Er war tot und hat überlebt
Defi rettet Hobbysportler aus Aindling das Leben
Ein 43-Jähriger bricht in Aindling kurz vor Weihnachten beim Fußball-spielen zusammen. Seine Mitspieler machen alles richtig, laufen zum nächstgelegenen Defibrillator und retten dem Mann das Leben. Jetzt wurde dem Aindlinger ein neues lebensrettendes Gerät überreicht, das er nun an seinen Fußballverein spendet, um weiteren Menschen das Leben zu retten.
Im November 2015 wurden die Defibrillatoren in der Marktgemeinde Aindling installiert. Zwei Tage vor Heilig Abend, also etwa einen Monat später, haben Spieler der AH-Fußballer des TSV Aindling einem ihrer Mitspieler mit dem Defi vor Ort das Leben gerettet. Der erst 43-jährige Helmut Schaffelhofer war kurz vor Ende des Fußballspiels plötzlich umgefallen. „Wir vom „Alten Herren-Team“ hatten uns auf dem Kleinspielfeld zum Kicken getroffen. Das Wetter passte für die Jahreszeit“, erzählt Schaffelhofer. „Plötzlich sackte ich zusammen. Von dem Moment weiß ich heute nichts mehr. Nur dass meine Mitspieler sofort festgestellt hatten, dass ich weder Atmung noch Puls hatte. Ich war total weg. Es war ein Herzstillstand.“ Der plötzliche Herztod tritt unvermittelt ein. Auch bei Schaffelhofer war es so. Er hatte zuvor keinerlei Warnzeichen wie Brustschmerzen, Atem- oder Kreislaufprobleme gespürt. Es kann also jeden treffen, ob jung oder alt. Auch Sporter sind bei starker körperlicher Belastung gefährdet.
Einer der Mitspieler hat dann sofort mit einer Herz-Druck-Massage reagiert, während zwei andere zum etwa 400 Meter entfernten Defibrillator am Stadioneingang gelaufen sind und diesen geholt hatten. Dort setzte der Erste dann einen Notruf -112 ab, der Zweite brachte das Gerät zu dem Bewusstlosen ohne Atmung. Auf seinen Oberkörper klebte er die Elektroden. Das Gerät hat dann gemessen und einen Schuss abgegeben. Ein Helfer löste ihn aus. Zum Glück, denn das hat dem AH-Fußballer sein Leben gerettet. Drei Minuten nach dem Alarm waren die First-Responder zur Stelle. Sie mussten nicht mehr viel tun. Die Helfer, die mit der Herzdruckmassage weiter reanimiert hatten, „haben uns einfach mal ersetzt“. Der 43-Jährige kam zu Bewusstsein und konnte sogar sprechen. So etwas passiert selten. Der Überlebende kam daraufhin ins Klinikum und war dort mehrere Wochen in Behandlung. Inzwischen war er drei Wochen auf einer Reha und sieht wieder blendend aus. Bis auf die Medikamente, die er nun dauerhaft nehmen muss und einen Stent, der ihm gesetzt wurde, geht es ihm gut. Er wird jetzt dann wieder in seinen Beruf als Maurer tageweise eingegliedert und kann bald wieder ein ganz normales Leben führen. „Ohne den Defi hätte ich es nicht überstanden“, so Schaffelhofer.
Investition hat sich gelohnt
Die lebensrettenden Geräte beschäftigten den Marktgemeinderat in Aindling in mehreren Sitzungen über viele Monate. Schließlich einigte man sich auf die Standorte in allen Ortsteilen für 19 Defis, davon fünf in Aindling selbst. Installiert wurden die meisten Geräte Ende November 2015. Aindlings Bürgermeister Thomas Zinnecker übermittelte damals voller Freude diese gute Nachricht. „Die Investition in diese wunderbaren Geräte über etwa 50.000 Euro hat sich aufgrund dieser Überlebensgeschichte für uns heute schon gelohnt“, sagt Zinnecker. Einen Teil der Defis haben wir von der Gemeinde übernommen, einen Teil haben Privatleute und Banken angeschafft. Der Marktgemeinderat Michael Pollety kümmert sich nun um die Defis in Aindling: „Es war eine Erleichterung, dass wir die Defis kurz vor dem Vorfall mit Schaffelhofer installiert hatten.“
Bei den Aindlinger Defis handelt es um Reanimations-Defis „SAM 500P“ der Firma MedX5 mit Sitz in Friedberg, die hauptsächlich Laien-Defis vertreibt. „Wir haben uns seit über 15 Jahren „dem Kampf gegen den Plötzlichen Herztod“ verschrieben und arbeiten eng mit dem Verein Bürger retten Leben e.V. und der Björn Steiger Stiftung zusammen“, so Volker Brand, der Geschäftsführer von MedX5. Brand freut sich auch, dass Schaffelhofer nun damit in die Öffentlichkeit geht, denn „nicht jeder spricht gerne darüber, dass er einmal tot war“. Der Aindlinger ist bereits der sechste Überlebende in der Region, über den berichtet werden darf. Der Hersteller der Defibrillatoren, die Firma HeartSine, hat nun einen Defi an den Überlebenden gespendet. Helmut Schaffelhofer wird das Gerät an die Abteilung AH des TSV Aindling und dem DJK Stotzard übergeben. Dieser Defi soll jetzt immer mit unterwegs sein, das heißt, er bekommt keinen festen Platz, sondern ist bei jedem Spiel mit dabei. Damit auch andere Fußballvereine bei Spielen des TSV Aindling herzsicher sind.
App „Defi-Finder“ kostenlos erhältlich
Die Gemeinde Aindling hat bereits alle Geräte auf der Defi-Standort-Website von MedX5 www.meindefistandort.de eintragen lassen, sodass diese von jedem gefunden und auch eingesetzt werden können. Der Verein „Bürger retten Leben“ hat dazu die App „Defi-Finder“ entwickelt, wo alle Standorte eines Defis in Deutschland angezeigt werden. Die Gemeinde Aindling freut sich, dass auch ihre Defis hier alle gelistet sind und natürlich, dass diese Information möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht wird. Die App gibt es kostenlos für Android und Apple.
Diese Überlebensgeschichte zeigt, wie wichtig es ist, Defibrillatoren einzusetzen. Jeder sollte sich in der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) schulen und einmal zeigen lassen wie einfach ein Defi zu bedienen ist, so weiß man im Ernstfall schnell zu helfen. Wer nicht gerne an öffentlichen Terminen teilnehmen möchte, kann sich gerne an die Feuerwehr wenden. Sie führt in Aindling jederzeit für kleine Gruppen eine Defi-Schulung durch.
Auch die Gemeinde Rehling möchte nun mit Defis ausgestattet werden. „Wir hoffen, dass sich durch diese Überlebensgeschichte weitere Gemeinden bzw. Unternehmen mit uns dem plötzlichen Herztod entgegenstellen!“, so Volker Brand von MedX5.
Bürgerreporter:in:Sabine Roth aus Friedberg |
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