Die Kaiser-Lothar-Linde in Königslutter

Im Mittelalter war das Pflanzen einer Linde bei besonderen Anlässen üblich – die alte Linde neben dem Kaiserdom hat der Überlieferung nach zunächst auch als Gerichts- und Tanzlinde gedient.
  • Im Mittelalter war das Pflanzen einer Linde bei besonderen Anlässen üblich – die alte Linde neben dem Kaiserdom hat der Überlieferung nach zunächst auch als Gerichts- und Tanzlinde gedient.
  • hochgeladen von Matthias Blazek

Der Kaiserdom zu Königslutter, begonnen 1135 und im Wesentlichen fertiggestellt bis 1141, ist die letzte Ruhestätte von Kaiser Lothar III. und Kaiserin Richenza mit deren Schwiegersohn Heinrich dem Stolzen. Dicht neben dem Kaiserdom steht eine uralte Linde. Sie ist ein Naturdenkmal von überregionaler Bedeutung. Über sie verlautet in der „Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde“, redigiert von dem Generalsekretär des Vereins, Professor Dr. Karl Koch (1809-1879), Verlag von Karl Wiegandt, Berlin 1866, S. 98: „Die große Linde, welche jetzt noch auf der sogenannten Stifts-Freiheit zu Oberlutter oder Königslutter, 3 Meilen von Braunschweig entfernt, steht, hat zwar keine bedeutende Höhe mehr […]. Das Alter dieser Linde ist […] in ein Dunkel gehüllt, jedenfalls aber hat diese ein höheres Alter. Im Jahre 1110 wurde den Chroniken zufolge, die sich auf alte Dokumente stützen, ein Jungfrauen-Kloster zu Königslutter, zu Beginne dieser kleinen Stadt, erbaut und nachdem von Richsa [sic!], der Gemahlin Kaiser Lothar‘s, der in dieser Kirche begraben liegt, 1135 in ein Mönchskloster umgeändert und mag daher im Laufe dieser Jahre die Linde dahin gepflanzt sein.“
„Unter der großen, Jahrhunderte alten Linde, welche vor dem Curhause steht und in deren weit ausgereckten Zweigen eine Gallerie gebaut ist, in welcher man kühle Nachmittagsruhe findet und im Dufte der Lindenblüten schlummern kann, sammeln sich die Gäste um einen altersgrauen Steintisch und […] blicken ernst und mahnend die Thurmspitzen der alten Stiftskirche über das Dach empor […]“, so die „Illustrirte Zeitung“ in Leipzig in ihrer Ausgabe vom 31. Juli 1847.
In Königslutter fand am 26. Januar 1503 der Kürschner Jasper Bosse, der als Parteigänger des Ludeke Hollant 1488 an einem folgenreichen Bürgeraufstand gegen den Rat in Braunschweig beteiligt gewesen war, den Tod. Er wurde, nachdem ihm – mit Blick auf eine kurzfristig sich anbahnende Begnadigung – der kurze Prozess gemacht worden war, „unter der Linde“, die sich auf dem Marktplatz befunden haben soll, mit dem Schwert hingerichtet. Darüber heißt es in der Stadtchronik von Braunschweig: „Anno domini XVC III Jasper Bossen ward gerichtet myt dem swerde in die Policarpi [26. Januar] van Hollandes pertye [Partei] wegen, dat he by Hollande gewest was, to Lutter under der linden.“ Der den tödlichen Hieb ausführende Scharfrichter dürfte der in den Kämmereirechnungen der Stadt Braunschweig 1503 genannte braunschweigische Meister Steffen gewesen sein. Begraben wurde Bosse laut dem „Shigt-Bôk der Stad Brunswyk“ (1829) „uppe des hiligen geistes kärkhov“. 

Bürgerreporter:in:

Matthias Blazek aus Adelheidsdorf

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