Wallfahrten mit Smartphone
Neuer Kirchenführer, Internet-Auftritt und Audioguide für Kapelle Maria im Elend bei Baar
Man kennt das aus prächtigen Schlössern und aufregenden Ausstellungen: Dort wandeln Besucher mit Tonband und Kopfhörern durch die Säle und lassen sich die Sehenswürdigkeiten erklären. Audio-Guide nennt man eine solche Exkursion mit dem Mann im Ohr. Eine „Hör-Führung“ gibt es jetzt auch für die Wallfahrtskapelle Maria im Elend bei Baar im Wittelsbacher Land. Drei Studenten des Lehrstuhls für Humangeologie an der Uni Augsburg haben viel Wissenswertes zur Historie der Kapelle, zu ihrer kulturellen Bedeutung und zur Wallfahrt zu einer Erzähl-Geschichte zusammengetragen. Diese Geschichte kann man sich auf sein Handy laden und anhören, während man die Marien-Kapelle besichtigt.
Matthias Bednek, Johannes Reindl und Ramona Riederer entwickelten den Audio-Guide und gleichzeitig auch einen 32-seitigen Kirchenführer auf Papier sowie die Internetseite www.maria-im-elend.de.vu. Alle drei Kommunikationswege sollen Maria im Elend zu mehr Bekanntheit verhelfen. Baars Pfarrer Werner Ehnle hat mit seiner Kirchengemeinde fleißig am Inhalt von Broschüre und Internet-Auftritt mitgearbeitet, gesteht aber ein: „Für uns Ältere ist diese Technik schon etwas gewöhnungsbedürftig.“ Tatsächlich gibt es ein so modern angelegtes Besichtigungs-Konzept bisher nur in wenigen Gotteshäusern. „Im Petersdom und in Ottobeuren“, meint schmunzelnd Dr. Markus Hilpert, Uni-Dozent und Projektleiter. Er bestätigt denn auch, dass Führungen per Handy eher die junge Generation ansprechen sollen. Aber die entdecke den tiefen Sinn von Wallfahrten ja mehr und mehr für sich.
Die hochmoderne Kirchen-Präsentation entstand im Auftrag des Wittelsbacher Land Vereins. Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Wittelsbacher Land unterstützt mit mehreren Dutzend gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Maßnahmen die nachhaltige Entwicklung des Landkreises Aichach-Friedberg. Unter dem Titel „Wallfahrten und Pilgern zwischen Lechfeld, Donau und Alb“ wird derzeit ein Kooperationsprojekt ausgeführt, das acht schwäbische Wallfahrtsorte touristisch erschließt, darunter St. Afra im Felde bei Friedberg und Klosterlechfeld. Es ist geplant, diese Wallfahrtsorte mit Rad- und Wanderwegen zusammenzuschließen, sie gemeinsam nach außen zu bewerben, ihre Geschichte und ihr Brauchtum einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Auch gemeinsame Veranstaltungen und Feste sind vorstellbar. Neben der LAG Wittelsbacher Land arbeiten die LAG Lech-Wertach, Real West und Schwäbiches Donautal an der Maßnahme mit. Sie wird von der Europäischen Union über das Programm LEADER gefördert. Die Erschließung aller acht Wallfahrtsstätten wird rund 80000 Euro kosten, wovon die Hälfte aus EU-Mitteln kommt.
Zur Geschichte: Maria im Elend geht zurück auf ein Verlöbnis von Nikolaus Kigele. Der Rinderhüter stiftete 1704 eine Marienstatue, als er nach innigem Gebet drei entlaufene Kühe wiederfand. Seitdem sind an der Pilgerstätte zahlreiche Mirakel beurkundet. Jährlich besuchen mehrere tausend Gläubige die Kirche, in der auch viele Hochzeiten stattfinden. Bekannt ist die Kriegerwallfahrt. Seit 1958 kommen jeden letzten Mai-Sonntag 90 Veteranenvereine aus ganz Schwaben nach Baar, um für Frieden in der Welt zu beten. Maria im Elend erhielt seinen Namen, weil die die ursprüngliche Marienstatue des Nikolaus Kigele im Laufe der Jahrzehnte marode wurde und „dem Elend verfiel“; erst engagierte Pfarrer und Bürger bauten die kirchliche Stätte mitten im Wald wieder auf. Das ursprüngliche Gnadenbild dürfte nicht mehr erhalten sein.
Rund um Maria im Elend gibt mehrere familienfreundliche Wanderwege, die durch die Wälder zwischen Baar und Thierhaupten führen. Die Kirche ist rund um die Uhr geöffnet. Den Audio-Guide kann man sich entweder im Internet unter www.maria-im-elend.de.vu herunterladen oder an der Kapelle selbst (neben dem Eingang findet man einen Barcode, der mit dem Handy abfotografiert werden kann, um die 7 MB große Datei zu empfangen).
Bürgerreporter:in:Konstantin Kohler aus Aichach |
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