Frage nicht was gestern war
Nach 12 Jahren Pflege möchte Heinz Immel über seine Erfahrungen erzählen. Im Schwesternhaus Mardorf berichtet er in einer sehr offenen Weise über das Leben mit seiner an Demenz erkrankten Frau.
Gerhild Immel war noch keine 50 Jahre als bei ihr Demenz diagnostiziert wurde. Natürlich machte sich die Krankheit früher schon breit so Herr Immel, nur verstand man die Zeichen noch nicht. Er schilderte einen Tag als er mit seiner Frau die Gartenarbeit erledigte, und sie ins Haus ging um das Essen, einen strammen Max herzurichten. Lange Zeit tat sich nichts und so ging Herr Immel ins Haus um zu sehen ob man essen könne. Er fand seine Frau in der Küche vor, Brot mit Butter bestrichen auf dem Teller, der Schinken auf dem Tisch verteilt und die Eier lagen auf anderen Tellern. Nach diesem Vorfall war Herrn Immel klar hier kann etwas nicht stimmen. Äusserungen von Anderen wollte man nicht hören, und nun stellte er selber fest das etwas nicht stimmte. Es wurde auch für Gerhild Immel immer schwieriger ein Datum und auch ihren eigenen Geburtstag zu sagen. Der Tag kam in dem in der Klinik die Diagnose Demenz gestellt wurde. Für die Familie ging eine Welt unter. Was sollte jetzt werden ? Es wurden Tabletten verschrieben die einen Hirnabbau verzögern sollten. Heinz Immel wusste jetzt das er in Zukunft für ZWEI denken und entscheiden musste. Er war noch berufstätig hatte aber schon die Altersteilzeit beantragt ohne zu wissen das bei seiner Frau diese Diagnose gestellt würde. Er nahm an Seminaren in der Vitosklinik teil. Als bei Gerhild Immel die Diagnose gestellt wurde, kam sie schon in die Pflegestufe II. Wortfindungsstörungen und die Persönlichkeitsveränderung schritten voran. Herr Immel leistete nun eine 24 Stunden Pflege. Nach mehreren Anträgen wurden ihm und seiner Frau eine Kur in dem Alzheimer Zentrum in Bad Eibling finanziert. In dieser Klinik konnte man sich wie in einer großen Familie fühlen und mit anderen Angehörigen seine Erfahrungen austauschen. Diese Zeit war nötig und auch wertvoll für den Kranken und den Angehörigen. Als Pflegender konnte man dort auch wieder Energie tanken.
Niemand bekommt das Wissen über die Pflege bei Demenz in die Wiege gelegt und so suchte Herr Immel, dessen Leben von Trauer, Wut und Niedergeschlagenheit geprägt war Rat. Diesen fand er in der Aura, Aktives und Rüstiges Altern, in Roßdorf. Betroffene können dort den Tag verbringen, so dass sich Angehörige wieder etwas vornehmen können. Dieser Betreuungstag ist eine wunderbare Entlastungsmöglichkeit. Im Laufe der Zeit erfuhr Heinz Immel das vieles durch Unwissenheit passierte, und er sowie andere Angehörige keine Fehler gemacht hatten. Was Gerhild Immel gestern noch konnte war heute schon nicht mehr möglich. Darüber zu diskutieren ist unsinnig, da der Kranke es nicht versteht. Herr Immel verglich in seinem Bericht das Gehirn mit einem Apothekerschrank und seinen vielen kleinen Schubladen. Stoße ich auf eine leere Schublade sind Gedanken darüber tote Zeit. Man sollte sich auf die noch gefüllten konzentrieren so Heinz Immel. Ein Demenzkranker kann nichts neues erlernen und es ist wunderbar wenn man altes erhalten kann.
In seinem Vortrag schilderte Heinz Immel auch das Auf und Ab was eine solche Krankheit mit sich bringt. Auch für ihn kam der Tag an dem er in einem Loch sahs aus dem er nicht mehr alleine raus fand. Sein Arzt schickte ihn in eine Kur und er vertraute sich für ein Jahr einem Psychologen an. Seit dieser Zeit ist er fit für die Pflege seiner Frau die er mit Liebe macht. Es gibt noch zwei weitere Personen denen Herr Immel seine Frau stundenweise anvertraut um wie auch heute Vorträge über das Leben im Hause Immel zu geben.
„Ich habe von Anderen gelernt und erfahren wie man das Leben mit einem an Demenz erkrankten Angehörigen besser leben kann, und von diesen Erfahrungen möchte ich erzählen. Natürlich kann ich kein Rezept an andere weitergeben, da jede Erkrankung anders verläuft“. Mit diesen Worten schloss Herr Immel seinen Vortrag. Die Zuhörer nutzen die Möglichkeit Herrn Immel zu befragen.
Heute ist Gerhild 62 Jahre alt, kann nicht mehr sprechen und sie wurde in die Pflegestufe III eingestuft. Heinz Immel, der im nächsten Jahr 70 Jahre alt wird sieht an den Augen seiner Frau Reaktionen. Das Leben im Hause Immel ist von Fröhlichkeit geprägt, es wird gesungen und gescherzt.
Danke Heinz Immel das Sie uns in Ihr Leben gelassen haben !
Bürgerreporter:in:Martin & Christine Kewald-Stapf/Stapf aus Amöneburg |
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