Mein Leben mit den Bienen 3
Im Winterhalbjahr waren weitere "Alberti" - Kästen gebaut worden und der Erweiterung mit Ablegern und willkommenen Schwärmen stand nichts mehr im Wege.
Aber aller Anfang ist schwer und die Erweiterung geht sehr langsam
voran.
Auch daran muß man sich als Anfänger gewöhnen und daran, daß dieses Hobby zunächst teuer ist und die Gewinne sich erst viel später einstellen - nämlich dann, wenn alle notwendigen Anschaffungen z.B.Honigschleuder, Wachsschmelzer, Mittelwand-Gießgerät und Zuchtgeräte bezahlt sind.
Für jedes Volk wurde eine Stockkarte angelegt - bei 1 - 2 Völkern kennt man die Arbeiten noch , die man an ihnen vorgenommen hat - aber dann wird es schon schwieriger.
Die Stockkarte sollte alle Arbeiten datumsmäßig genau enthalten, die man an den Völkern vorgenommen hat ( auch für die spätere Zuchtarbeit unerlässlich ).
So kann ich heute noch verfolgen, was welche Völker bzw. Rassen Mitte des vergangenen Jahrhunderts geleistet und eingetragen haben.
Die ersten Leistungseintragungen - man höre und staune - lagen bei 12 - 18 Pfund Honig pro Volk und Jahr - heute erreichen wir im Hinterland im Schnitt etwa 30 kg/Volk.
Es war klar, daß hier die große Verteidigungsbereitschaft der Bienen ( Thema: Sanftmut ) durch besseren Fleiß als Zuchtziel an die Spitze gestellt werden mußte.
Damals wurde alles versucht, die Erträge pro Volk höher zu bekommen - aber je mehr die Völker mit anderen Rassen in guter Absicht gekreuzt wurden, desto schlimmere Stecher bekam man am Stand.
Falsche Erkenntnisse bzw. Unkenntnis von einer Zucht waren die Ursache !
Also mußten weitere Bienenbücher studiert werden und als nächstes bekam ich ein großes Geschenk - das 751-seitige Buch, des Bienenzuchtlehrers Hans Peschetz "Vom Anfänger zum Meister", ein umfassendes Werk, das sich nicht nur mit der Praxis sondern im besonderen auch mit der Zucht der Honigbiene befasst.
Außerdem gab es für Arbeit mit den Bienen verschiedene Regeln zu beachten,
die zunächst für Anfänger sehr wichtig waren und ausprobiert werden mußten, z. B.:
1. 40 - Tage Regel, vom Ei bis zur Nektar-Sammlerein vergehen 40 Tage !
2. Die doppelte Menge an Flugbienen in einem Volk erbringt den fast 3-maligen
Ertrag. Also ging der Gedanke hin zu Wolkenkratzerbeuten - zumindest aber
zu Magazinbeuten, wo der Platz der Volksstärke angepasst werden kann.
3. Der Baurahmen ist das Barometer eines Bienenvolkes.
4. Der Zustand der Weisellosigkeit verzehnfacht den Ertrag ( das Auffüttern der
jungen Maden entfällt ).
Mein Ziel waren 30 Völker und irgendwann war diese Zahl auch erreicht.
Davon fanden 21 im umgebauten Bienenhaus in Lixfeld Platz , der Rest war in einem leer stehenden Bienenhaus eines Bekannten untergebracht.
Viele Jahre vergingen mit der Erweiterung zu dem gesetzten Ziel - hinzu kam natürlich noch die notwendige Zucht von Königinnen in allen möglichen Variationen.
Eine Begegnung mit den Bienen anno dazumal werde ich nie vergessen:
Anfang der 50er-Jahre muß es gewesen sein, als ich durch Wanderung den Waldhonigertrag steigern wollte.
In einem abgelegenen ruhigen Seitental der Schelde hatte ich einen Versuchswanderstand von zunächst nur 3 Völker auf einer stillgelegten Grubenhalde (aber mitten im Fichtenwaldgelegen) aufgestellt.
Die Entwicklung war sehr gut und bei einer periodischen Kontrolle mußte dann auch die Honigernte in Angriff genommen werden.
Das Wegnehmen und Abfegen der Bienen von den Honigwaben war ohne Gegenwehr der Bienen erfolgt und ich habe gedacht, nach dem Schleudern zu Hause sind die Leerwaben in viel kürzerer Zeit wieder gefahrlos und ohne große Schutzmaßnahmen einzustellen.
Bei der Hinfahrt zum Wanderstand streikte mein Motorroller, er mußte auf Reserve umgestellt werden und meine Hände bekamen ein paar Tropfen Benzin ab.
Außerdem war es sehr heiß an diesem Tag und ich hatte schon die lästige Oberbekleidung abgelegt.
Mein einziger Gedanke: Jetzt muß alles ganz schnell gehen, Honigraumfenster vorsichtig auf , leere Waben schnell in den Kasten einschieben, Deckel zu, fertig !
Aber es kam anders - ich hatte das Fenster noch nicht 2 cm gelüftet - da schossen mir die Bienen entgegen, fanden auf meiner blanken Brust einen begehrten Sitz und stachen alle gleichzeitig.
Vom einem wahnsinnig brennenden Schmerz überwältigt ließ ich alles fallen und suchte das Weite - aber nirgendwo war Deckung und nach kurzem Entschluss raste ich zu einer aus früheren Jahren stehengebliebenen Brettertoilette am Rand der Grubenhalde - ein ganzer Schwarm von Stechwütigen Bienen hinter mir her,Tür auf, hinein und schnell wieder zu - sicher - dachte ich.
Es nutzte nichts - der Geruch von Schweiß und Benzin des Gegners Mensch drang auch nach draußen.
Die Bretterschlitze ließen die vom Geruch und Honigverlust erbosten Immen durch und es hagelte weitere Stiche.
Wieviel es insgesamt waren? Geschätzt - weit über 60 und die Stachel wurden regelrecht mit den Fingernägeln abgekratzt.
Es blieb ein wahnsinnig brennender Schmerz auf der Brust und im Gesicht - Pferde oder andere Tiere hätten wahrscheinlich diese Prozedur nicht überlebt.
Das war die erste große Feuertaufe mit den Bienen und eine Erfahrung mehr.
In der Folgezeit waren Imkerhaube und Rauchbläser immer dabei.
Bis zum nächsten Mal !
Gruß Harry
Bürgerreporter:in:Harry Clemens aus Breidenbach |
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