Der Lixfelder Badeweiher

Im Hintergrund die Umkleidekabinen
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Mitten im frostigen Winter Schwimmen ? Trotzdem Sehnsucht nach dem Sommer
und Erinnerungen an anno dazumal werden wach.

Damals hatte jeder Ortsteil von Angelburg, sowohl Lixfeld, Frechenhausen als auch Gönnern seinen eigenen Badeweiher und die wurden in allen Fällen vom freien Wasser der freien Natur - also von Bächen gespeist.

Das Lixfelder Freibad, ein Schul- und Volksfreibad, etwa 1 km außerhalb des Ortes an der Scheldelahnstrasse und Grenze zum Nachbarort Hirzenhain-Bahnhof gelegen, wurde in den Jahren 1926 und 1927 von Schulkindern und ihren Lehrern mit Unterstützung der Gemeinde gebaut - wo gibt es das heute noch?

Außerdem wurde ein Zuflußgraben von der Gansbach her angelegt und an der Ableitung vorne mit einem engmaschigen Drahtnetz abgesichert.

Das war zu einer Zeit, als der Gansbach noch fast trinkbares Wasser führte und auch keine Behörde entsprechende Wasseruntersuchungen vorgenommen hat -
das wäre heute auch nicht mehr möglich !

Einen sich schnell verbreitenden Pflanzenteppich aus "Wasserpest" wie kürzlich auf dem Perfstausee gab es damals noch nicht.

Beim Bau des Badeweihers mußte ein gewaltigen Erdaushub bewältigt werden (ohne Bagger ! ) mit Hacke und "Schippe" Schubkarren und Kuhwagen.

In mühevoller Handarbeit entstand dann ein Weiher von etwa 20 m Länge und 10 m Breite, der jeweils an den Stirnseiten und an einer Mitte einen Treppenabgang mit grob gemeißelten Basalt-Stufen erhielt.

Die Seitenwände wurden mit "Bruchsteinen" (Basaltsteinen aus dem nahen Steinbruch) befestigt, der Boden "gestickt" und später zum Teil zementiert.

Als "Liegewiese" wurde zunächst eine Liegepritsche aus Baumstämmen gebaut und für das Umziehen standen 2 große getrennte Holzkabinen zur Verfügung
( an einigen Stellen sogar mit Astlöchern in den Brettern ! ).

Später wurde dann als Liegewiese ein steiler Hang oberhalb der Strasse am "Lenzebeutel" - die romantische Liegewiese, mit Heidekraut und Wacholderbüschen bewachsen - gerne benutzt.

Im Badeweiher gab es zwei Abschnitte : das "Kleine" von 30 cm bis etwa 80 cm Wassertiefe und das "Tiefe" ( 1,2 m - 1,80 m ).

Manchmal war der Weiher auch höher angestaut - besonders nach längeren Regenperioden.

Das Nichtschwimmerbecken war von dem "Tiefen" durch eine hölzerne Querstange voneinander getrennt.
In dem "Kleinen" haben wir Jungs damals auch ohne Schwimmlehrer das Schwimmen gelernt.

Zu Anfang haben wir uns im Wasser zwar in Schwimmhaltung bewegt aber den Körper immer noch mit den Händen auf dem Boden abgestützt.

Dann gab es bald die ersten Schwimmstösse - aber immer noch zu den rettenden Treppenstufen hin.

An jedem Badetag gab es ein paar mehr - und irgendwann konnte man dann schon richtig schwimmen und das Wagnis in`s "Tiefe" unter der Stange hindurch wurde ausprobiert.

Aber das erste Ziel war erreicht und nun begann die Verbesserung der Schwimm- und Sprungtechnik. .

Das seitherige Brustschwimmen wurde durch Seitenschwimmen und Kraulen
verbessert und beim Dauerschwimmen zum Ausruhen das Rückenschwimmen
gelernt.

Obwohl keine Sprungbretter oder Türme zur Verfügung standen, ging es auch an das Ausfeilen der Sprungtechnik vom Weiherrand.

Zunächst war der einfache gerade und aufrechte Sprung in`s Wasser beliebt, dann der "Paketchensprung", wobei die Beine angewinkelt und mit den Armen festgehalten wurden und zuletzt wurde der eigentlich elegante Kopfsprung
geübt - aber gerade dabei gab es dann oft die sehr schmerzhaften " Bauch -
plätscher ".

Damals wurde in der Leichtatlethik für bestimmte Leistungen das Sportabzeichen vergeben und so gab es auch für Schwimmer ein Zeugmisheftlein über bestandene Schwimm-Prüfungen.

Bei der Freischwimmerprüfung mußte man 15 Min., bei der Fahrtenschwimmerprüfung 45 Min. schwimmen und durfte nach bestandener Prüfung unter Aufsicht (Bademeister) dann das "F" in der Mitte eines runden Emblems auf der Badehose tragen.

Für die Stundenschwimmer-Prüfung gab es dann das runde Abzeichen mit einer "Krone" - es mußte mind. 1 Stunde geschwommen werden.

Im Hochsommer kamen viele jüngere, auch ältere Badegäste und der Badebetrieb wurde bis in die 60 er-Jahre (also fast 4 Jahrzehnte) des vergangenen Jahrhunderts aufrecht erhalten.

Außerdem gab es auch im Winter ein Vergnügen:

Auf dem Eis wurden oft die ersten Schlittschuhversuche gemacht und später dann auch Wintersport betrieben.

Vor der Badesaison wurde einmal im Jahr das Wasser abgelassen, der Boden
geschruppt, gereinigt und die "Gansbach" zum Füllen wieder eingeleitet.

Auch ein in der Unterhaltung billiger und ganz primitiver Badeweiher bot jahrzehntelang einen tollen Badespass für Jung und Alt und keiner ist dabei gestorben - auch ohne "Chlorierung" des Wassers.

Heute werden komfortable Hallenbäder für etliche Millionen erstellt, wozu der Staat noch ein großes Scherflein beiträgt und nach relativ kurzem Badebetrieb ist meistens eine teure Sanierung fällig, die von den Kommunen finanziell nicht mehr getragen werden können.
Fazit : Bad wird geschlossen mit Hinweis, daß in 20 km Entfernung ja doch die nächste Möglichkeit besteht.

Schade, daß aus der "guten alten" Zeit keine weiteren Bilder mehr zur Verfügung standen.

Gruß Harry

Bürgerreporter:in:

Harry Clemens aus Breidenbach

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