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TRIPKAU - St.Maria-Kirche - Das Kreuz mit den Kreuzen

St.Maria-Kirche in TRIPKAU
(Amt Neuhaus)

Das Kreuz mit den Kreuzen

(Kurzfassung) Seit 1618 gibt es in Tripkau ein Kirchengebäude. 1757/59 wurde es durch einen schlichten Saalbau ohne Turm ersetzt – eine „Betscheune, und dieser Fachwerkbau bildet auch heute noch in der ursprünglichen Substanz das Kirchenschiff. - Im Jahr 1864 wurde dieses Gebäude nach einer heftigen Auseinandersetzung mit den Kirchenoberen in Hannover von Wilhelm Hase um Chor, Sakristei und Turm erweitert. Diese deutliche Handschrift ist noch heute gut zu erkennen und steht zusammen mit dem barocken Orgelpositiv in einem angenehmen Widerstreit mit der neuen Ausgestaltung.
(Etwas ausführlicher) Das kleine Dorf Tripkau auf der B195 einfach so zu durchfahren und die Kirche nicht zu sehen, das geht eher gar nicht. Schnuckelig sieht sie aus mit ihrem Fachwerk, ihrem Türmchen und dem goldenen Reiter darauf. Wer die Tür aufstößt und in die Kirche hineingeht, sieht erst mal einmal gar nichts. Jedenfalls nicht von dem, was er erwartet. Nichts ist in St. Mariä so, wie es von außen vermuten lässt. Alles ist anders. Es gibt keine Kirchbänke, sondern Stühle. Das ist zwar schon für einige der Gäste ungewöhnlich bei einem so alten Bau, aber das ist nichts gegen den Rest der Andersseins. Die Kirche ist innen ein modernes Kunstwerk. Hunderte Kreuze (1x1m) durchziehen den Raum, die weiß gestrichenen Balken, Gewölbe, Wände und Decken so wie den mit Formziegeln gefliesten Boden. Sie stehen aufrecht oder gekippt, sind ganz oder nur in Teilen sichtbar. Sie fliegen auf den Betrachter zu, machen schwindelig, und wer sich drauf einlässt finde in sich eine neue Ruhe. Denn nach längerem Hinsehen ordnen sich die Bruchstücke und lassen die scheinbar versteckte Symmetrie erkennen: In Diagonalen durchziehen die goldenen Kreuze das Kirchenschiff, im Wechsel aufrecht stehend oder gekippt wie ein Andreaskreuz. Scheinbar grenzenlos durchströmen sie den Raum - und damit nehmen sie doch „nur“ die Struktur des Fachwerks auf. Mitte der 90er-Jahre beauftragte die Gemeinde den renommierten Kunstprofessor Ludwig Ehrler mit der Neugestaltung des Innenraums, eine Sanierung war ohnehin dringend notwendig und wurde zwischen 1996 und 1998 durchgeführt. Im September des Jahres 1998 schließlich wurde die Kirche neu geweiht. Auch die acht Jahre später beschaffte Altardecken diese Kreuzsymbolik auf. Die Kanzel, der Taufstein und das Altarkreuz stammen aus dem 19. Jahrhundert. Wilhelm Hase hat auch hier beim Gestalten mitgewirkt
Und gibt es in St. Maria durchaus auch einiges von dem, was Besucher von einer hübschen kleinen Dorfkirche erwarten: das kleine Taufbecken, die hölzerne, bemalte Kanzel und ein jahrhundertealtes Altarkreuz. Ansonsten aber ist scheinbar alles anders.
Und hier als Bilderfilm gezeigt:

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Psalm 139,5
Das Kreuz mit den Kreuzen - in Tripkau!
All die Kritiker, die rund um das Kirchlein von Tripkau nicht verstummen wollen, erinnern mich an diverse andere niedermachende Kunstkritiken in Norddeutschland der letzten Jahrzehnte (zB. Hannovers Nanas). Und wenn es dann zum Schwur kommt, dann darf an dem ehemals Neuen nicht mehr gerüttelt werden, dann muss sogar viel Geld in die Restaurierung gesteckt werden...
Aber warum ausgerechnet uns Christen Kreuze so sehr auf die Palme bringen, das soll mir mal jemand im Angesicht der Tagesschau-Themen und dem Credo der Christen erklären. - Das Kreuz als Heilszeichen ist ausgerechnet in der Kirche zu Tripkau so warm eingeflochten, dass es mich zunächst irritierte, aber ganz schnell vereinnahmte.
Wer schon einmal von dem kleinen Dorf Velber kommend auf den am Hang liegenden Soldatenfriedhof von Ahlem zugefahren ist, der fühlt sich in der Kirche von Tripkau geradezu in einem warmen Nest. Es sind Kreuze, die einen Raum für mich freigeben, die mir Halt bieten. Im Vorraum der Kirche erinnern zwei Tafeln an Menschen, die aus den Kriegshandlungen der letzten 100 Jahre "nicht zurückkehren" durften, allein die Kreuze für sie wären es wert, mehr in den Blick genommen zu werden, denn hinter ihrem gewaltsamen Sterben standen und stehen noch heute zu viele Menschen, die "ihr Kreuz" mit diesem Leid tragen.
Doch wer von den scharfen Kritikern hat sich einmal die Mühe gemacht, das Äußere dieser Kirche zu betrachten? eine genau solch umfangreiche Kreuze-Sammlung, die das Fachwerk ergeben...
Ab wann wäre es eigentlich keine Verschandelung eines Gotteshauses. Ich schaue mich gerne in den Kirchen Europas um; am liebsten in den kleinen Dorfkirchen in den Alpen oder in Friesland... Es ist ein Wunder für mich, wie vielfältig sich mit den Mitteln des Kunsthandwerkes Glaubens- oder sollte ich besser sagen Vertrauensaussagen geschaffen werden. Ich muss nicht alles verstehen oder gar als angemessen empfinden, aber ich darf doch wohl dem Anderen gestatten, sich zu äußern, auch kunstvoll - dann kann ich ihn ja befragen, wie ich ihn verstehen könnte.
Nur gut, dass es noch sehr viel Zeit vergehen darf, bis sich jemand an das Vernichten eines guten Gedanken machen darf. (das Kunstwerk muss bis über den Tod des Künstlers hinausreichend gepflegt werden, so wurde es verfügt!)

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2 Kommentare

Was anders ist als das Gewöhnliche, muss nicht unbedingt schlecht sein. Hier ist die Fachwerkstruktur der "Betscheune" im neu gestalteten Innenraum wieder aufgenommen worden. Die goldenen Kreuze und die übrigen Zitate des äußeren Bauwerks wirken wie ein Netz oder ein weiter heller Store vor einer Fensterfront.

Den Hase'schen Turmaufsatz finde ich allerdings unmöglich, sowohl in seiner Proportion, die ihm etwas Lastendes, Drückendes gibt als auch den Dachreiter betreffend, der so gar nicht an ländliches Handwerk erinnert...

Etwas unruhig ist das schon, der Andacht etwas abträglich.

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