Endlich Halb-Olympiade im Stillen Winkel: der Eglofser Freilichtbühne!
Beim Marathon ist es ja mit dem Halb-Marathon längst geläufig und so liegt der seit 1982 rührige Geschichts- und Heimatverein absolut richtig, wenn er – getreu dem Wahlspruch land it luck – nicht in Olympiaden plant, sondrn im zweijährigen Turnus immer wieder Historienstücke auf seiner idyllischen Bühne im Stillen Winkel zur Aufführung bringt, damit die bewegte Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Karl Stiefenhofer bezeichnet Eglofs als einen Mikrokosmos, in dem sich eine vitale Möglichkeit auftut, Beispiel zu geben, wie in Respekt vor den früheren und Verantwortung für die künftigen Generationen, ein Stück besseres Leben praktiziert werden kann. Eglofs, oder wie in alter Zeit Megletz: als Dorf einzigartig – seine Freilichtbühne phänomenal!
Premiere der Spielzeit 2019 ist am Samstag, 29. Juni, 20.30, mit Das Recht der ersten Nacht.
Das Stück spielt im Mittelalter, zur Zeit des Stauferkaisers Friedrich II., Regie führt German Bader aus dem vorarlbergischen Hohenweiler. Er bringt 50 Jahre Bühnen- und Regieerfahrung mit und wird mit ca. 50 SchauspielerInnen agieren. Ein absoluter Geheimtipp und must see der Allgäuer Kulturszene.
Der Brunnen plätschert und der Dorfplatz von Eglofs steht einer italienischen Piazza in Nichts nach, wenn die Besucher der urigen Freilichtbühne Stiller Winkel sich im Restaurant Hotel Zur Rose www.hotel-zur-rose.eu/de oder der Hofwirtschaft Löwe www.hofwirtschaft-ellgass.de mit den Spezialitäten von den selbst gezüchteten Weiderindern und aus dem regionalen Sortiment der LandZunge auf einen launigen Abend einstimmen und mit Josef Ellgass dort einen Wirt von echtem Schritt und Korn, sowie sein neues Allgäu Hotel www.hotel-ellgass.de kennen lernen.
Eglofs – eigentlich ein Dorf wie jedes andere. Kirche, Schule, Wirtschaft, Bank und Laden. Wer näher hinschaut spürt jedoch das Besondere. Gleich mehrere gut gehende Gastwirtschaften gibt es da – und alle legen Wert auf die einheimische gute Küche. Ein Pfarrer erfüllt noch seine seelsorgerischen Aufgabe und eine lebendige Grund- und Hauptschule findet man vor Ort. Viele Vereine gestalten das Alltagsleben und doch ist Alles etwas anders.
Da ist einmal der prächtige Dorfplatz mit dem neugotischen Brunnen in dessen Mitte. Auf diesen ist man besonders stolz. Ein Eglofser Schultes hat das Prachtstück 1925 den Isnyern abgekauft zum Schrottpreis, weil die ihn nicht mehr haben mochten. Damals erhielt Eglofs auch seine barocke Fassade. Josef Sichler war der Maler aus Pfronten, der dem Dorf von 1925 bis 1930 sein heutiges Gesicht gab.
Der aufmerksame Besucher sieht beim Abbiegen, dass das Dorf auf einer Anhöhe liegt. Zur Zeit der Gründung im Mittelalter suchten die Menschen für ihre Siedlungen möglichst uneinnehmbare Plätze. Dass Eglofs auf einem sicheren Ort gebaut ist, davon zeugen noch die tiefen Tobel rings um den einstigen Dorfkern. Ein erst vor wenigen Jahren entdeckter mächtiger, nahezu vollkommen erhaltener Wehrgraben unterhalb der Kirche beweist, dass das Dorf in unsicheren Zeiten errichtet wurde “Egilolves“, so hieß der heute knapp 1700 Seelen zählende und 662 über dem Meer liegenden Ort damals.
Am Südhang des Argentales, wie auf einer Kanzel, genießt der Besucher an schönen Tagen, und davon gibt es nicht wenige, die Sicht auf das hügelige Westallgäu mit der Nagelfluhkette und seinem König, dem Hochgrat. Gleich am Eingang zum Dorfplatz ein alter Bauernhof, liebevoll restauriert. Dorfstadel steht über dem Eingang geschrieben. Er beherbergt einen Saal, eine gute Stube. Liebevoll ist er gestaltet, einer alten Bauernstube nachgeahmt. Er ist eines der vielen Kleinode von Eglofs. Er wurde von den Bürgern in Eigenregie renoviert und erbaut. Im Wohnungsteil des alten Bauernhofes ist ein Musik- und Ofenkachelmuseum eingerichtet.
Neben vielen musikalischen Veranstaltungen findet hier auch Theater statt. Hinter dem Hof, am der ehemaligen Einfahrt zur Tenne liegt der Stille Winkel versteckt. Er ist Schauplatz der Eglofser Freilichtspiele. Das Dorf schreibt keine trockenen Geschichtsbücher, es spielt seine Geschichte seit vielen Jahren. Eglofs ist das Dorf der “Freien“. Einst, im Jahre 1243 haben sich die Eglofser mit 1000 Mark in Silber freigekauft von der fürstlichen Herrschaft, eine bemerkenswerte Gemeinschaftsleistung. Als Lohn erreichten sie die Reichsunmittelbarkeit. Sie unterstanden ab diesem Zeitpunkt direkt dem Kaiser und waren frei und nicht mehr Leibeigene.
1282 wurde das kleine Dorf mit seiner Burg, die leider restlos verschwunden ist, zur Stadt erhoben. Die Rechte der Stadt Lindau genoss das kleine Volk. Seitdem führen die Eglofser den Reichsadler mit dem Lindenzweig im Schnabel und wählten ihren Amman ohne obrigkeitlichen Einfluss. Nicht nur am Ort, denn zu Eglofs gehörten einst auch die Freien im Allgäu – von Oberstdorf bis zum Pfänder. Rechte, die sie sich immer wieder erkämpfen mussten. Davon zeugen die heute noch im Archiv des Ortes vorhanden Kaiserurkunden.
Der Kampf um die Freiheit ist das prägende Merkmal Eglofser Geschichte, so schreiben die Historiker. Und das zeichnet Eglofs heute noch aus. Eine freie und unabhängige Gemeinschaft zu sein, das wollen die Leute im Dorf der Freien heute noch.
Hinter dem ehemaligen, heute vorwiegend als Museum dienenden Kempterhaus finden an die 250 Gäste Platz und lassen sich in lange zurück liegende Zeiten versetzen, genießen es, dass Eglofs, das Dorf der Freien Leut, sich verschrieben hat, seine Geschichte zu spielen.
Karl Stiefenhofer, der Multiengagierte, vom mittelständischen Unternehmer, über den Autor diverser Theaterstücke, bis hin zum Heimatpfleger, sowie Vorsitzenden im Geschichts- und Heimatverein Eglofs und Heimatbund Allgäu, um neben dem Grüß Gott Verein nur einige seiner Aktivitäten zu nennen, ist natürlich wieder mit dabei, auch wenn die Autorenschaft diesmal mehreren Federn entstammt. Im Rahmen einer Schreiberwerkstatt ließen Karl Stiefenhofer, Charly Rauch und German Bader Szenen aus einer rund 50-jährigen Periode der Geschichte entstehen. Historischer Berater war Karl Milz.
Leibeigene waren die Bauern damals zwar nicht. Trotzdem standen sie unter der Fuchtel ihres Lehensherrn Graf Hartmann von Grüningen, der sie mit Abgaben und Pflicht zum Kriegsdienst drangsalierte.
Heiratswillige fürchteten, dass der Graf bei jungen Bräuten vor der Hochzeit vom berüchtigten Recht der ersten Nacht Gebrauch machen könnte.
In dieser Zeit wuchs in Sizilien ein Kind heran, das den Eglofsern Jahre später als Kaiser Friedrich II zur Freiheit verhelfen sollte. Er wollte die Grafschaft erwerben – allerdings nur, wenn die Bauern 1000 Mark Silber zum Kaufpreis beisteuern. Ein stattlicher Betrag …!
In farbigen, lebendigen Bildern zieht das Stück die Zuschauer in spannende Ereignisse hinein, beleuchtet Hintergründe, Historisches und humorvoll Erfundenes über eine Zeitspanne von fast 50 Jahren.
Pralles Leben im Dorf, voll Liebe, Lust und Leid, Verstrickungen in die große Politik – bis hin zu unerwartet hohem Besuch in der Schmitte im Tal.
Mehr jedoch wird nicht verraten, als die Empfehlung hingehen und anschauen: es ist mehr, als lohnenswert, den Eglofser in sich zu entdecken!
Am Mittwoch, 03.; Freitag, 05.; Mittwoch, 10.: Freitag, 12.; Samstag, 13. und Sonntag, 14. Juli 2019 sind – Spielbeginn jeweils 20.30 – die weiteren Gelegenheiten dazu!
Kontaktdaten für Kartenbestellungen und Informationen:
Geschichts- und Heimatverein Eglofs,
Onlinereservierung www.theater-eglofs.de oder per e-Mail karten@theater-eglofs.de.
Das Kartenbüro nimmt telefonische Bestellungen entgegen: Dienstag bis Freitag von 16.00 bis 19.00 unter +49 / 75 66 / 90 77 23
Erich Neumann, freier investigativer Journalist
über DFJ Deutsche-Foto-Journalisten e. V. www.dfj-ev.de
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www.cmp-medien.de
© Bild: www.theater-eglofs.de CC – Plakat Das Recht der ersten Nacht
© Bild: www.eglofsgast.de CC – Dorfplatz Eglofs mit Hofwirtschaft Löwe und Restaurant Rose
© Bild: www.theater-eglofs.de CC – v. l. n. r.: Karl Stiefenhofer (Autor und Ideengeber), German Bader (Regisseur und Co-Autor) Karl-Heinz Marx (Vorsitzender Geschichts- und Heimatverein Eglofs e. V.)
Bürgerreporter:in:Erich Neumann aus Kempten |
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