Stadt im Wandel: Willkommen im 21. Jahrhundert
Viele, vor allem touristisch geprägte Städte werben gerne mit ihren historischen Innenstädten und Sehenswürdigkeiten aus früheren Jahrhunderten. Zugleich sind die Städte oft attraktive Mittelzentren mit Handel, Dienstleitungen, Industrie und ausgedehnten Wohngebieten. Für die Menschen vor Ort zählen meist andere Faktoren, ob eine Stadt lebenswert ist. Smart City ist dabei ein Schlagwort. Doch was bedeutet Smart City eigentlich? Ist sie gleichzusetzen mit der Digitalisierung oder gibt es noch andere Wege zur Smart City? Antworten darauf bietet die aktuelle Ausstellung „Stadt im Wandel – vom Mittelalter zur Smart City“ im FeuerHaus vor allem in Raum 5, die in Kooperation mit der Lechwerke AG entstanden ist.
Im Jahr 2020 wohnten über 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Laut Prognosen der Vereinten Nationen könnten bis 2050 sogar zwei Drittel der Menschen in großen Ballungsgebieten leben. Bereits zur Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert gab es in Europa eine starke Landflucht. Die Menschen zog es auf der Suche nach einem Auskommen und neuen Freiheiten in die Stadt. Auch heute sind diese Wanderungsbewegungen noch immer zu beobachten.
Um diesem starken Bevölkerungszuwachs gerecht zu werden, müssen langfristig geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Dabei spielen Klimawandel, Wohnungsnot, Armut und soziale Ungleichheit in Städten schon jetzt eine große Rolle. In den rasant wachsenden Megacities in Asien, Afrika und Südamerika ist die Infrastruktur bereits jetzt unzureichend, es herrschen hygienische Missstände und Umweltverschmutzung. Doch wie können Städte diesen Herausforderungen begegnen?
Eine Lösung heißt Smart City. Der Begriff Smart City ist zwar in aller Munde, doch was er wirklich bedeutet und was dahintersteckt, ist oft nicht ganz klar. Laut Definition ist Smart City ein Sammelbegriff für gesamtheitliche Entwicklungskonzepte, um unter Einsatz digitaler Technologien Städte effizienter, nachhaltiger, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. In einem kleinen Film in Raum 5 im FeuerHaus wird gezeigt, welche Bereiche unseres Lebens Smart City betrifft.
Wie wird eine Stadt zur Smart City?
Lange war bei der Stadtplanung die autogerechte Stadt im Fokus. Bei der Smart City stehen Lebens- und Aufenthaltsqualität der Menschen im Vordergrund. Dabei werden unterschiedlichste Faktoren wie Klima, Verkehr, Wohnen, Handel berücksichtigt. Das verbindende Element dieser Planungen ist die Digitalisierung.
Doch Smart City ist nicht nur etwas für Großstädte. Auch kleinere Städte sind auf dem besten Weg, zu einer Smart City zu werden. Es gibt aber keine allgemeingültige Musterlösung. Jede Kommune muss gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ihren eigenen Weg finden und den Mut haben Neues auszuprobieren.
Vor allem ein lebendiges Stadtzentrum gehört zu einer Smart City. Das gelingt, wenn man Arbeit, Wohnen, Freizeit und Einkaufen zusammenbringt. Doch viele Innenstädte wirken durch die großen Einkaufsketten beliebig oder sie veröden zusehends – und das nicht erst seit Corona. Die Corona-Krise kann auch als Chance zur Neugestaltung der Innenstädte genutzt werden. So entstanden in Parkbuchten Schanigärten als zusätzliche Flächen für die Außengastronomie. Und sogenannte Parklets dienen als Treffpunkt oder zum Ausruhen vom Einkaufen.
Mobilität spielt bei Smart City Konzepten eine zentrale Rolle. Mobilitätsnachfrage und -angebote befinden sich in einem starken Wandel. Der Trend geht hin zur multimodalen Fortbewegung – mit ÖPNV, Carsharing, Fahrrad, E-Bike oder E-Scooter.
Ziel ist es den motorisierten Verkehr in der Stadt zu reduzieren. Vor allem Lösungen für die „letzte Meile“ können viel dazu beitragen. Das betrifft sowohl Zulieferdienste, Pendler als auch Besucher, die ohne eigenes Fahrzeug ins Zentrum kommen sollen. Durch die Überwachung des Verkehrsflusses können mittels App freie Parkplätze, E-Ladestationen und das Verkehrsaufkommen angezeigt werden. Das spart Zeit und Energie.
Die Ausstellung im FeuerHaus verschweigt aber auch nicht die Schattenseiten. Denn smarte Systeme benötigen und erzeugen Daten, die geschützt werden müssen. Sowohl vor Cyberkriminalität als auch vor Datenmissbrauch. Auch die Abhängigkeit von Unternehmen kann zum Problem werden. Denn was passiert, wenn es keine Updates mehr gibt oder der Strom ausfällt? Ein Extrembeispiel ist Songdo in Südkorea, das als Smart City gebaut wurde. Nicht nur der öffentliche, sondern auch der private Raum ist komplett vernetzt und mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet. Dies ist zwar sehr bequem und hilfreich, bedeutet aber gleichzeitig totale Überwachung.
Was passiert in Aichach?
Ist Smart City nur etwas für Metropolen? Wie wird man zur Smart City? Diese Fragen werden eingangs in der Ausstellung gestellt. Die Stadt Aichach zeigt, wie man auch mit kleinen Schritten Stück für Stück zur Smart City werden kann:
• An sechs öffentlichen Standorten gibt es kostenlose WLAN-Hotspots.
• Im gesamten Stadtgebiet gibt es aktuell 40 smarte Mülleimer. Sie melden zwei Mal täglich ihren Füllstand und dementsprechend kann der Bauhof seine Touren effizient planen.
• Derzeit sind 20 Prozent der Straßenbeleuchtung auf LED Lampen umgerüstet. Die komplette Umstellung soll schon in naher Zukunft erfolgen.
• Unattraktive Grünflächen werden in interessante Beete verwandelt, die einen Erlebniswert für die Bürgerinnen und Bürger bringen. Gleichzeitig sind sie Nahrungs- und Lebensraum für bedrohte Tierarten.
Energiemonitor im FeuerHaus und online
Smarte Systeme funktionieren nicht ohne Strom. Ist dieser ökologisch produziert, ist das ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wieviel Strom in Aichach produziert und verbraucht wird, zeigt in Echtzeit der Energiemonitor des Bayernwerks und der Lechwerke (LEW). Er ist ebenfalls Bestandteil der Ausstellung „Stadt im Wandel – vom Mittelalter zur Smart City“, kann aber auch online eingesehen werden.
Der Energiemonitor informiert über die aktuelle Energiesituation der Kommune. Wird gerade mehr Strom produziert oder verbraucht? Photovoltaik oder Windräder, wo kommt der Strom her? Betrachter und Nutzer sehen auf einen Blick, wie hoch der Grad der Eigenversorgung zu welcher Jahres- und Tageszeit ist. Ein Vergleich über Tage und Monate ermöglicht Rückschlüsse, wie sich die Energieversorgung in der Kommune entwickelt. Die Daten aktualisieren sich im Viertelstundentakt. Die Kommune hat über den Energiemonitor Informationen darüber, wie „grün“ der örtliche Energiemix ist. Bürgermeister Klaus Habermann betonte bei der Eröffnung der Ausstellung, dass Aichach zu den ersten Kommunen im Landkreis Aichach-Friedberg gehört, die dieses Instrument nutzen. Der Energiemonitor will Bürgerinnen und Bürger unterstützen, sich mit eigenen Projekten an der Energiewende zu beteiligen und damit unsere Ökobilanz vor Ort weiter zu verbessern. Denn Privathaushalte und Unternehmen können nach einem Blick auf den Energiemonitor beispielsweise ihr Elektrofahrzeug dann laden, wenn gerade viel regenerativ erzeugter Strom verfügbar ist!
Bürgerreporter:in:Stadt Aichach aus Aichach |
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