeholt. Die Schulterhöhe eines Schoßhundes durfte 20 cm nicht übersteigen, um bei Herrchen und Frauchen in der Kabine zu bleiben. Ansonsten musste ein stabiler und großer Hundekäfig angemietet werden, der kostenpflichtig im Frachtraum untergebracht wurde. Eine schreckliche Vorstellung! Werner hatte plötzlich eine grandiose Idee, um mich mit meiner 40 cm Größe preiswerter zu befördern. Er kaufte einen Tragekorb mit versenkbarem Boden. Darin sollte ich sitzen und meine echte Größe wirkte vermindert. Ich wollte mich auch ducken, um kleiner zu erscheinen. Der Tag der Abreise nahte. Wir verließen mit Wehmut unser kleines Zimmer, das für ein halbes Jahr unser Zuhause war. Hier erlebte ich die glücklichsten Stunden als fürsorgliche Hundemutter. Frau Ingmarsson hatte aus mir ein echtes schwedisches Hundemädchen gemacht, das in der Nähe von Stockholm geboren war. Mit zwei Koffern, einem gefüllten Wäschekorb und dem Korb mit meiner Wenigkeit standen wir am Zollschalter für das Einchecken in die Fähre. Der schwedische Beamte prüfte genau alle Papiere und unser Gepäck. Schließlich wandte er sich mit Wehmut zu mir hin: „Du armer Hund verlässt das Paradies, reist nun in das industrielle Deutschland, wo es wenige Bäume gibt.“ Ich wollte gekränkt protestieren und wagte mich aus dem Spezialkorb zu erheben. Wurde aber von Werner ziemlich unsanft in das Tragegerät für Schoßhunde zurückgedrängt. So kannte ich ihn bisher nicht. Das tat jedenfalls richtig weh. Der Zöllner informierte uns, dass man unsere Einreise dem Veterinäramt in Lübeck gemeldet habe. Bis zur Tieruntersuchung am Montag sollte ich im Hafengelände von Lübeck in einer Quarantäne Kiste untergebracht werden. Alpträume erfassten mich und ließen mich erzittern. DIE Vorschriften der Behörden waren für mich ein Buch mit 7 Siegeln, das ich nicht enträtseln konnte. Im Schiff wies uns ein netter Matrose einen Platz in der Großkabine an. Dann entrollten seinem Mund die schrecklichen Worte: „Unser heutiger Kapitän mag keine Hunde. Lassen Sie ihn nur ja nicht frei herumlaufen.“ „Wenn er aber Gassi gehen muss, wie verhalten wir uns?“ wollte Werner wissen. „Die einzige Möglichkeit ist die halbstündige Pause des Kapitäns von 24Uhr bis24 Uhr 30. Er ist dann nicht auf der anderen Kommandobrücke, und ich werde dann mit ihrem Hund an den Mastbaum im Vorderschiff gehen.“ Das war für mich eine schreckliche Vorstellung. Um 12Uhr 10 holte er mich Gott sei Dank ab. Länger hätte ich nicht einhalten können. Was Menschen sich nicht alles einfallen lassen. Meine Beiden versuchten, in ihren Sitzen zu schlafen. Werner hatte abwechselnd ein Auge geschlossen, während er mit dem anderen seine Umgebung beobachtete. Elfi war dagegen tief eingenickt. Um 6 Uhr 45 in der Frühe erfolgt die Lautsprecher Durchsage, dass die Fähre um 7Uhr 30 in Travemünde anlegen würde. Wie meine Beiden das Problem mit meiner Einreise lösen wollten, war für mich ein Rätsel. Als wir das Schiff verließen, öffneten sie meine Leine und sagten nur: „Hopp!“ Ich rannte los, um die neue Umgebung zu erkunden. Es war einfach herrlich, frei zu sein. Der kontrollierende Zöllner, der mich herrenlos herumlaufen sah, rief mir mit barschem Ton zu: „Ab mit dir aus dem Zollbereich!“ Er ahnte nicht, wie gerne ich diesem Befehl nachkam. An den Beamten schlich ich selbstbewusst vorbei und erkundete die Hafengegend, behielt aber immer Blickkontakt zu meinen Beiden. Diese hatten schließlich die Bushaltestelle nach Lübeck erreicht. Es war Zeit für mich, zurück zu kehren und meine Beschützer zu begrüßen. Lübeck war ab nun unsere neue Heimat. Werner hatte sie ausgesucht, da die Mieten im Vergleich zu denen in Hamburg sehr günstig waren und sie eine wunderschöne Hansestadt ist. Seid gespannt, wie es weiter geht.
Denn, was wir nicht festhalten, verweht der Wind!
Alles Liebe eure Tobsy

Copyright: Werner Jung in Bad Ems - 2019 Veröffentlichungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Urhebers

Weitere Beiträge zu den Themen

TierheimWelpenFreundschaftSchwedenLiebeHundNSU Prinz 3

23 Kommentare

Hallo Werner
tolle Geschichte!!!!
Wenn manche Hunde reden könnten. Ich habe auch so einen zuhause
VG Lutz

, tolle, schöne geschichte . . .

Danke nach Weimar!
Werner

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite