Irren ist menschlich. Vom Balkenträger zum betenden Mann

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Der Weg von Marburg über die Lahnberge nach Kirchhain führt am ehemaligen Rittergut Radenhausen vorbei. Der sprichwörtlich nagende Zahn der Zeit ist an den Gebäuden unübersehbar. Dennoch findet man im Fachwerk eines Stallgebäudes über der Tür eine aus Balkenholz gefertigte, fast 2m hohe männliche Gestalt. Mit beiden Händen scheint der Mann einen “Kitzel“ auf seinem Kopf zu halten, wie man ihn früher verwendete, um ein Brett mit Brotlaiben auf dem Kopf ins Backhaus zu tragen. Doch unser Mann scheint einen tragenden Fachwerkbalken zu halten.

Ähnliche Darstellungen sind auch von anderen Höfen der Umgebung als “Balkenträger“ bekannt. Doch Funde in vorchristlichen Gräbern lassen vermuten, dass die Körperhaltung mit erhobenen Händen eher eine Gebetshaltung darstellt. Wenn man nun bedenkt, dass Pfarrer beim Gebet im Gottesdienst eine vergleichbare Haltung einnehmen, darf man daraus schließen, dass eine heidnische Symbolik im Laufe der Geschichte ins Christentum übernommen wurde.

Unser “Balkenträger“ scheint somit keine statische Funktion zu besitzen. Vielmehr soll er, über der Stalltür angebracht, die Tiere und den Bauern vor Gefahren, wie Krankheit, Feuer und bösen Geistern beschützen. Die Zimmerleute von damals hatten zwar die Symbolik weiter vererbt, wohl aber nicht deren Sinn. Und um den Schmerz unter der Last der Balken zu lindern, wurde den Männern sogar noch der Kopf gepolstert.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Töpfer aus Marburg

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