"Das Wittelsbacher Land ist auf dem Weg an die Spitze"
Wohl kaum ein Landkreis wird in Bayern so um seine strategische Lage, seinen Zweittitel „Wittelsbacher Land“, seine reichhaltige und vielfältige Kultur und seine Dynamik beneidet, wie der altbayerische Landkreis Aichach-Friedberg. Unser Stadtmagazin myheimat Aichach sprach mit Landrat Christian Knauer über dessen Arbeit, seine Vorstellungen zur Zukunft der Region und die finanzielle Lage des Kreises.
myheimat: Vor sechs Jahren haben Sie der bayerischen Landespolitik freiwillig den Rücken gekehrt, um als Landrat die Geschicke des Landkreises Aichach-Friedberg maßgeblich zu lenken. Haben Sie diesen Beschluss jemals bereut?
Christian Knauer: Ich war mit Leib und Seele Abgeordneter und hatte mir dort in der Schul- und Kulturpolitik breite Anerkennung und Einfluss verschafft. Die Entscheidung in die Kommunalpolitik zurückzukehren war sicher nicht einfach. Ich habe sie jedoch keine Minute bereut. Die Arbeit als Landrat ist ausgesprochen anspruchsvoll und abwechslungsreich. Mit jeder Entscheidung handelt man unmittelbarer und näher am Menschen. Auch weil ich gute Mitstreiter im Kreistag und ausgesprochen kreative und loyale Mitarbeiter in meiner Verwaltung habe, macht mir die neue Aufgabe ausgesprochen Freude.
myheimat: Man sagt, Sie könnten heute bayerischer Kultusminister sein, nachdem sie bildungspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion waren?
Christian Knauer: Es ehrt mich, dass ich immer wieder auf diese Möglichkeit angesprochen werde und mir sogar Kabinettsmitglieder öffentlich die Befähigung bescheinigen. Das ändert aber nichts an der getroffenen Entscheidung. Ich habe mich für einen anderen Weg entschieden. Auf diesem gehe ich gern. Ich blicke nach vorn und nicht zurück.
myheimat: Wie würden Sie Ihr Amtsverständnis beschreiben: Sehen Sie sich eher als Moderator, leitender Angestellter der Aichach-Friedberg AG, Vorstandsvorsitzender eines modernen, kundenorientierten Dienstleistungsunternehmens oder Chef der Verwaltung?
Christian Knauer: Wenn man sich überhaupt dieser Begriffe bedienen möchte, würde ich mich für eine Kombination von Moderator und Vorstandsvorsitzenden entscheiden. Vorstandsvorsitzender signalisiert Teamarbeit, Moderator das Bemühen, Herausforderungen anzunehmen und zielgerichtet nach Lösungen zu suchen, die von der Mehrheit der Betroffenen als nachvollziehbar, praktikabel und sachorientiert angesehen und akzeptiert werden.
myheimat: Laut Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit liegt die Arbeitslosenquote im Landkreis Aichach-Friedberg bei 4,1 Prozent. Im Vorjahr lag die Quote noch bei 5,3 Prozent. Worauf führen Sie diese erfreulichen arbeitsmarktpolitischen Trends zurück?
Christian Knauer: Diese Entwicklung ist sicher auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Einmal zeigt sich der bundesweite Trend, der seit Ablösung der rot-grünen Bundesregierung zu beobachten ist, zum anderen tragen die breite mittelständische Struktur der ansässigen Betriebe und Unternehmen, die deutliche Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und die zunehmende Attraktivität des Wittelsbacher Landes mit seinen vielfältigen Möglichkeiten zur positiven Entwicklung bei.
myheimat: Inwieweit kann die Kommunal- bzw. Kreispolitik überhaupt Einfluss auf den Arbeitsmarkt ausüben? Werden die arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen nicht vom Bund oder dem Freistaat gesetzt?
Christian Knauer: Natürlich haben die Kommunen nur bedingt Einfluss. Wenn man sich in einer geografisch guten Lage befindet, kann man seine Konkurrenzfähigkeit durch kluge politische Entscheidungen vor Ort durchaus entscheidend verbessern. Wichtig sind dabei vor allem auch die „weichen Standortfaktoren“. Hier haben wir in den letzten sechs Jahren wichtige Erfolge erzielt: die Betreuungsmöglichkeiten für unsere Kinder wurden zielgerichtet verbessert, das Schulwesen enorm ausgebaut, Rieseninvestitionen im Gesundheitswesen vorgenommen, bedarfsgerechte Pflegeplätze geschaffen, vor allem aber das Ehrenamt und die Vielfalt des gesellschaftlichen Lebens gestärkt. Unser Landkreis gilt heute als Zukunftsregion in Deutschland!
myheimat: Mit der Kreisstraße AIC 25 neu wird der Osten Augsburgs besser als bisher in das lokale wie regionale Straßennetz eingebunden. Die Maßnahme steht damit auch in unmittelbarem Zusammenhang mit einem weiteren wichtigen Projekt, dem Neubau einer Anschlussstelle an die A8 bei Derching. Wie wichtig ist dieses Projekt für den Landkreis?
Christian Knauer: Die neue Straße hat entscheidende Erschließungsfunktion für den südlichen Landkreis. Schon heute, noch vor Fertigstellung, erweist sie sich als „Jobmaschine“. Allein in Friedberg sind ausschließlich wegen der schnellen Anbindung an die A8 schon rund 800 neue Arbeitsplätze entstanden. Auch in Kissing und Mering spürt man einen deutlichen positiven Trend bei Gewerbeansiedlungen.
myheimat: Als Sachaufwandsträger verschiedener Schulen hat der Landkreis eine besondere gesellschafts- und bildungspolitische Verantwortung. Wie viele Finanzmittel wollen Sie in den nächsten Jahren für den Bereich Bildung bereitstellen?
Christian Knauer: Prognosen über Zahlen abzugeben, sind kaum möglich. Im Bereich der Bildung ist der Wandel das Beständigste. Deshalb müssen wir uns bemühen, hochflexibel auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Zu Beginn meiner Landratstätigkeit hatte niemand mit dem achtjährigen Gymnasium oder den neuen Möglichkeiten zur Erlangung der allgemeinen Hochschulreife an der Fachoberschule gerechnet. Schon heute steht fest: Wir werden die Realschule in Mering erweitern, uns dort auch an einem Turnhallenneubau beteiligen, das Vinzenz-Pallotti-Förderzentrum in Friedberg generalsanieren, das Raumproblem der Realschule Friedberg lösen und die gymnasialen Unterrichtsbedingungen im südlichen Landkreis gemeinsam mit der Stadt Augsburg optimieren.
myheimat: Die Kliniken an der Paar hatten stets Ihre besondere Aufmerksamkeit. Als Träger hat der Landkreis hier eine große Verantwortung, was die medizinische Versorgung der Landkreisbürger anbelangt. Welche Bilanz ziehen Sie im Hinblick auf dieses Politikfeld nach sechs Amtsjahren?
Christian Knauer: Hier hatte der Landkreis eine nahezu desaströse Ausgangssituation. 2002 betrug das Betriebsdefizit über 5 Millionen Euro. Das Krankenhaus in Mering war von den Kassen bereits abgeschrieben, die Häuser in Aichach und Friedberg litten unter deutlichen Akzeptanzproblemen. Hier haben wir die Wende geschafft. In Mering wurde das Haus erfolgreich in ein Gesundheits- und Sozialzentrum umgewandelt und gilt heute als Vorzeigeobjekt in Südbayern. In Friedberg wird in wenigen Wochen der Umbau abgeschlossen und das schönste Haus der Grundversorgung am Stadtrand von Augsburg entstanden sein und auch in Aichach geht der Trend deutlich nach oben. Allein hier konnten 15 neue medizinische Angebote bzw. Einrichtungen angesiedelt werden. Die Defizite sind bereits jetzt halbiert.
myheimat: Wie schätzen Sie Ihre Chancen für die bevorstehende Kommunalwahl ein?
Christian Knauer: Ich denke, ich habe enormen Einsatz gezeigt und auch viel für den Landkreis erreichen können. Natürlich würde ich mich freuen, wenn dies von den Bürgerinnen und Bürgern auch so gesehen und am Wahltag honoriert wird. Gute Wahlergebnisse sind immer auch eine Verpflichtung. Ich will das Wittelsbacher Land an die Spitze bringen. Daher rechne ich auch mit einem neuen Wählerauftrag.
myheimat: Herr Knauer, vielen Dank für dieses Gespräch.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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