Christopher sucht einen Lebensretter
„Ich möchte so gerne leben.“ Mit diesen Worten beginnt der 24 Jahre alte Christopher Graeske aus Joachimsthal (Landkreis Barnim) einen Brief, den er in den vergangenen Wochen und Monaten ganz oft verschickt hat. Der junge Mann hat eine Aplastische Anämie, eine seltene Blutkrankheit, gegen die es nur eine Hoffnung gibt: die Transplantation von Stammzellen eines genetischen Zwillings. Doch bislang war die Suche nach diesem Menschen, der die gleichen Gewebemerkmale besitzt, vergeblich. Deshalb ruft Christopher Graeske nun gemeinsam mit dem Verein „Uckermark gegen Leukämie“ und der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei, dazu auf, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Am Samstag, 7. Dezember, von 12 bis 17 Uhr, kann sich jeder gesunde Erwachsene im Paul-Wunderlich-Haus, Am Markt 1, in Eberswalde in das Team der potenziellen Lebensretter aufnehmen lassen.
Alles begann 1999: Bei Christopher Graeske wird eine schwere, nicht bekannte Blutkrankheit diagnostiziert. Was der damals noch kleine Junge genau hat, können die Ärzte nicht feststellen. Aber die Therapie scheint zu greifen – bis zum April diesen Jahres. Dann brach die Krankheit erneut aus und bekam einen Namen: Aplastische Anämie. Der 24-Jährige weiß inzwischen viel über seine Krankheit: „Das ist eine sehr seltene Blutkrankheit, die meinen Körper daran hindert, Blutkörperchen zu produzieren. Somit habe ich auch leider keine Abwehrstoffe und kein Immunsystem. Jede kleine Grippe oder Lungenentzündung könnte tödlich für mich enden. Das Einzige was mir helfen kann, ist einen passenden Stammzellspender zu finden.“
Jährlich erkranken allein in Deutschland rund 11 000 Menschen an Leukämie. Oft reichen Bestrahlung und Chemotherapie nicht aus, um den Blutkrebs zu besiegen. Dann ist die Transplantation von Knochenmark oder Blutstammzellen eines gesunden Spenders für die Patienten die letzte Hoffnung auf Heilung. Als Stammzellspender kann sich jeder Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren registrieren lassen. Die Ausschlusskriterien sind ähnlich wie bei der Blutspende. Im Detail lassen Sie sich auf der Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung unter www.stefan-morsch-stiftung.denachlesen.
Die Typisierung ist ganz einfach. Wer sich registrieren lassen möchte, bekommt ein Röhrchen Blut (knapp einen Fingerhut voll) abgenommen. Dieses Röhrchen geht dann zur Analyse ins Labor der Stefan-Morsch-Stiftung. Die Gewebemerkmale werden dort registriert. Anonymisiert steht der Spender dann für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Ines Baumgarten vom Verein „Uckermark für Leukämie“, die seit geraumer Zeit den jungen Patienten und seiner Familie zur Seite steht, hat vor Ort die Organisation und Planung der Typisierungsaktion übernommen. Flyer werden gedruckt und die freiwilligen Helfer koordiniert: „Es freut mich, dass es viele gibt, denen das Schicksal von Menschen wie Christopher nicht egal ist.“ Nur ein kleines Beispiel: Über die Facebook Seite zur Typisierungsaktion hat sie eine Anfrage bekommen. Da möchte jemand Pfeffernüsse backen und am Weihnachtsmarkt verkaufen. Mit dem Erlös sollen die Registrierungskosten von etwa 50 Euro pro Typisierung gedeckt. Sie hat noch viel Organisationsarbeit vor sich, aber Ines Baumgarten hat einen großen Unterstützer an ihrer Seite: Der Landrat des brandenburgischen Kreises Barnim, Bodo Ihrke, wird die Schirmherrschaft übernehmen und den Aufruf unterstützen. „Die Typisierungsaktion kommt allen zu Gute. Menschen wie Christopher brauchen eine Chance. Deshalb: Lebensretter gesucht – am Samstag, 7. Dezember, Typisierungsaktion im Paul-Wunderlich-Haus, direkt beim Weihnachtsmarkt“, so Ines Baumgarten. Sie hat noch eine gute Nachricht bekommen: „Jeder, der seit Freitag mit der BBG (Barnimer Bus Gesellschaft) unterwegs ist, kann den Aufruf lesen. Das ist eine tolle Werbung.“
Informationen zur Stammzellspende finden Sie unter www.stefan-morsch-stiftung.de oder unter der gebührenfreien Hotline: 0800/ 76 67 724.
Wer nicht als Spender in Frage kommt und trotzdem helfen möchte, kann mit einer Geldspende die Hilfe für Christopher und andere unterstützen. Spendenkonto: Sparkasse Uckermark, Stichwort: „Hilfe für Christopher und andere“, Spendenkonto: 101 009 240, Bankleitzahl: 170 560 60.
Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzell-Spenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Helfen – Hoffen – Heilen“ bietet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Das heißt, Menschen können sich hier als Spender registrieren lassen. Seit mehr als 25 Jahren plädieren Emil und Hiltrud Morsch, Gründer der Stiftung, aber auch für eine verbesserte Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Ihr Sohn, der 16 jährige Stefan Morsch aus Birkenfeld erkrankte Anfang der achtziger Jahre an Leukämie. Als erstem Europäer wurde ihm 1984 fremdes Knochenmark übertragen. In der Nachsorge bekam der Junge jedoch eine tödlich verlaufende Lungenentzündung. Das ist für Emil und Hiltrud Morsch der Grund, warum die Stiftung nicht nur immer wieder für die Registrierung als Stammzellspender wirbt, sondern auch Patienten ihre Hilfe anbietet. Aus eigener Erfahrung weiß Emil Morsch, welche Komplikationen bei der Therapie auftreten können, aber auch welche finanziellen und psychischen Folgen die Patienten und deren Angehörige belasten. „Deshalb sind wir als Stiftung auch für die Patienten da – in jeder Frage.“
Der Verein „Uckermark gegen Leukämie“ ist ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, an Leukämie erkrankten Menschen zu helfen bzw. Hilfe zu vermitteln. Dabei arbeitet der Verein mit verschiedenen Spenderdateien zusammen. Gegründet wurde die Initiative von Ines und Axel Baumgarten. Axel Baumgarten hatte 2009 selbst die Diagnose Leukämie. Nach vier Jahren Kampf und vielen Therapien erhielt er am 21. März 2013 eine Stammzelltransplantation. Er verstarb letztendlich nach Transplantation an den Folgen einer Lungenentzündung. Aus Dankbarkeit einen Spender gefunden zu haben, gründeten aber er und seine Frau noch vor seinem Tod die Initiative „Uckermark gegen Leukämie“. Erklärtes Ziel war und ist, „allen zu helfen, die diese schreckliche Diagnose bekommen.“ Axel Baumgarten verstarb am 17.11.2012, seine Frau Ines hat inzwischen die Initiative als Verein gegründet, um weiter im Sinne von Axel Baumgarten zu handeln. Weitere Informationen finden Sie unter: www.uckermark-gegen-leukämie.de
Bürgerreporter:in:Annika Zimmer aus Birkenfeld |
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