Meine geschenkte Lebenszeit
Ich höre die Stimmen von Menschen, Schritte kommen in meine Richtung, es wird mein Name gerufen. Ich möchte gerne meine Augen öffnen, aber sie sind schwer wie Blei. Ich habe es überstanden, hurra ich lebe. Vor ein paar Wochen gehörte ich auch zu den Menschen die in einer Arztpraxis mitgeteilt bekamen, dass sich das böse Wort mit den fünf Buchstaben im eigenen Körper eingenistet hatte, KREBS.
Diese Mitteilung hatte meine Familie und mich doch erst einmal aus dem Gleichgewicht geworfen. War ich doch der Meinung im Alter von 13 Jahren das Päckchen fürs Leben erhalten zu haben, als ich vom Fußgänger zum Rollstuhlfahrer wurde. Aber es half nun nichts ich wollte leben und rollte nun mit meiner Tasche zu einem von mehreren Krankenhausaufenthalten. Natürlich konnte ich die Gedanken nicht anhalten, war man in der heutigen Zeit doch aufgeklärter, hörte vieles was der Krebs schon angerichtet hatte. Auch in der eigenen Verwandtschaft waren Menschen an dieser Krankheit verstorben. Auf Stadion bekam ich natürlich auch mit, dass es Patienten hinter den Türen gab, denen es noch schlechter ging als mir. In meinem Leben habe ich immer schon nach unten geschaut, auch wenn ich einmal in einem Jammertal hing. Ich hänge an meinem Leben, möchte meine Lebensqualität zurück, und dafür bin ich zu vielem bereit. Stand ich bereits 1968 zu einem großen Kampf im Ring, aus dem ich als Sieger hervorging, hatte diese Krankheit doch eine ganz andere Qualität und war ich nun fast 60 Jahre. Trotzdem verkündete ich, dass ich auch wenn ich die ersten Runden verlieren sollte, am Ende als Sieger den Ring verlassen werde. Der Gong ertönte und ich unterzog mich einer fünfstündigen Operation. Als ich später die Stimmen der Menschen hörte die meinen Namen riefen wusste ich, mein erster Wunsch ging in Erfüllung, ich war aus der Narkose erwacht. Schlapp lag ich einige Tage im Intensivzimmer in meinem Bett aber ich war hellwach, denn wie man so platt sagt, die Kuh war noch nicht vom Eis. Einige Nächte schlief ich nicht, konnte meinen Gedanken positive wie auch negative nicht abstellen. Dann endlich kam der erlösende Befund !! Die Pathologen kamen zu dem Ergebnis, dass sich das böse Wort mit den fünf Buchstaben nicht in meinem Körper ausgebreitet hatte.
Nun war auch mein zweiter Wunsch in Erfüllung gegangen. Die OP verlief wie besprochen und mir wurde noch einmal ein Leben geschenkt. Ich weiß, dass ich in den letzten Wochen ganz viele Schutzengel hatte, und mich liebe Menschen in der Klinik versorgten, Pflegepersonal wie auch die Ärzte. Natürlich trieb mich auch die Unterstützung meiner Familie voran. Nun bin ich für ein paar Tage zu Hause, bis ich mit meinem neu gepackten Koffer in Richtung Nordhessen zur Anschlussheilbehandlung reise. Ich weiß, alles wird gut !!
Bürgerreporter:in:CHRISTINE Stapf aus Amöneburg |
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