Räuber Kneißl: Ein Mörder und Volksheld
„Ich kann kein Unrecht leiden. Ich kann mich nicht beugen, lieber gehe ich selber zu Grunde.“ Das sind die Worte eines (vor)verurteilten „Verbrechers“, eines Menschen, dem man keine zweite Chance im Leben gab, der für seine Freiheit und sein Überleben kämpfen musste.
Marcus Hausham Rosenmüller, einer der bekanntesten und begnadetsten Regisseure im Raum Bayern, verlieh dem Film „Räuber Kneißl“ einen ganz besonderen Mix aus bayerischem Lebensgefühl, Trauer, Heiterkeit und Spannung. Der Regisseur stammt aus dem Ort Hausham am Tegernsee (daher auch sein Zweitname). Er wurde im Jahre 1973 geboren und hat schon viele bekannte Filme gedreht, unter anderem: „Schwere Jungs“, „Beste Zeit“, „Beste Gegend“ (Drehort war Tandern, ca. 20 km von Aichach entfernt). Der wohl bekannteste Film war: „Wer früher stirbt ist länger tot“. Sein aktueller Film handelt von „Räuber Kneißl“, der sich nach einem Gefängnisaufenthalt als neuer Mensch etablieren will, doch keine 2. Chance erhält und außer Verachtung und Spott nichts erntet. Mathias Kneißl wird dadurch wieder zum Räuber und Mörder. Zu dieser bewegenden Geschichte und zu seiner eigenen Person haben wir „Rosi“, wie er liebevoll von seinen Fans genannt wird, Fragen gestellt. Und auch Antworten bekommen.
Zuerst wollten wir natürlich wissen, was Marcus Rosenmüller dazu bewegt hat, einen Film über einen Räuber mit Westerngeschmack zu drehen und was das Besondere an der Figur „Mathias Kneißl“ für ihn war. Es sei bei ihm nicht um einen „Räuber“ an sich gegangen, sondern mehr um dessen Biographie: „Kneißl war ein Stehaufmännchen, er hat es immer wieder geschafft zu flüchten und das hat mich gepackt und darüber wollt ich unbedingt einen Film drehen.“ Das Besondere an Mathias Kneißl war, dass für ihn als Filmemacher bei der Biographie alles gestimmt hat. Es musste nichts dazu erfunden werden. Alles habe für einen Kinofilm gepasst, erklärt er. Beschreiben würde Rosenmüller den Kneißl nicht als Rebellen, sondern als einen einfachen Mann, der nur leben und glücklich sein wollte. Er wollte seine Existenz sichern, wurde aber als Außenseiter behandelt und nicht in die Gesellschaft aufgenommen.
Interview
myheimat: Besteht nicht die Gefahr der Verharmlosung, wenn man einen verurteilten Mörder allzu menschlich bzw. positiv darstellt?
Marcus H. Rosenmüller: Es geht darum, die Fehler in der Gesellschaft zu zeigen. Fehler, die auch heute noch passieren. Kneißl wollte nur Schreiner werden, man hat ihm aber keine Möglichkeit gegeben ihn als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu integrieren. Er war arbeitslos und wollte nur überleben und niemandem schaden. Hätte man ihm eine Chance gegeben, wäre das womöglich nicht passiert. So würde man auch heute das ein oder andere Verbrechen vermeiden können.
mh: Wieso findet die Geschichte des „Räuber“ bei so vielen Leuten Zuspruch?
MR: Ich denke, es ist die dramatische Lebensgeschichte, die Hoch und Tiefs in seinem Leben. Die Leute identifizieren sich auch noch heute mit ihm. Sie haben etwas, über das sie reden und spekulieren können. Damals war die Gendarmerie verhasst, sie waren brutal und ungerecht und Kneißl hat sie an der Nase herum geführt, das hat dem Volk gefallen.
mh: Was könnte Mathias Kneißl über ihren Film denken, wenn er noch am Leben wäre?
MR: Das weiß ich nicht, ich wollte mit diesem Film das Gute in jedem Menschen zeigen. Ich glaube, dass jeder im Grunde gut ist und eine 2. Chance verdient hat.
mh: Was für ein Gefühl war es, im Freisinger Gefängnis zu drehen?
MR: Es war interessant, an einem Ort zu drehen, wo Personen wirklich eingesperrt waren. Das ist auch das Schöne am Film, an authentischen Orten zu drehen. Es hat eine besondere Wirkung auf einen selbst und auf die Zuschauer, deshalb haben wir wenig im Studio gedreht.
Marcus Rosenmüller war auch nicht zum ersten Mal im Wittelsbacher Land, sondern erzählt, er habe in Tandern den Film „Beste Zeit“ & „Beste Gegend“ gedreht. Aichach ist ihm nicht unbekannt und er fühle sich mittlerweile wie zu Hause: „Es ist einfach nur geil, wieder einmal hier zu sein“
mh: Was war das Schönste, was sie je beim Dreh erlebt hatten?
MR: Ich musste morgens einmal um 5 Uhr in der Früh aufstehen und einen Drehort suchen, da kam ich an einem Bach vorbei und sah einen riesigen Fisch im klaren Wasser schwimmen. Das sind so schöne Momente, die mir in Erinnerung bleiben...
Eigentlich wollte Rosi Schreiner lernen und dann Szenenbildner werden. Doch dann studierte er und wurde Regisseur. Mit der Filmbranche wollte er aber schon immer etwas zu tun haben.
mh: Warum sollen sich unsere Leser gerade ihren Film ansehen?
MR: Wegen der einen wahnsinnigen Szene, wenn sie die verpasst haben , dann haben sie was im Leben verpasst!
Warum die meisten Filme im Dialekt gehalten sind, da weiß Marcus Rosenmüller nur eine Antwort: „Weil es gut dazu passt und es mehr Kraft hat. Ich kann einen Räuber Kneißl aus Unterweikertshofen nicht Hochdeutsch reden lassen, das muss dann jemand anders machen.“
Heimatverbundenheit wird mit seinen Filmen eben nicht zum langweiligen Muss. Eines seiner weiteren geplanten Projekte ist unter anderem ein Film, der - zur Überraschung aller-, in Hochdeutsch sein wird. Rosi ist für alles offen: ob Komödien, Dramen, Liebesgeschichten. Dinge, die ihn interessieren oder mit denen er sich beschäftigt, geben ihm Ideen für weitere Filme. Er meint: „Die Mischung aus allem macht's.“
Was genau Marcus H. Rosenmüller mit dem Satz "Wegen der einen Szene" meint, erfahren wir wahrscheinlich nur, wenn wir den Film gesehen haben.
myheimat bedankt sich recht herzlich für das ausführliche und aufschlussreiche Interview mit Marcus H. Rosenmüller.
Bürgerreporter:in:Lisa Schenk aus Friedberg |
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