Komm mit auf 'nen Trip...
Ja, einen solchen Trip kann ich nur jeden empfehlen. Und nein, diesmal ist es keine Radtour. :-)
Eigentlich trieb mich erst einmal nur die Neugier zum unteren Bahnhof in Annaberg-Buchholz, denn ein besonderer Zug traf gestern nachmittag auf diesem ein: der Revolution-Train.
Also machte ich mich heute morgen auf den Weg, um ein paar Fotos zu knipsen. Doch dabei sollte es nicht bleiben, obwohl ich zeitlich recht angespannt war. Zunächst einmal ein paar Fotos von außen und dann ging es ins Innere des Zuges. Hier bekam ich viele Informationen, u.a. dass dies - wie bereits äußerlich erkennbar - kein gewöhnlicher Zug ist.
Die gesamte Geschichte rund um dieses Projekt Revolution-Train bzw. Anti-Drogenzug kann auf dessen Webseite erkundet werden. Von daher gehe ich hier in diesem Bericht mehr auf meine Erlebnisse und Eindrücke ein, welche ich darin erfahren konnte.
Als Reporter von erzgebirge-life.de und mh durfte ich die komplette Führung mit erleben, gemeinsam mit der 6. Klasse der Pestalozzi-Oberschule in Buchholz. Dies gab mir auch die Gelegenheit, die Reaktionen der Kinder auf diesen "Trip" zu erleben. Und die waren durchaus unterschiedlich, aber allesamt sehr beeindruckend. Projektassistent Marcel Ladka und Ulrich Lauckner vom Polizeirevier Annaberg zeigten den Mädchen und Jungen, wie schleichend schnell der Weg in die Drogenabhängigkeit sein kann bzw. ist, wobei zwar das Hauptaugenmerk auf die synthetischen Drogen gelegt wurde, aber eben die anderen Drogen keineswegs außer Acht blieben.
Der "Trip" bzw. die Führung verlief durch den gesamten Zug, wobei in Filmsequenzen gezeigte Szenen dann nahezu übergangslos in der Realität landeten, was bei vielen beklemmende Reaktionen hervor rief. So hatten sich wohl die wenigsten die Wirkung eines Trips vorgestellt. Ganz nebenbei durften die Kinder mitgeführte Fragebögen ausfüllen. Somit kamen die Antworten ganz spontan, wobei manch eine dann doch überraschte. Was aber definitiv am Ende der Führung neben einem kleinen Erinnerungsgeschenk bleibt, ist ein unvergesslicher Eindruck, so dass auch außerhalb des Zuges weiter diskutiert wird. Damit haben die Schöpfer dieses Revolution-Train schon mal erreicht, dass in den Köpfen der Kinder etwas passiert. Dies allein wird aber wohl nicht reichen, Drogenprobleme in den Griff zu bekommen. Wer glaubt, dass es die in unserer Provinz nicht gibt, rennt mit verschlossenen Augen durch die Gegend. Von daher ist es für mich auch unverständlich, dass z.B. Programme der Polizei wie z.B. Prävention an den Schulen nahezu komplett mangels finanzieller Mittel gestrichen wurden. Dies wird uns eines Tages mal auf die Füße fallen, wenn die Entwicklung weiterhin diese Richtung nimmt.
Von daher ist dieser Revolution-Train ein Projekt, welches die Aufmerksamkeit aller erhalten sollte. Ich kann es Eltern nur empfehlen, einmal diesen "Trip" auf sich zu nehmen, am besten gemeinsam mit ihren Kindern. Ich bin sicher, auch einigen Eltern würden da sie Augen geöffnet.
Der Zug ist noch bis Mittwoch in Annaberg-Buchholz, wobei er für die Öffentlichkeit nur noch am Dienstag, 08.11.2016 von 16:10 bis 18:20 Uhr zugänglich ist, da er für den Rest der Standzeit hier in der Kreisstadt voll für Schüler und Schulen ausgebucht ist.
Aber der Anti-Drogenzug kann danach noch in Schwarzenberg und Plauen besucht werden. In Schwarzenberg steht er am Donnerstag und Freitag (10./11.11.2016). Auch hier ist er schon für Schüler und Schulgruppen gebucht, kann aber von der Öffentlichkeit am Donnerstag von 15:30 bis 18:20 Uhr sowie am Freitag von 17:40 bis 18:20 Uhr bei Führungen besichtigt werden. Laut Auskunft variieren die Eintrittspreise. Der gängige Eintrittspreis liegt bei 10,00 Euro pro Person, wobei eine Führung ca. eine Stunde dauert.
Nach Schwarzenberg ist Plauen die nächste Station. Dort wird der Zug vom 12.11. bis 15.11.2016 gastieren.
Anmerkung zu den Fotos: dass man die Bilder auf der Leinwand nicht erkennt, ist volle Absicht. Ich wurde gebeten, aufgrund der Filmrechte diese nicht zu zeigen.
Alle weiteren Informationen auf http://www.revolutiontrain.cz/de/
Hier mal ein Artikel in der hiesigen Freien Presse dazu.
Im Übrigen geht dieses Projekt auf ein persönliches Erlebnis des Organisators und Leiters Pavel Tuma zurück. Er verlor seinen besten Freund eben durch Drogen. Dieser beste Freund ist im Film, der in diesen Zug gezeigt wird, der Hauptdarsteller Marcel, der sich am Ende dann noch den sogenannten "goldenen Schuss" setzt.
Tuma hat allein über 200.000 Euro aus privater Kasse in dieses Projekt gesteckt und bis heute noch nicht den Tod seines besten Freundes überwunden. Die Erlebnisse und Ereignisse zeigt er recht schonungslos in diesem Zug auf, womit sie für die Kinder sehr realilistisch und somit einprägsam sind. Genau darauf setzt Tuma auch. Nur darüber hören oder in der Zeitung lesen ist schnell abgehakt. Aber dieser Trip, bei der man urplötzlich vor dem zerschrotteten Fahrzeugen steht, hinterlässt Wirkung.