Schnappschüsse aus Stemwede und Umgebung...
... gepaart mit den Gedanken Erich Kästners, der nicht "nur" Kinderbücher verfasst hat, und einiger anderer kluger Köpfe.
Misanthropologie
Schöne Dinge gibt es dutzendfach.
Aber keines ist so schön wie diese:
eine ausgesprochen grüne Wiese
und ein paar Meter veilchenblauer Bach.
Und man kneift sich. Doch das ist kein Traum.
Mit der edlen Absicht, sich zu läutern,
kniet man zwischen Blumen, Gras und Kräutern.
Und der Bach schlägt einen Purzelbaum.
Also das, denkt man, ist die Natur?
Man beschließt, in Anbetracht des Schönen,
mit der Welt sich endlich zu versöhnen.
Und ist froh, dass man ins Grüne fuhr.
Doch man bleibt nicht lange so naiv.
Plötzlich tauchen Menschen auf und schreien.
Und schon wieder ist die Welt zum Speien.
Und das Gras legt sich vor Abscheu schief.
Eben war die Landschaft noch so stumm.
Und der Wiesenteppich war so samten.
Und schon trampeln diese gottverdammten
Menschen wie in Sauerkraut herum.
Und man kommt, geschult durch das Erlebnis,
wieder mal zu folgendem Ergebnis:
Diese Menschheit ist nichts weiter als
eine Hautkrankheit das Erdenballs.
Erich Kästner
Anmerkung: Mancher Leser wird sich fragen, warum ein so pessimistischer Zeitgenosse wie der Verfasser nicht endlich die geistigen Waffen strecke und das Schreiben aufstecke. Nun, Paul Valèry hat gesagt: " Das zutiefst pessimistische Urteil über die Menschen, die Dinge, das Leben und seinen Wert läßt sich wunderbar vereinen mit der Tat und dem Optimismus, den diese erfordert. Das ist europäisch."
(aus "Bei Dursicht meiner Bücher")
Eine wunderschöne Sammlung brillanter Schnappschüsse !
LG Bernd