20 Jahre Öffentlichkeitsarbeit für die Inklusion
Als Bernd Gökeler 1996 die Diagnose Multiple Sklerose (MS) bekam, wurde ihm erst einmal der Boden unter den Füßen weggezogen, hatte er das Pech die aggressive Form bekommen zu haben. Schon schnell merkte er, dass, wenn man ein gutes Leben als Mensch mit Behinderung haben möchte sich arrangieren muss. Und so wirkte er seit 1999 in der Selbsthilfe „Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Landesverband Hessen e.V.“ für den Marburg-Biedenkopf-Kreis mit, deren 1. Vorsitzender er heute ist. Da die Wohnsituation für Menschen mit Behinderung sehr zu wünschen lies, arbeitete er an dem „Gemeinschaftlichen Wohnprojekt Ockershäuser Allee mit, dazu gehörte auch das Allee Cafe. An dem „Runden Tisch“ bezahlbarer Wohnraum, gemeinschaftlich und barrierefrei Wohnen engagierte Bernd Gökeler auch. In dem „Modellprojekt persönliches Budget“ im Landkreis übernahm er die Leitung der Arbeitsgruppe Beratung. Um für die Rechte der Menschen mit Behinderungen zu kämpfen nahm er auch Platz am „Runden Tisch Inklusion“. Gökeler ist Kreisgruppensprecher bei dem „Paritätischen Hessen“ für die Fachgruppe Behindertenhilfe. In der „Selbsthilfe Marburg“ arbeitet Bernd Gökeler zu den Themen Behinderung und Gesundheit als Beisitzer. Über all die Jahre eignete sich Gökeler Wissen und Fähigkeiten an um jetzt sein Baby, (seine Worte) das „Netzwerk für Teilhabe und Beratung e.V.“, deren 1. Vorsitzender er ist, zur Zufriedenheit der Ratsuchenden zu leiten. Die Teilhaberberatungstelle fördert die Inklusion und Selbstbestimmung nach dem Bundesteilhabegesetz § 32. Es sind nicht alle Menschen in der Lage mit ihren Wünschen in die Öffentlichkeit zu gehen, die Beratung zu übernehmen, war der Anlass dieses Netzwerk zu gründen.
Am Ende des Interviews stellte ich Bernd Gökeler noch die Frage, was sich für seine Wahrnehmung nach 10 Jahren UN Behindertenrechtskonvention getan hat.
Es gibt viel Papier, Bekundungen zur Inklusion jedoch sind keine großen Veränderungen zu verzeichnen, mit winzigen Ausnahmen. Damals wie heute ist es Kindern mit Behinderungen nur möglich Schulen bis zum Abitur zu besuchen, wenn die Eltern auch finanziell Unterstützung geben. Bildung = Geld = Elite unter den Menschen mit Behinderungen, wegen fehlender Barrierefreiheit.
Die UN Behindertenrechtskonvention sollte Menschen fördern, damit sie raus aus der Fürsorge, und rein in die Selbstständigkeit kommen, nicht ihr Leben in Einrichtungen verbringen müssen.
Zum Schluss stellt Gökeler noch fest, dass es nicht gut sei wenn Menschen sich in Gremien engagieren um für sich, für das eigene Leben Vorteile zu erzielen, sondern Diskriminierung und Missstände ansprechen. Die Institutionen sollten sich nicht als Konkurrenz sehen, eine Auseinandersetzung ist nötig, jedoch verfolgen doch am Ende alle das gleiche Ziel.
Heute ist Bernd Gökeler 50 Jahre, seine fortschreitende Behinderung macht es auch nicht immer einfach das zu verwirklichen was er alles noch gerne machen würde. Jedoch lässt er sein Ziel nicht aus den Augen „ Beratung und Hilfe für die, die es in der Gesellschaft nicht leicht haben“.
Eröffnung des NTB:
Bürgerreporter:in:CHRISTINE Stapf aus Amöneburg |
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