Hof-Apotheke in Celle verdankt ihre Entstehung der landesväterlichen Fürsorge
Die Geschichte der Hof-Apotheke in Celle
Die Hof-Apotheke und spätere Löwen-Apotheke auf der Stechbahn hat ihren Betrieb im Jahr 2010 eingestellt. Heute befindet sich dort ein Museumscafé. Über 400 Jahre wurden dort Arzneien ausgegeben. Bis 1849 diente die Löwen-Apotheke als fürstliche Hofapotheke.
Wie alt die herrschaftliche Apotheke in Celle ist, lässt sich bislang nicht abschließend klären. Die Celler Chronisten haben sich darauf geeinigt, dass das Gebäude, in dem sie eingerichtet wurde, in seinen ältesten Teilen aus der Zeit um 1530 stammt. Konkret heißt es bei Georg Dehio im „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“ (1992): „An der Stadtkirche 7/Ecke Stechbahn, heute Löwen-Apotheke, mehrfach verändert (qualitätvolle Jugendstil-Renovierung dat. 1906), ältester Teil um 1535/40, wesentliche Teile um 1580.“
Der Oberappellationsgerichtsrat in Celle Ernst Spangenberg (1784-1833) weiß in der „Historisch-topographisch-statistischen Beschreibung der Stadt Celle“ (1826) zu berichten: „Daß diese landesherrliche Apotheke schon seit Jahrhunderten existirt hat, und auf landesherrliche Kosten administrirt ist, leidet keinen Zweifel, das eigentliche Jahr der Errichtung derselben hat aber bis jetzt nicht ausgemittelt werden können. Unter der Regierung der Herzöge Cellischer Linie ist sie zuerst eingerichtet, und war anfänglich einer fürstlichen, aus einem fürstlichen Rathe, und einem Comptabilitätsbedienten bestehenden Commission, späterhin der jedesmaligen obern Domanialbehörde untergeordnet.“
Die ehemalige Hof-Apotheke in Celle verdankt ihre Entstehung der landesväterlichen Fürsorge des Herzogs Wilhelm des Jüngeren (1535-1592). Der Celler Herzog gründete seine Apotheke in eigenem Hause und behielt sie in Besitz. Er ließ sie durch einen Verwalter, den Administrator, auf Rechnung des Hofes betreiben. Als Standort wurde die Stechbahn gewählt, auf die man vom Celler Schloss aus eine gute Sicht hatte.
Name „Stechbahn“ weist auf frühere Ritterturniere hin
Den Namen hat die Stechbahn von den dort in alter Zeit abgehaltenen Ritterturnieren erhalten. Der frühere Name des ehemaligen Turnierplatzes der Stadt lautete 1636 „Stechelbahn“ und 1660 „Steckelbahn“. In den jährlichen Eintragungen in die Celler Schoßregister, wie dem ältesten erhaltenen von 1534, wird der Platz noch „na der borch“ genannt, und noch Ende des 16. Jahrhunderts wurde er in diesen Steuerlisten wegen der dort stehenden Stadtkirche mit „Kirchenstraße“ bezeichnet.
Die Stadtkirche steht ebenfalls an der Stechbahn. Ihr Turm war erst 1516 endgültig fertig gestellt, wurde aber bereits nach 15 Jahren wieder abgerissen. Ernst Spangenberg schreibt dazu: „Früher zierte die Kirche ein hoher mit Kupfer bedeckter, mit einer vergoldeten Krone geschmückter, und mit einen Glockenspiel versehener Thurm, der aber 1531 abgebrochen, und durch ein kleines unbedeutendes mit Kupfer gedecktes Thürmchen, worin nur die Schlagglocke hängt, ersetzt worden ist.“
Im Zeitraum 2004-2005 erhielt die Stechbahn ihr heutiges Gesicht.
Hufeisen zur Erinnerung an ein tragisches Unglück
Vor dem alten Apothekengebäude befindet sich im Pflaster ein Hufeisen. Damit wird die Stelle gekennzeichnet, an der 1471 Herzog Otto der Großmütige (1439-1471) während eines Turniers verunglückt sein soll. Die Legende berichtet, dass Herzog Otto während eines Turniers auf der Stechbahn vom Pferd gestürzt sei und dabei den Tod gefunden habe. Die in den Stein gemeißelte Jahreszahl 1471 nennt das Jahr des Ereignisses. Otto der Großmütige soll sein Leben am 19. Januar 1471 auf dem Celler Schloss ausgehaucht haben. Spangenberg schreibt: „Auf einem derselben soll, der Sage nach, Herzog Otto († 1471 19. Januar) mit dem Pferde gestürzt seyn, und sich durch den Sturz seinen Tod geholt haben.“
Der braunschweigische Hofhistoriograph Philipp Julius Rehtmeier (1678-1742) berichtet in seiner 1722 publizierten „Braunschweig-Lüneburgischen Chronica oder Historische Beschreibung der durchlauchtigsten Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg“ nichts von dem Unglück, sondern schreibt nur, dass der Herzog im Januar 1471 im Celler Schloss verstorben sei. In der 1763 erschienenen Celler Stadtgeschichte des Rektors der Lateinischen Schule zu Celle Johann Heinrich Steffens (1711-1784; Historische und diplomatische Abhandlungen in Briefen, S. 102) wird dann erstmals diese Legende festgehalten, allerdings verbunden mit Zweifeln am Wahrheitsgehalt der Geschichte:
„Zum Beweise dieser ehemals hier auf der Steckelbahn gehaltenen Ritterspiele beziehet man sich auch noch auf ein altes Stück in dem hiesigen Zeughause. Man zeiget die ganze Rüstung für Roß und Mann, welche Herzog Otto der Großmüthige an dem Tage soll gebraucht haben, da eine in den Kopf des Pferdes gestoßene Lanze den Todt dieses Herrn beschleuniget habe. Alle andere öffentliche Nachrichten gedenken dieser traurigen Begebenheit mit keinem Worte; sie sagen nur, daß gedachter Herr im Jahr 1471 Dienstages nach heil. drey Könige den 19ten Januar auf dem hiesigen Schlosse im 32ten Jahre seines Alters verstorben sey, nachdem Ihm von seinem Herrn Vater Herzog Friederich, dem Stifter des hiesigen Franciskanerklosters nicht lange zuvor die Landesregierung übertragen worden. Es kann seyn, daß diese aufgestellte Rüstung im Zeughause eben so gut eine Erfindung sey, als das in dem Pflaster der Steckelbahn an dem Orte, wo der Fall soll geschehen sein, bevestigte Hufeisen.“
Am 15. April 2006 wurde das verschwunden geglaubte Original-Hufeisen wieder an seinem ursprünglichen Platz vor der früheren Hof-Apotheke eingebettet.
Leibärzte als fester Bestandteil des Celler Hofstaats
Ein oder mehrere Leibärzte haben stets zum Celler Hofstaat gehört. Drei Jahre nach der letzten Erwähnung des 1541 bestallten und 1566 gestorbenen Leibarztes am Lüneburger Hof Dr. Anton Niger kam am Dienstag nach Pfingsten 1556 ein Vergleich zwischen Herzog Franz Otto von Braunschweig-Lüneburg (1530-1559) und Dr. Nicolaus Franz Stratius zustande. Er sah vor, dass der Doktor „sich zu s. f. g. über ein Jahr anher begeben und sich vor einen Physicum ... die Zeit seines Lebens gebrauchen lassen“ solle. Der Herzog schien einen gesteigerten Wert auf die Verpflichtung des damaligen Stadtphysikus in Lüneburg zu legen. Die Kämmereirechnungen der Stadt Hamburg im Zeitraum 1555-1562, 1894 veröffentlicht, nennen Stratius gleich an mehreren Stellen. So erhielt im Jahr 1551 der Physikus Nicolaus Franz Stratius 32 Reichstaler „ad adjumentum subtelectilis huc transferendae“, 1553 wurden 5 rT 10 ß 6 d „pro reparatione domus physici“, also für Reparaturen am Haus des Physikus, ausgegeben und 16 Reichstaler „pro restantia stipendii physici“ (für verbleibende Aufwendungen) und schließlich 1557 an denselben 31 Reichstaler für Möbel in den Häusern, die Stratius früher bewohnt hatte („pro supellectile varia hic in aedibus civitatis, quas antea inhabitavit, relictis“), ausgezahlt.
Die Besoldung, die Nicolaus Franz Stratius in Celle angeboten wurde, betrug 100 Taler im Jahr. Die Deputate waren reichlich: „zum Anzuge, wenn der geschieht“, wurden ihm „aus Gnaden“ 50 Taler zugebilligt. In seinem Haus durfte er „allerlei Wein zisefrei ausschenken“, aber nicht aus dem Hause geben, berichtet Hans Joachim von der Ohe in seiner Studie „Die Zentral- und Hofverwaltung des Fürstentums Lüneburg Celle und ihre Beamten 1520-1648“ (1955, Seite 183).
Was Dr. Stratius für die fürstliche Familie an „Confett, Specerei und Arznei“ kaufe, solle ihm „zu pillichem Werde“ bezahlt werden. „Obbemelte Underhandlung soll angehen, sobald Dr. Stratius alhie in den Dienst dretten wirdett“, schließt der Vertrag, an dessen Stelle zur gegebenen Zeit „ein gewöhnlicher Bestellbrief“ einerseits und ein „Reversal“ andererseits treten sollten.
Stratius gab somit im folgenden Jahr seinen Posten als Stadtphysikus in Lüneburg auf, den er seit 1553 innegehabt hatte, und trat vermutlich zum vereinbarten Termin seinen Dienst in Celle an. Er versah ihn tatsächlich bis zum Tode (März 1575).
Späteres Apothekengebäude geht in fürstlichen Besitz über
Etwa zeitgleich gelangte das spätere Apothekengebäude an der Stechbahn in fürstlichen Besitz, nachdem es Herzog Franz Otto gekauft hatte, der aber bereits bald darauf am 29. April 1559 in Folge der Blattern (Pocken) starb. Dr. Nicolaus Franz Stratius richtete nach seiner Ankunft in Celle die Apotheke ein.
Schon nach wenigen Jahren kam es zur Konkurrenz zwischen Nicolaus Franz Stratius und Johannes (Johann) Weigel, der zunächst für ersteren gearbeitet hatte, sich aber dann in Celle als Hofapotheker niederließ. „Schon 1562 (kurz nach einer Pestepidemie) hatte Meister Johannes Weigel in seinem Haus an der Zöllnerstraße 26 eine (und zwar die erste) Apotheke eingerichtet, die er nunmehr eingehen ließ, um die Verwaltung der fürstlichen Apotheke zu übernehmen“, heißt es 1908 in den „Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens“ auf Seite 117. Nach dem ältesten Bürgerbuch der Stadt Celle scheint Weigel Weihnachten 1560 in Celle eingetroffen zu sein: „Johan Weigel als Neubürger und Abbateker in den heiligen Wienachten a. 1560.“
Als sich sein ehemaliger „Diener“ Johann Weigel in dem an der Stechbahn gelegenen Zollhaus als Hofapotheker niederließ, richtete Stratius einen Beschwerdebrief (1566) an den Herzog mit der Bitte, Weigel samt Apotheke abzuschaffen. In der Hauptsache beklagte sich der Doktor darüber, daß „Johan Weigel, mein gewesener Diener, sich mit der That unterstanden, dies Orths eine Apothek anzurichten“. Diesem Ansinnen wurde nicht entsprochen. Die Herzöge Heinrich und Wilhelm erklärten, die Bestallung garantierte nicht, dass nur eine Apotheke und eine Praxis am Ort bestehen sollten.
Nicolaus Franz Stratius erhielt im gleichen Jahr von einer weiteren Seite Konkurrenz. Physikus Johann Bokelius (1535-1605) stand von 1561-1572 im Dienst der Herzöge Wilhelm der Jüngere von Lüneburg und Heinrich der Jüngere von Wolfenbüttel (1489-1568). Unter Herzog Julius beschäftigte er sich mit der Verbesserung des Medizinalwesens und der Bekämpfung der Pest.
Und noch ein Jahr vor seinem Tod im Jahre 1575 musste Stratius einen weiteren Hofarzt erleben: den Doktor und Professor der Medizin zu Jena (seit 1570) Dr. Gervasius Marstaller (1510-1578), der allerdings selbst als herzoglich Lüneburgischer Leibarzt bereits am 3. Juni 1578 starb.
Johannes Ellebracht wird 1572 als Apotheker bestallt
Am Michaelistag (29. September) 1572 wurde Johannes Ellebracht als Apotheker bestallt. Derselbe unterzeichnete einen „Prieff“, der mit diesen Worten eingeleitet wurde: „Ich Johannes Elebracht Bekenne hirmit Jegen Jedermenniglichen das der durchleuchtigste Wolgeborne Fürst und Herr Herr Wilhelm d. Jüngere hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg mein gnediger Fürst und Herr mich zu s. f. g. Apoteker vnd Diener die Zeit meines Lebens nach Dato angenommen und bestellet hatt.“
Johannes Weigel, der anfangs noch für Nicolaus Franz Stratius gearbeitet hatte, zahlte noch im Jahr 1591 seinen Schoß, 1594 wird bereits seine Witwe aktenkundig.
Der Landeskonservator Oskar Karpa (1899-1963) stellte 1953 fest, dass zwei Durchlässe, der eine zur Kanzleistraße, der andere zur Stechbahn, die Verbindung vom Schloss zur Stadt herstellten. Ein weiterer Auslass habe durch das Westceller Tor geführt. „Anschließend nach Süden erstreckten sich mit langer Fachwerkfront der Mauleselstall und die Burgvogtei, deren Treppenerker den sog. ‚Roten Gang’ aufnahm, über den der Herzog, wenn die Stadtpforte geschlossen war, durch die fürstliche Apotheke und einen über die Straße führenden Laufsteg zu seiner Prieche in der Stadtkirche gelangte. Jetzt steht dort das 1904 errichtete ‚Vaterländische Museum’.“
Spangenberg weist 1826 auf die in früheren Zeiten geltenden Apothekerordnungen hin: „Die Apothekerordnung, welche unter Herzog Ernst am 24. März 1601 erlassen, weiset auf eine frühere unter Herzog Wilhelm dem jüngern erlassenen hin. (Sie enthält verschiedene Capitel, 1. Von der Visitation und der Apothekenherrenamte, 2. Von des Medici Amte; sie sollen nach § 2. auch dahin sehen, daß Niemand übersetzt oder übernommen werde, 3. Von des Apothekers Amte.). Unter dem 31. März 1621 wurde darauf von Herzog Christian eine neue Apothekerordnung, welche die frühere nur näher bestimmte und endlich von Herzog Georg Wilhelm gleichfalls eine Apothekerordnung abgefaßt, deren Concept sich jedoch undatirt bey den Acten befindet. Dieselben Acten ergeben nun auch, daß in der damaligen fürstlichen Cammer es zur Sprache gekommen, ob es nicht besser sey, die frühere Administration aufzuheben, und die Apotheke zu verpachten, welches aber, wegen des Nachtheils, welchen es für die Stadt und Unterthanen haben könnte, aus triftigen Gründen verworfen wurde. (Reskript vom 19. Juni 1702.) Ein gleiches geschah in späterer Zeit, durch Churfürst Georg Ludwig, mittelst Rescripts vom 5. Dezember 1708, und noch in der neuesten Zeit, auf einen Antrag des Stadtmagistrats ihm die Apotheke auf Erbenzins zu überlassen, mittelst Verfügung der königl. Cammer vom 11. Januar 1803. Solchergestalt ist der Grundsatz, einer perpetuirlichen Administration dieser Apotheke, auf immer consacrirt, und da derselbe darauf gebaut ist, daß die Administration nur ohne Schaden der Domanialcasse geschehe, auf einen Vortheil derselben aber nicht gesehen werden solle, so fällt es schon von selbst in die Augen, wie heilsam eine solche Administration, für das Publikum seyn muß. Solches ist aber auch aus den Folgen jener Administration, die bey einer Verpachtung oder Erbzinsverleihung nie hätten eintreten können, ersichtlich geworden. In Gemäßheit landesherrlicher Verwilligungen, werden von dieser Apotheke im Durchschnitt jährlich für mehr, als 600 Rthlr. freye Arzeney für die Armen der Stadt Celle und deren Vorstädte, so wie für die in und um Celle wohnenden Invaliden verabfolgt, und nicht selten sind die Beyspiele, daß auch außerdem in dringenden Fällen, so wie beim ausgebreiteten Epidemien oder sonstigen Unglücksfällen die Arzeney entweder frey verwilligt, oder der Betrag der Arzeneyrechnung erlassen ist. Selbst in den Jahren der feindlichen Occupation ist diese große Wohlthat ersichtlich gewesen, indem der gesammte Ueberschuß bis zum Jahre 1809, zu gemeinnützigen Zwecken auf specielle Verfügung der königl. Cammer benutzt, und letztere dadurch in den Stand gesetzt werden konnte, theils nützliche Bauten, z. B. den Allerüberfallbau im Jahre 1805 und den folgenden Jahren zu befördern, Gebäude und öffentliche Anstalten im Stande zu erhalten, u. s. w. theils, und selbst bey der Suspension aller Zahlungen, Nothleidende Staatsdiener, Witwen und Waisen unter der Hand zu unterstützen.“
147-seitige Cellische Arzneitaxe von 1682
Die Berechnung der aus der Cellischen Hof-Apotheke abzugebenden Arzneien hatte nach der 147-seitigen Cellischen Arzneitaxe „Consignatio, et taxa omnium medicamentorum tam simplicium, qvam compositorum, qvae in officina pharmaceutica Cellensi prostant – Verzeichniß und Tax aller Arzeneyen So wol Einfachen als Zusammengesetzten, welche in der Zellischen Hoff-Apotheke zu finden. Zelle, Gedruckt by Andreas Holwein, 1682“ zu erfolgen. Die Cellische Taxe galt bis zur Einführung der preußischen Taxe.
Ernst Spangenberg schreibt über die Verwaltung der Hof-Apotheke: „Was aber vorzüglich bey dieser Administration zu bemerken ist, möge das seyn, daß zugleich auf die wissenschaftliche Ausbildung junger Pharmaceuten und auf das Fortschreiten der ältern in ihrer Wissenschaft eingewirkt wird. Nicht allein ertheilt der Administrator ihnen besondere Lehrstunden, sondern es ist auch schon im Jahre 1780, behuf Ankauf der neuesten Werke aus dem Gebiete der Pharmacie, Botanik, Chemie, Naturgeschichte und Mineralogie, eine bestimmte Summe verwilligt, so daß in der dadurch begründeten Bibliothek, die lehrreichsten Werke der neuesten Literatur, welche auf den Vorschlag des Medici provisoris und des Administrators, jährlich angeschafft werden, vorhanden sind.“
Aus Spangenbergs Ausführungen geht hervor, dass der Administrator als Hofapotheker der Cellischen Hof-Apotheke eine feste Besoldung genoss. Prozente hatte er nicht zu erwarten, was die Kundschaft gegen jede mögliche Überteuerung schützte. Das Personal bestand immerhin aus drei Gehilfen und drei Lehrlingen. Die Administration selbst war der unmittelbaren Aufsicht eines in Celle wohnenden Arztes als „Medici provisoris“ unterworfen.
Über einige wenige Menschen, die in der Cellischen Hof-Apotheke gearbeitet haben, liegen noch Informationen vor. Lückenlos lassen sich die Namen der Administratoren allerdings wegen fehlender Register nur schwer zurückverfolgen.
In der Schrift „Die Herrschaftliche Apotheke – 400 Jahre Pharmazie in Celle“ von Friedrich H. Drews und dem früheren Leiter des Stadtarchivs Michael Guenter werden unter Berücksichtigung der Kirchenbücher und Hauslisten als früheste Apotheker der „Löwen-Apotheke“, wie die Apotheke im 20. Jahrhundert genannt wurde, Johann Ellebracht (1572), Wolfgang Michael (1618) und Hector Klatte (1628) genannt.
Drei Personalien fallen noch in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Vom Jahr 1628 datiert eine Akte des Amts Burgdorf im Niedersächsischen Landesarchiv, in der es um die Unterstützung des Apothekergesellen zu Celle Elias Wilhelm Ditold geht, der in Burgdorf eine Apotheke einrichten wollte.
Über den Hofapotheker Christoph Senff wird einiges in dem 1988 von Jürgen Ellermeyer, Klaus Richter und Dirk Stegmann herausgegebenen Buch „Harburg“ gesagt. Senff hatte sich mitten im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) als Hofapotheker in Celle niedergelassen. Nachdem er dort 14 Jahre tätig gewesen war, richtete der inzwischen betagte Mann am 23. Juni 1642 ein Gesuch an Herzog Friedrich zu Braunschweig und Lüneburg (1574-1648), ihm gleichsam als Alterssitz die Errichtung einer „geringen Apotheken“ zu Harburg zu gestatten. Nach Absprache mit dem Harburger Oberhauptmann sowie dem Bürgermeister und Rat der Stadt erhielt Senff am Ende die Genehmigung. Christoph Senff starb wenige Wochen später. Sein Nachfolger, der ehemalige Celler Apothekergeselle Matthias Röhr, war dann am Ende der 1640er Jahre wegen der Stadterweiterung und des Baues der Dreifaltigkeitskirche gezwungen, ein anderes „gering bürgerlich hauß“ in Harburg zu beziehen.
Vom Jahr 1642 datiert eine Akte der Celler Briefschaften im Niedersächsischen Landesarchiv, die die Verbürgung (Interzession) der Anna Margaretha, Pröpstin zu Quedlinburg, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, für den Apothekergesellen Tobias Schrecke zu Halberstadt wegen der Apotheke in Celle beinhaltet.
Folgende Administratoren haben dann nach Spangenberg als Hofapotheker der Cellischen Hof-Apotheke vorgestanden:
1. Christoph Crudoph 1652-1681,
2. Johann Peter Finger 1681-1719,
3. H. M. Heiligenfeld 1719-1747,
4. C. H. Ruge 1747-1769,
5. Jobst Wilhelm Ernst Frankenfeld 1769-1771,
6. J. H. Wantzelius 1771-1791,
7. Abel Jacob Gerhard Seyler 1791-1803,
8. Leonhard Schaake 1803-1839.
Magd lässt sich auf der Apotheke schwängern
Vom Jahr 1663 datiert eine Akte der Burgvogtei Celle im Niedersächsischen Landesarchiv, die sich mit Brüchen für die Magd Lucia Volckers, die sich auf der Apotheke des Christoph Crudoph zu Celle schwängern ließ, befasst. Crudoph starb am 1. November 1681. Aus der vom Hofarzt Dr. Dietrich Conerding (1611-1684) zwei Tage später zu Papier gebrachten Todesanzeige ist zu ersehen, dass Christoph Crudoph der fürstlichen Apotheke über 40 Jahre „treulich und redlich vorgestanden“ habe.
Die geordneten Verhältnisse für eine Ratzeburger Stadtapotheke begannen nach den Ausführungen in Hans-Georg Kaacks Ratzeburger Stadtchronik (1987) am 12. August 1702 mit dem Privileg für den herzoglichen Hofapotheker Johann Peter Finger aus Celle. Das Privileg enthält die „Zusicherung“, dass alle Besitzer des erwähnten Hauses von den bürgerlichen Lasten und Zöllen befreit sein sollten, „so lange die Apotheke dem bono publico zum Besten darin unterhalten wird“. Daneben behielt Finger seine Cellische Apotheke und verpachtete die Ratzeburger an den Apotheker Paul Krüger.
Die Inspektoren der kurfürstlichen Hof-Apotheke, die Leibärzte Heinrich Christoph Ebell (1652-1727) und Robert Sc(h)ott (1646-1714) und der Geheime Kammer- und Regierungsrat Albert Andreas v. Ramdohr (1649-1730), sowie der Hofapotheker Johann Peter Finger unterschrieben am 3. Oktober 1706 im Namen des Herzogs Georg Ludwig von Braunschweig und Lüneburg (1660-1727), des heiligen Römischen Reiches Kurfürsten, eine Urkunde. Darin bekundeten sie, dass sich Ewald Jäger aus Schleswig als Geselle in der Hof-Apotheke „als tüchtig und brav“ erwiesen habe und dass er bei ihnen um seine Demission nachgekommen sei, nachdem er „durch ordentliche Vocation“ (Berufung) zum Ratsapotheker in Hannover bestellt worden sei. Die Urkunde, deren Text kaum noch zu erkennen ist, ist von der Georg-August-Universität Göttingen abgelichtet und ins Internet gestellt worden.
Vom Jahr 1752 datiert eine Akte im Niedersächsischen Landesarchiv, in der es um die Prüfung des Apothekergesellen Wilhelm Gottlob Friedrich Dusch aus Celle und dessen Verpflichtung als Apotheker geht. Behandelt werden darin die Apotheke in Schöppenstedt (1752) und der Verkauf derselben an den Apotheker Dusch sowie die Erteilung eines Privilegs. Wilhelm Gottlob Friedrich Dusch wurde am 18. Februar 1752 zum Fürstlichen Apotheker zu Schöppenstedt berufen.
David Heinrich Hoppe geht in Celle in die Lehre
David Heinrich Hoppe (1760-1846) erlangte Ruhm als Botaniker, Arzt, Apotheker und Schriftsteller. Er war das jüngste Kind des Kaufmanns Arend Hoppe und seiner Ehefrau Dorothea, einer Apothekerstochter aus Diepholz. Um seinen großen Wunsch zu verwirklichen, begann er im Jahre 1775 eine Apothekerlehre in der königlichen Hof-Apotheke in Celle. Nach fünf Jahren Ausbildung in Celle folgten weitere Jahre als Apothekergehilfe in Hamburg, Halle und Wolfenbüttel. „Das gelehrte Baiern, oder, Lexikon aller Schriftsteller, welche Baiern im achtzehnten Jahrhunderte erzeugte oder ernährte“ von Clemens Alois Baader teilt 1804 mit: „In seinem 13ten Jahre wurde er nach Celle in die Hofapotheke als Lehrling geschikt, wo er sich 5 Jahre lang aufhielt, und nach vollendeten Lehrjahren zu Hamburg in Kondition kam.“ 1786 kam Hoppe als Gehilfe in die „Gladbach’sche Apotheke“ in Regensburg und gründete 1790 mit anderen die „Regensburgische Botanische Gesellschaft“.
Über Abel Jacob Gerhard Seyler (1756-1805), der von 1791 bis 1803 in Celle wirkte, ist einiges überliefert. Spangenberg schreibt, er sei „ein sehr vielseitig und wissenschaftlich gebildeter Mann“ gewesen. Er war das älteste Kind aus erster Ehe des Hamburger Kaufmanns und späteren Theaterdirektors Abel Seyler (1730-1801) und seiner Ehefrau, Sophie Elisabeth, geb. Andreae (1730-1764). Seine Geschwister waren Ludwig Erdwin Seyler (1758-1836) und Sophie Marie Katharina Seyler (1762-1833), die 1781 den Schriftsteller Johann Anton Leisewitz (1752-1806) heiratete. A. J. G. Seyler trat am 24. Oktober 1776 der „Johannis-Freimaurerloge Zum schwarzen Bär im Orient von Hannover“ bei.
In dem Buch „Dr. Georg Seyler, Pastor in Annaburg. Einige Blätter zur Erinnerung für seine Freunde“ (Berlin 1866) heißt es über die zweite Ehe des Apothekers: „Georg August Wilhelm Seyler, geboren am 2. Juni 1800 zu Celle, war der einzige Sohn des Apothe[ke]rs Abel Jacob Gerhard Seyler und seiner Gattin Caroline, ältester Tochter des Professor Klügel in Halle. Herr Abel Seyler war Wittwer und Vater zweier Töchter in zartem Alter, hatte sie in Hannover kennen gelernt und sich mit ihr am 2. April 1799 vermählt. Zu den Taufpathen unseres Georg Seyler gehörte der würdige Großvater Klügel, bekannt durch seine Encyclopädie der Naturwissenschaften, und selbst in Göthe’s Schriften als fleißiger und zuverlässiger Forscher rühmlichst erwähnt, und Niemeyer, Kanzler der Universität zu Halle, in den weitesten Kreisen in einem pädagogischen Wirken anerkannt, dessen Haus der Familie Seyler ein immer offenes Freundeshaus geblieben ist. Nachdem sie vier Jahr in Celle gelebt hatten, gab der Vater aus Gesundheitsrücksichten eine Apotheke in andere Hände und zog mit Frau und drei Kindern nach Wennigsen, einem bei Hannover gelegenen Dorf.“
Nach dem Tod des Hofapothekers in Hannover Johann Gerhard Reinhard Andreae (1724-1793) erbten die Seyler-Geschwister die dortige Apotheke und stellten den Bergkommissär Philipp Friedrich David Murray (1770-1828) als Administrator ein. 1803 verkaufte Abel Jacob Gerhard Seyler, ein Neffe Andreaes, die Apotheke mittels „Confirmatio Privilegii“ (herzoglichem Privileg) von Kurfürst Georg dem Dritten unter vorhergegangener Abfindung mit seinen Geschwistern als Miterben an Johann Ludewig Wilhelm Gruner (1771-1849), der selbst fünf Jahre in der Hof-Apotheke zu Celle „conditionirt“ hatte.
Der aus Wietzendorf bei Soltau stammende spätere Marburger Apotheker (seit 1833) Heinrich Ludwig Riepenhausen (1783-1856) hatte seine Lehrzeit bei dem Celler Hofapotheker Abel Jacob Gerhard Seyler von Ostern 1797 bis Ostern 1802 absolviert.
Heinrich Einhof kommt von Einbeck nach Celle
Heinrich Einhof (1777-1808), der aus Bahrendorf in der Grafschaft Hoya stammte, kam als Apothekergehilfe in den 1790er Jahren von Einbeck nach Celle, wo er das Provisorat übernahm. Provisor war im 17. und 18. Jahrhundert eine landläufige Berufsbezeichnung für den Obergehilfen des Apothekers. Auch wer die Apotheke auf Zeit für den eigentlichen Inhaber geführt hat, wurde als Provisor tituliert. Oft war es auch so, dass wenn sich der Provisor in seiner Stellung als rechte Hand des Apothekers bewährt hatte, dieser eines Tages die Apotheke übernehmen durfte.
Einhof machte in Celle die Bekanntschaft mit dem Begründer der „rationellen Landwirtschaft“ Albrecht Daniel Thaer (1752-1828), der ihn 1802 als Mitarbeiter an sein Celler Institut holte, wo er dann als dessen einziger Gehilfe und Lehrer der Chemie, Physik und Botanik wissenschaftliche Vorträge hielt: „Herr Einhof lehrt ordentlicherweise im Sommer die Kräuter-Kunde in ihrem ganzen Umfange; im Winter die Chemie. Privatim lehrt er auch dieses und jenes, in so fern es möglich ist, im Winter und Sommer. Ueberdem giebt er, auf Verlangen, Unterricht in anderen Theilen der Physik und Naturgeschichte, und in der Theorie technischer Gewerbe“, heißt es 1803 in den „Annalen der Niedersächsischen Landwirthschaft“. Als Thaer seine Lehranstalt 1804 von Celle nach Möglin im Oderbruch verlegte, gab auch Einhof sein Provisorat an der königlichen Apotheke auf. Einhof starb überraschend am 28. Februar 1808 an einem heftigen Nervenfieber.
Heinrich Einhofs Aufsatz „Aphoristische Bemerkungen über einige mit dem Galvanismus bei Gehörkranken und Taubstummen angestellte Versuche“ wurde 1802 im „Neuen Hannöverischen Magazin“ abgedruckt.
Hofmedikus Dr. Friedrich Ludwig Andreas Koeler
Der Königlich Großbritannisch-Hannoversche Staats-Kalender auf das Jahr 1819 nennt als Führungskräfte der Hof-Apotheke die Herren Hofmedikus Dr. Friedrich Ludwig Andreas Koeler (1773-1836) zu Celle, Medicus Provisor, und Oberbergkommissär Leonhard Schaake zu Celle, Hof-Apotheker. Der Eintrag für 1821 ist gleichlautend, nur mit der erweiterten Berufsbezeichnung des Celler Stadtphysikus und Provisors der königlichen Apotheke Koeler „Medicinal-Rath und Hofmedicus“.
Die „Hannoverschen Annalen für die gesammte Heilkunde“ befassten sich mit dem Lebenslauf Koelers, dessen Leichnam nach seinem Tode im Jahr 1836 seziert wurde. Demnach war Koeler am 23. März 1773 in Beedenbostel als Sohn des dortigen Predigers (1765-1796) Johann Georg Erich Köhler (1726-1796), vormaligem Pastor in Gilten bei Schwarmstedt, geboren worden. Durch seine Mutter, Johanna Lucia Jacobi, eine Tochter des Konsistorialrates und Generalsuperintendenten Johann Friedrich Jacobi (1712-1791) in Celle, war er mit den Pempelforter Jacobis im Regierungsbezirk Düsseldorf verwandt. Er besuchte das Gymnasium in Celle, studierte von 1791 bis 1794 zuerst in Jena, dann in Göttingen Medizin, promovierte am 2. Oktober 1794 und habilitierte sich als Privatdozent in Göttingen. Im Herbst 1795 ging er als praktischer Arzt nach Celle und wurde dort 1796 als Lehrer am Collegium chirurgicum angestellt. 1802 wurde er zum Hofmedikus ernannt, 1805 zum Stadtphysikus, 1810 zum Landphysikus und 1820 zum Medizinalrat. 1830 wurde er Direktor des Kollegiums der vereinigten Armenanstalten. Im Jahr 1832 verlieh ihm die Stadt Celle das Ehrenbürgerrecht. Er starb am 16. Juni 1836.
Der Geograph Heinrich Daniel Andreas Sonne (1780-1832) schreibt 1829 in seiner Beschreibung des Königreichs Hannover: „Zu Celle ist eine königliche Apotheke, welche unter der Aufsicht der Domainenkammer steht.“
Oberbergkommissär Leonhard Schaake, gemeinsames Kind von Johann Heinrich Schaake und Anna Elisabeth Schleiermacher zu Wildungen im Amt Waldeck, wurde 1803 Hofapotheker in Celle. Er war Mitglied des engeren Ausschusses der königlichen Landwirtschaftsgesellschaft und gab seit 1822 namens derselben die Cellischen Nachrichten für Landwirte heraus. Er starb am 3. Januar 1842 in Hannover. Sein Grabstein trägt diese Inschrift: „Hier ruhet in Gottes Frieden Leonhard Schaake, Oberbergcommissair und Hofapotheker in Celle, geb. in Wildungen den 1ten April 1774, gest. in Hannover den 3ten Januar 1842.“
Johann Friedrich Emil Kindt (1803-1856) war Lehrling bei Schaake. Über ihn heißt es in der Zeitschrift des allgemeinen deutschen Apotheker-Vereins „Archiv der Pharmacie“ (1861):
„Johann Friedrich Emil Kindt wurde am 9. Juli 1803 zu Eutin geboren. Sein Vater war der damalige Hof-Apotheker und Canonicus H. H. Kindt, seine noch lebende Mutter eine geborene Martens. Er besuchte das Gymnasium zu Eutin und ging später, nachdem der ältere Bruder, der jetzige Leibarzt des Großherzogs Ober-Medicinalrath Dr. Kindt in Oldenburg, sich für die ärztliche Laufbahn bestimmt hatte, als Lehrling in die Hof-Apotheke zu Celle, unter damaliger Verwaltung des Bergraths Schaake, studirte 1828 und 1829 zu Göttingen und Berlin und servirte darauf längere Zeit in der Kindt’schen Apotheke in Bremen. Im Jahre 1831 übernahm er die Verwaltung der damals unserer Familie gehörigen Filial-Apotheke in Schwartau und nach dem im Jahre 1837 erfolgten Ableben unsers Vaters die hiesige Hof-Apotheke, anfangs Namens der Erben, später für eigene Rechnung. Er verheirathete sich im Jahre 1840 mit seiner noch lebenden Frau, Cornelia, geb. Martens von hier, seiner Cousine. Nachdem er viele Jahre in kinderloser Ehe gelebt hatte, wurde ihm im Juli 1856 noch ein Sohn geboren, der aber bald nach der Geburt wieder verstarb. Er selbst kränkelte auch, schon damals, suchte Heilung in Carlsbad, kehrte aber ohne sichtlichen Erfolg zurück und starb ebenfalls noch gegen Ablauf des Jahres 1856 an der Wassersucht.“
Vom Zeitraum 1837-1858 datiert eine Akte im Niedersächsischen Landesarchiv, in der es um ein Gesuch des Apothekergehilfen E. Seyler aus Celle um Konzession für seine Apotheke in Wiedensahl und des Fleckens Wiedensahl wegen des Privilegs, Anlage einer Filial-Apotheke daselbst und Erlaubnis zum Hokenhandel geht.
Im Hof- und Staats-Handbuch für das Königreich Hannover der Jahre 1846 und 1849 heißt es: „Herrschaftliche Apotheke zu Celle. Carl August Rottmann, Berg-Commissair, Administrator.“
Carl August Rottmann wird 1839 Administrator
Carl August Rottmann (1804-1870) trat am 1. Oktober 1839 sein Amt als Administrator der Herrschaftlichen Apotheke an, das er bis 1848 ausübte. Er erwarb am 24. April 1849 das Haus an der Zöllnerstraße 41 und erhielt gleichzeitig das Bürgerrecht der Stadt Celle. Damit wurde die Konzession zum Betreiben der Apotheke, die zweite in der Stadt, auch praktisch wirksam. Die Rottmann’sche Apotheke wurde 1910, als sie in den Besitz der Familie Greve kam, in „Ratsapotheke“ umbenannt. Sie wurde am 2. Januar 2014 geschlossen.
Die frühere Hof-Apotheke ging 1849 einschließlich des zugehörigen Hausbesitzes in Privathände über. Der aus Nienburg stammende Apotheker Georg Hausmann (1817-1902) erwarb sie am 20. September 1849 und verpachtete sie 1869 an August Brandmüller (1840-1904), den späteren Senator und Sohn des bekannten Landchirurgen in der Burgvogtei Celle und der Amtsvogtei Winsen a. d. A. August Brandmüller. 1904 folgte August Brandmüller jun., 1928 dessen Sohn August Brandmüller und 1965 Friedrich Drews.
Der Celler Heimatforscher Theodor Sprenger (1844-1907) schrieb in einem Beitrag, der 1906 in den Hannoverschen Geschichtsblättern abgedruckt wurde: „Die Fürstliche Apotheke wurde von Herzog Wilhelm dem Jüngeren 1580 in dem Hause An der Stadtkirche Nr. 1 angelegt und verblieb bis zum 1. Juli 1849 Eigentum der Regierung, wo dieselbe an den Apotheker Hausmann verkauft wurde.“
Der Löschungseintrag im Handelsregister vom 11. Mai 2010 lautet: „Löwen-Apotheke Brigitte Jacobsen geb. Drews e.K., Celle, (An der Stadtkirche 1, 29221 Celle). Die Firma ist erloschen.“ Seit 2011 befindet sich in dem Gebäude der früheren Hof-Apotheke das Museumscafé, dessen Hauptraum mit originalen Regalen und historischen Apothekergefäßen eingerichtet ist.
Literatur:
Friedrich H. Drews und Michael Guenter: Die Herrschaftliche Apotheke – 400 Jahre Pharmazie in Celle, Celle 1980.
Bürgerreporter:in:Matthias Blazek aus Adelheidsdorf |
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