HARZ - WANDERUNG
WANDERVORSCHLAG: SILBERHÜTTE - HOCHBAHN - UHLENKÖPFE - SCHORNSTEINLINIE - HÄNICHEN - UHLENBACHTAL
Eine von Silberhütte aus durchgeführte Harzwanderung, mit dem Harzklub Zweigverein Ballenstedt, inspirierte mich einen Wandervorschlag zu generieren. Der kleine Harzort Silberhütte befindet sich im Selketal. Erstmals erwähnt wurde bereits 1440 eine Silberhütte. Der aus der Silberhütte entstandener, Ort Silberhütte wurde urkundlich im Jahr 1693 erwähnt. Über Jahrhunderte wurde dort silber- und bleihaltige Erze verarbeitet. Die Selke und weitere angelegten Teiche wurden als Energiequellen für die Hütte verwendet. In der Mitte des 19. Jahrhundert entwickelte sich Silberhütte zu einen bedeutenden Industriestandort im Unterharz. In dem engen Tal der Selke siedelten sich neben 2 Hüttenofen, Pochwerken und Aufbereitungsanlagen eine Zementfabrik, eine Schwefelsäurefabrikation, eine Farbenfabrik, eine Glashütte, eine Seifensiederei und eine Zementfliesenproduktion an. Da das Erzvorkommen in unmittelbarer Nähe nicht mehr ergiebig war, wurde extra für den Erztransport im Jahre 1887 eine Erzbahn eingerichtet. Über eine 4,5 lange Schmalspurstrecke wurde das, bei Neudorf, geförderte Erz nach Silberhütte befördert. Von Neudorf aus kommend befindet sich in Silberhütte ein steiler Abhang. Dieser konnte mit einer normalen Reibungsbahn nicht überwunden werden. Deshalb hat man einen - im Bergwerk gebräuchlichen - Bremshang eingerichtet. Zwei Gleise laufen parallel den Abhang hinunter. Eine leere Lore befindet sich dabei im Tal, während die mit Erz beladene Lore sich oben am Berg befindet. Beide Loren sind über eine fest verankerte Seilrolle mit einem Seil miteinander verbunden. Durch die größere Masse fährt die mit Erz beladene Lore nach unten und zieht dabei die leichtere entladene Lore auf dem anderen Gleis nach oben. Bis 1912 wurde so das Erz in das Selketal hinuntergebracht gebracht. Das Erz wurde in einem Pochwerk zerkleinert und durchlief anschließend eine Aufbereitungsanlage ehe es in den beiden Hüttenöfen gelangte. Damit das aufbereitete Erz ökonomisch zu den Hochöfen gelangte, wurde im Jahre 1887 eine Schmalspurbahn (1.000mm) errichtet. Diese wurde mit der, 1890 in Betrieb genommene, Selketalbahn verbunden. Das Erz wurde auf etwa 40 m Höhe mit der "Hochbahn" zum Bahnhof Hochbahn transportiert. Von dort gelangte das Erz, nachdem es zuvor über eine Gleiswaage gewogen wurde, direkt über entsprechenden Vorrichtungen in den beiden Hochöfen. Um die bei der Verhüttung entstehenden giftigeRauchgase aus dem engen Tal abzuleiten, wurde auf 65 m Höhe ein 85 m hoher Schornstein errichtet. Von den beiden Silberhütten gingen jeweils ein Rauchgaskanal zu dem Schornstein. Nach einem Jahr Betriebsdauer wurde bei der Reinigung des Schornsteins in den 522 t Flugstaub 155t Blei und 53 kg Silber gefunden. Nach einem Konkurs im Jahre 1909 wurde die Industrieanlagen weitgehendst abgerissen. Wenige Spuren wie der Straßenname Bremshang erinnern noch heute an diese bedeutende Vergangenheit. Neben der Silberhütte bestand von 1790 - 1938 eine Pulverfabrik. Ab 1893 wurden in Silberhütte pyrotechnische Erzeugnisse hergestellt. Heute ist diese Fabrik eine Niederlassung der Rheinmetall Waffe Munition GmbH.
Silberhütte - Hochbahn - Uhlenköpfe - Schornsteinlinie - Hänichen - Uhlenbachtal - Waldhof - Silberhütte
-Vom Parkplatz am Waldhof in Silberhütte geht es nach der Überquerung der Selkebrücke und der Bahngleise der Selketalbahn den Berg hinauf zur Hochbahn. Hier wurde die Waggons über eine Rutschen, die zu den Hochöfen führten, entleert. Zwei Stützpfeiler der Rauchgaskanäle sind neben einen Prellbock der Hochbahn noch vorhanden. Über einen Stieg gelangt man zum einstigen Schornstein. Ziegelsteine liegen noch verstreut dort oben. Dort beginnt die sogenannte Schornsteinlinie. Hierbei handelt sich um einen etwa 3 km langen Forstweg. Wir nehmen aber den in südwestlicher Richtung verlaufenden Weg, um zu den Uhlenköpfen zu gelangen. Hier befindet sich der Aussichtspunkt Brockenblick. Eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel und ein Rastplatz sind ebenfalls dort vorhanden. Über den Nikolausweg erreichen wir wieder die Schornsteinlinie. Diese führt uns ins nördliche Richtung zum Forstort Hänichen. Zu DDR - Zeiten war hier eine Ausbildungsstelle für Rinderbesamungstechniker (Rucksackbullen) angesiedelt. Mit der politischen Wende wurde auch diese Ausbildungsstelle abgewickelt. Heute wohnen dort noch ein paar Familien in völliger Abgeschiedenheit. Von Hänichen wandern wir jetzt in nordwestlicher Richtung weiter. Über einen Hohlweg erreichen wir die Harzhochstraße B 242. Schon nach wenigen Metern in westlicher Richtung treffen wir auf den Uhlenbachweg. Diesen folgen wir in südlicher Richtung. Durch das Uhlenbachtal gelangten wir hinunter ins Selketal. Etwa auf der Hälfte der Strecke befindet sich die Grubenwasserreinigungsanlage Uhlenbachtal. Hier wird das aus dem Biwender Stollen anfallende Gruben - und Stollenwasser aufwendig gereinigt, bevor es über dem Uhlenbach in die Selke fließt. Hier treffen wir auf den Selketal - Stieg. Von der Einmündung des Uhlenbaches in die Selke sind es nur noch ein paar hundert Schritte bis zum Parkplatz. An der Gleisbrücke eines Anschlussgleises der Selketalbahn verlassen wir den Selketal - Stieg und machen wir einen Abstecher zum Waldhof. Ende der 90 er Jahre wurde hier auf einer Industriebrache eine Erlebnispädagogikstätte geschaffen. Hier werden den Besuchern, besonders den Kindern und Jugendlichen, Wald- und Forstwirtschaft, Bergbau und Hüttenwesen sowie Natur- und Umweltschutz näher gebracht.
Bürgerreporter:in:Gerd Horenburg aus Aschersleben |
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