Der Vita-Parcours in der Schweiz
Der Vita-Parcours ist der am weitesten verbreite Trimmpfad. Erfunden wurde er 1968 in der Schweiz, wo etwa 500 Vita-Parcours enstanden. 50 Jahre später gibt es diese Trimmpfade immer noch in nahezu konstanter Anzahl. Allerdings hat sich die Ausstattung und Zahl der Trimmstationen (Posten) gegenüber den Anfangsjahren deutlich verändert. In Deutschland hingegen wurden deutlich mehr Vita-Parcours aufgebaut, aber es ist nur noch ein Bruchteil davon übrig. Diese haben aber noch die in den Siebzigern übliche Ausstattung.
Geschichte
Im Jahr 1922 gründet Zurich die Tochter Vita Lebensversicherung AG.
In den sechziger Jahren trainierte die Männerriege des TV Wollishofen im Sommer im nahe gelegenen Entlisbergwald und nutzte im Wald herumliegendes Holz für Turnübungen. Leider waren die genutzten Materialien immer nur für eine begrenzte Zeit verfügbar, da sie durch Forstarbeiten verschwanden. Als man den Forstmeister Carlo Oldani bat, nicht alles wegzuräumen, hatte dieser die Idee, fixe Trimmstationen einzurichten. Der ETH-Hochschulsportlehrer Dr. Charly Schneiter entwickelte das Konzept für den Trimmpfad. Der Forstmeister und der Hochschullehrer suchten einen Sponsor für den Aufbau einer solchen Anlage. Einige angesprochene Gesellschaften hatten kein Interesse, aber 1968 konnte die Vita Versicherung bei einer Vorstellung überzeugt werden.
18.05.1968 konnte schließlich der erste Vita-Parcours in der Forrenweid bei der Allmend Zürich-Fluntern eröffnet werden, wo der Wald der Stadt Zürich gehörte. Geplant war eigentlich der Entlisbergwald, aber das verhinderten die Waldbesitzer, die keine zusätzlichen Leute in den Wald locken wollten.
Am 26.08.1970 wurde der 50. Vita-Parcours im Königsbergwald am östlichen Stadtrand von Bern eingeweiht.
Am 17.06.1971 erfolgte die Einweihung des 100. Vita-Parcours bei Luzern.
1972 erfolgte die Ausweitung des Konzepts auf Familien und weniger sportliche Personen.
Im Jahr 1973 wurde der europaweit 1000. Parcours in Küssnacht am Rigi eingeweiht.
1975 gab es 377 Vita-Parcours in der Schweiz und 677 in Deutschland.
1988 erfolgte eine Überarbeitung der Vita-Parcours.
1990 wurde der 500. Vita Parcours der Schweiz in Betrieb genommen.
1993 wird die VITA-Lebensversicherung umbenannt in Zürich-Leben. Leider wird auch die Unterstützung der Vita-Parcours aufgegeben. Von der Versicherung gibt es aber eine Millionen Franken als Kapital für eine Stiftung. Diese soll die Unterstützung der Vita-Parcours übernehmen, aber ausschließlich in der Schweiz. Präsident der wahrscheinlich 1994 gegründeten Stiftung ist Felix Gutzwiller.
Im Jahr 1997 entsteht anlässlich des 125-Jahr-Jubiläum der Versicherungsgesellschaft ein neues Konzept für die Vita-Parcours. Die Zürich-Versicherung wird 1998 Sponsor der Stiftung Vita-Parcours - allerdings unter der Bedingung, dass diese modernisiert werden. In den Jahren 1998 bis 2002 erfolgt der Umbau aller Vita-Parcours der Schweiz.
Im Jahr 2008 wird der bisher erhalten gebliebene Name der Trimmpfade zu "Zurich vitaparcours".
Mit neuen Konzepten werden neue Zielgruppen erschlossen. Am 28.6.2012 wird der erste "Zurich vitaparcours junior" in Baden eröffnet, bei dem der Trimmpfad durch eine spezielle Beschilderung kindertauglich wird. Hinter "Vita-Parcours City" hingegen verbergen sich hingegen große Multifunktionsgeräte, auf denen Nutzer in der Stadt eine Vielzahl von Übungen absolvieren können. In Zürich wird ein solches Trimmgerät am 23. September 2015 eingeweiht.
Am 27.8.2016 wurde der erste Vita-Parcours der Ukraine eröffnet.
Übersicht Anzahl
Hier ist noch eine kurze Übersicht zu den Eröffnungen bzw. Anzahlen in der Schweiz:
18.05.1968: 1. Vita-Parcours bei Zürich-Fluntern
26.08.1970: 50. Vita-Parcours bei Bern
17.06.1971: 100. Vita-Parcours bei Luzern
1975: 377 Vita-Parcours
1990: 500. Vita Parcours
Daneben haben wir die Info, dass 1973 der 1000. Parcours europaweit in Küssnacht am Rigi eingeweiht wurde und es 1975 677 Vita-Parcours in Deutschland gab.
Versionen
Die Vorlage für den Vita-Parcours wurde im Laufe der Zeit mehrmals verändert. Aus den verfügbaren Informationen lässt sich schließen, dass es mindestens die folgenden Versionen gab:
1.0 (1968): Der erste Vita-Parcours verfügt über 20 Übungsstationen mit je einer Übung. Auf den hellblauen Schildern zeigt eine grafische Darstellung die Übung, und es gibt neben einer kurzen Beschreibung auch Wiederholungsangaben für sportliche und weniger sportliche Nutzer.
1.1 (wahrscheinlich 1972): Die Übungen für die Stationen 6, 16, 19 und 20 werden ausgetauscht. Außer bei Station 16 ändern sich dabei auch die benötigten Geräte.
2.0 (1988): Die Schilder sind immer noch hellblau, aber zumindest ein Teil der Übungen hat sich verändert. Es können mehrere Übungen an einer Station ausgeführt werden. Es gibt Stretching-Übungen, die auf den Schildern durch ein S bezeichnet werden. Außerdem gibt es neue Wegweiser. Bei diesen befindet sich das Vita-Logo in einem Pfeil, unter dem "Parcours" steht.
3.0 (1997): Der Vita-Parcours hat nur noch 15 Stationen und mehrfarbige Schilder mit dunkelblauem Hintergrund bei den Symbolgrafiken. Durch unterschiedliche Farben werden die Übungen zu den Kategorien Audauer, Beweglichkeit / Geschicklichkeit und Kraft zugeordnet. Zu jeder Station gehören mehrere Übungen.
Vergleich Schweiz - Deutschland
Der Vita-Parcours breitete sich nicht nur in der Schweiz aus. In Deutschland entstanden viel mehr Vita-Parcours als in der Schweiz. Es hätten sogar noch deutlich mehr werden können. In dieser Zeit gab es nämlich zwei deutsche Staaten. Die östlichen Bundesländer bildeten mit Ausnahme von West-Berlin die Deutsche Demokratische Republik und hatten weder Bedarf an Lebensversicherungen noch an Trimmpfaden.
Es gab sogar Konkurrenz für den Vita-Parcours: Der Deutsche Sportbund entwarf ein Alternativkonzept, bei dem alle Übungen an einem Platz konzentriert und durch eine separate Laufstrecke ergänzt wurden. Die Trimmplätze vom Deutschen Sportbund fanden jedoch keine so große Verbreitung wie die Vita-Parcours. Zudem wurde das Konzept vom Sportbund oft nicht wie vorgesehen umgesetzt - in vielen Fällen wurden die Trimmgeräte nicht zusammen auf einem Platz aufgestellt, sondern entlang eines Trimmpfads verteilt.
In den neunziger Jahren waren jedoch die fetten Jahre für die deutschen Vita-Parcours vorbei. Das Interesse an Trimmpfaden nahm ab, die Reparaturbedürftigkeit vorhandener Anlagen zu, und die Förderung durch die Vita-Lebensversicherung wurde auch noch ersatzlos gestrichen. Das führte zum Verschwinden zahlreicher Trimmpfade. Allerdings gab es auch Gemeinden, die durch regelmäßige Pflege ihren Vita-Parcours in einem nahezu originalen Zustand erhalten haben. Begünstigt wurde dies durch den Hersteller der Beschilderung, welcher diese bis etwa 2010 herstellte. So war in der Zeit von 2010 bis 2020 der Vita-Parcours Version 1.1 immer noch der mit Abstand häufigste Trimmpfad in Deutschland. Daneben gab es aber auch ein Dutzend Vita-Parcours der Version 3.
Die deutschen Vita-Parcours erlauben damit einen Blick in die Vergangenheit der Trimmpfade in der Schweiz. Allerdings stimmten die Beschilderungen in beiden Ländern nicht ganz überein. Die wenigen verfügbaren Bilder zeigen, dass zumindest die älteren Schilder in der Schweiz nicht über angerundete Ecken verfügten. Außerdem hatten die Schilder wohl keinen nach hinten gebogenen Rand zur Montage auf einem Träger. Bezüglich der Farbe gab es aber keinen merklichen Unterschied.
Auf den Vita-Parcours in Deutschland und der Schweiz gab es wahrscheinlich keine unterschiedlichen Übungen - zumindest sind in den vorhandenen Aufnahmen keine Abweichungen zu entdecken. Beim genauen Hinschauen findet man jedoch kleine Unterschiede auf den Schildern:
Bei Übung 4 ist die Figur in der Schweiz stärker gebeugt. Beide Arme sind komplett sichtbar, während bei der deutschen Variante ein Arm oben abgeschnitten ist. Außerdem ist der Bewegungspfeil ein nahezu kompletter Kreis.
Bei Übung 5 zeigen in der Schweiz zwei Linien die Bewegungsrichtung an. Auf dem deutschen Schild fehlen diese Linien. Es sei jedoch noch angemerkt, dass das schweizer Schild im Jahr 1993 aufgenommen wurde und sich von der ersten Version unterscheiden könnte.
Bei Übung 10 unterscheidet sich der Bewegungspfeil. In der Schweiz ist er ein kleines Stück länger und hat drei Pfeilspitzen.
Der Text zu Übung 14 ist in Deutschland "Vorwärtshüpfen links und rechts über Baumstamm", in der Schweiz wahrscheinlich "Vorwärtshüpfen links seitwärts und rechts über Baumstamm".
Bei Übung 19 (Version 1.0) hat das schweizer Schild eine Textzeile mehr. Der deutsche Text lautet "Rumpfdrehschwingen links und rechts seitwärts", der schweizer Text heißt wohl: "Rumpfbeugen, Rumpfdrehschwingen links und rechts seitwärts".
Von der schweizer Anleitungstafel gibt es mindestens zwei Aufnahmen. Eine zeigt nur die oberen Zeilen "Hier beginn der VITA-Parcours. Er wurde im Rahmen des VITA-Gesundheitsdienstes". Hier beginnt der Text weiter oben als bei der deutschen Variante. Auf dem deutschen Schild ist in Version 1.0 die Adresse der Vita Lebensversicherung in Frankfurt zu finden, welche sich sicherlich nicht auf dem schweizer Exemplar findet.
Eine andere Aufnahme zeigt eine der Version 1.1 entsprechende Variante mit folgendem Text:
<i>Der VITA Parcours wurde im Rahmen des VITA Gesundheitsdienstes gebaut.
Er verhilft Ihnen bei regelmässigem Training zu einer guten Gesundheit. Beachten Sie folgene Anweisungen:
- für korrekte Ausführung Anleitung genau beachten.
- bei allen Sprüngen weich abfedern.
- runder Rücken und hohles Kreuz sind zu vermeiden.
- beachten Sie die Ratschläge ihres Arztes.
- Wiederholungszahlen: Familie XXX Sportler Y
- Lauftempo: Marsch I Laufschritt J
Viel Vergnügen wünschen Ihnen VITA Lebensversicherungs-AG und Erbauer.
Zur deutschen Ausstattung gehören rechteckige Wegweiser, welche das Logo der Motivationskampagne „Trimm Dich durch Sport“ zeigen. Diese Kampagne stammte vom Deutschen Sportbund. Es ist davon auszugehen, dass diese Wegweiser nicht außerhalb von Deutschland verwendet wurden. In der Schweiz gab es dafür Wegweiser, welche auf der einen Seite eine Pfeilspitze hatten. Der Aufdruck bestand wie bei der Kopfzeile der Stationsschilder aus Logo und "Parcours".
Der Wegweiser zu den Treppenstufen hatte in Deutschland und der Schweiz ein unterschiedliches Seitenverhältnis.
Quellen
Durch den Umbau der schweizer Vita-Parcours um die Jahrtausendwende gab es keine Chance mehr, noch Vita-Parcours mit der Ausstattung der früheren Versionen zu finden. Entsprechend findet man bei der Suche nach Bildern aus der Schweiz fast nur Bilder der Version 3. Bei gründlicher Suche finden sich jedoch einzelne Quellen von historischen Aufnahmen. Als Quellen dienen einige Videos und die Bilder von Agenturen.
Der Vita-Parcours im Video
Zum Thema Vita-Parcours gibt es vier interessante Filme.
50. Vita-Parcours in Bern (1970)
Der Fernsehsender SRF hat bei Youtube einen Bericht aus der Sendung Antenne» vom 26.8.1970 eingestellt. Die Aufnahme ist in Schwarzweiß, und die Auflösung ist bescheiden. In dem Video ist eine Gruppen von Jungen zu sehen, die über den Vita-Parcours läuft und einige Übungen absolviert. Dabei sind die folgenden Übungen zu sehen:
- Klimmzug (8)
- Flanke über Hindernis und untendurch zurück (9)
- Rumpfkreisen (10)
- Senken rückwärts und Heben (11)
- Sprung in Grube (20)
In einer Szene ist Station 8 mit Beschilderung zu sehen, aber Nahaufnahmen von dem Schildern gibt es nicht. Die gezeigten Übungen sind alle auch an deutschen Vita-Parcours zu finden, wobei es eine Besonderheit gibt: Die letzte Übung wurde nur bei den Vita-Parcours der ersten Jahre aufgebaut und wurde danach durch die wesentlich bekanntere Übung "Balancieren über Hindernis vorwärts und rückwärts, tief durchatmen" ersetzt. Im Internet ist nur eine einzige Aufnahme von einem Originalschild zum "Sprung in Grube" zu finden. Das Schild gehörte zu den Resten des Vita-Parcours von Angersbach.
Die Aufnahmen entstanden bei der Einweihung des 50. Vita-Parcours im Königsbergwald am östlichen Stadtrand von Bern. Im Begleitton ist zu erfahren, dass die Vita-Lebensversicherung die Beschilderung finanziert.
Originalton:
Viele sind sportbegeistert, doch nur jeder zehnte Schweizer treibt selber Sport. Ein Drittel aller Menschen stirbt an Krankheiten, die auf mangelnde Bewegung zurückzuführen sind. Ein trainierter Körper bringt gegen Krankheit mehr Abwehrkräfte auf als einer, der am Sportgeschehen nur von der Tribüne oder vom Lehnstuhl aus teilnimmt.
Eine Möglichkeit, Sport zu treiben, ohne sich gleich an einen Verein binden zu müssen, bietet der Vita-Parcours. Vor zweieinhalb Jahren entstand der erste. Heute wird im Königsbergwald am östlichen Stadtrand von Bern bereits der fünfzigste eingeweiht. Eine Freizeitsportanlage für jedermann, die ein ausgewogenes Gymnastikprogramm mit Laufen in frischer Waldluft verbindet.
Der Parcours umfasst zwanzig Übungsposten, die sich auf eine Laufstrecke von zwei bis drei Kilometern verteilen. In Abständen von 100 Metern werden vom Läufer Gymnastik und mittelschwere Kraftübungen verlangt. Schweiß fließt in Mengen.
Ist eine Ortschaft am Bau eines Fitnessparcours interessiert, stellt die Lebensversicherungsgesellschaft gratis die nötigen Tafeln zur Verfügung. Sonstige Kosten fallen zu Lasten der Erbauer. Dank freiwilligen Helfern aus Sport- und Turnvereinen können die Ausgaben auf 1500 Franken gesenkt werden.
Fit durch den Fitness-Parcours - zwei, dreimal die Woche genügen.
Vita-Pacours fehlen vorderhand im Tessin, im Wallis und in der Westschweiz. Wo Sie die nächste Schweißtropfenbahn finden können, wird Ihnen der lokale Sportverein zweifellos erklären.
Länge: 2:40 Minuten
Link: https://youtu.be/w7RouCm8kVA
Versteckte Kamera auf dem Vitaparcours
In dem Video vom Rundfunksender SRF 1 werden Trimmpfad-Nutzer an den Stationen 10 und 11 sowie beim Laufen gezeigt. Die Leistungen der Sportler werden in Schweizerdeutsch kommentiert.
Der Film ist in Farbe und enthält zwei Detailaufnahmen von Wegweisern. Das ist schon ein besonderer Fund - die wenigen im Internet zu findenden Aufnahmen von der historichen Ausstatttung schweizer Vita-Parcours sind in Schwarzweiß.
Diese gehören zu den Typen "Gehen links" und "Laufen links". Farbe und Aufdruck sind wie in Deutschland. Bei den Details gibt es jedoch Unterschiede: Die deutschen Schilder der Firma Knipp haben abgerundete Ecken und einen nach hinten umgebogenen Rand, um sie auf einen Träger wie ein Brettchen zu montieren. Die Schilder aus dem Video hingegen sind nicht abgerundet und massiver.
Originalbeschreibung:
Die Ärzte Hans Howald (Sportmediziner, Magglingen) und Pièrre Wirz (Kardiologe) kommentieren die Leistung der Trainierenden (Praktische Medizin, 23.04.1974). Die Sendung moderierte Mäni Weber.
Länge: 3:03 Minuten
Link: https://www.srf.ch/play/tv/radio-srf-1/video/1974-...
Vitaparcours auf Rätoromanisch
Das Video zeigt in Farbe diverse Stationen des Trimmpfads von Danis-Tavanasa. Dabei handelt es sich nicht um einen Vita-Parcours. Auf einer Übersichtstafel ist erkennbar, dass der Trimmpfad über 15 Stationen verfügt. Auf der Tafel ist die Angabe 1973/74 zu finden. Neben Details von Stationsschildern ist auch ein Wegweiser zum Trimmpfad mit der Aufschrift PERQUORSA DA SANADAD zu sehen. Die Beschilderung scheint handgemalt zu sein. Die gezeigten Übungen stammen teilweise vom Vita-Parcours. Zur Ausstattung gehört eine Art Treppe aus zwei schräg stehenden Leitern.
Im Hintergrund wird die Melodie des bekannten Schlagers "Immer wieder sonntags" gespielt. Der Kommentator redet über Finanzierungen und Zuschüsse - wahrscheinlich in Rätoromanisch. Deswegen lässt sich ohne passende Sprachkenntnisse nicht mehr über den Inhalt aussagen.
Originalbeschreibung: Vitaparcours in Tavanasa (GR). Aus «Il balcun tort» vom 13.10.1974.
Länge: 1:17 Minuten
Link: https://www.srf.ch/play/tv/radio-srf-1/video/vitap...
Das Fitnessgeheimnis der Schweiz
Am 07.10.2015 veröffentlichte die Neue Zürcher Zeitung einen Bericht über den Vita-Parcours, der sich sowohl mit der Geschichte der Vita-Parcours als auch ihrer heutigen Nutzung beschäft. Beim einem kurzen Blick Richtung Deutschland wird ein Ausschnitt von einem Werbefilm des Deutschen Sportbunds zum Trim-Trab gezeigt. Zum Schluss werden auch neue Entwicklungen wie die App zum Vita-Parcours oder das Projekt Vita Parcours City vorgestellt.
Der Bericht enthält neben aktuellen auch einige historische Aufnahmen, welche bei der Eröffnung des ersten und des fünfzigsten Vita-Parcours entstanden sind. Bei den Aufnahmen vom ersten Vita-Parcours werden zudem Ausschnitte vom Schild bei Übung 10 und der obere Teil der Anleitungstafel gezeigt. Letztere unterscheidet sich zumindest von den Exemplaren in Deutschland. Auf dem Video sind unter der Überschrift VITA(Logo) Parcours die folgenden vier Zeilen erkennbar: "Hier beginnt der VITA- | Pacours. Er wurde im | Rahmen des VITA- | Gesundheitsdienstes". In Deutschland hingegen befindet sich vor dem Text ein leerer Raum von etwa der vierfachen Zeilenhöhe, und nach dem ersten Satz "Hier beginnt der | Vita-Pacours." folgt der weitere Text in einem Rahmen. Außerdem weist das Startschild die Besonderheit auf, dass der obere Teil in Weiß aufgedruckt ist, welches beim schweizer Exemplar nicht der Fall ist.
Über die historischen Trimmpfade ist zu erfahren:
"Der erste richtige Vita-Parcours wurde dann aber nicht in Wollishofen, sondern am Zürichberg eingerichtet. Auf der Forrenweid in der Nähe des heutigen Fifa-Hauptquartiers. Clever: Die Initianten hatten sich die Unterstützung der Krankenversicherung Vita gesichert, die dem Parcours ihren Namen und Geld für die Ausstattung gab. Der Ur-Parcours wurde am 18. Mai 1968 eingeweiht. Und die Idee schlug ein: Bereits im gleichen Jahr baute der Turnverein Sankt Moritz so eine Turnstrecke.
Danach setzte eine stürmische Entwicklung ein: Schon fünf Jahre später wurde der hundertste eröffnet, 1990 der fünfhundertste. Und dabei blieb es bis heute.
Die Idee war auch ein Exportschlager: Unter anderem die über 1000 Trimm-Dich-Pfade in Deutschland entstanden nach dem Schweizer Vorbild.
Länge: 6:07
Link: https://www.youtube.com/watch?v=12qPDvnl6G8
Vita-Parcours: Eine Erfolgsgeschichte
Am 21.5.2018 war der letzte Beitrag der SRF Tagesschau dem Vita-Parcours gewidmet. Dabei wurden auch Schwarzweiß-Aufnahmen von historischen Trimmpfaden gezeigt, darunter auch welche von der Eröffnung des ersten Vita-Parcours. Besonders interessant ist eine Detailaufnahme des Schilds zu Übung 1. Daneben ist auch Übungsstation 3 inklusive Schild zu sehen.
Ein interessanter Aspekt in diesem Beitrag ist die Bedeutung des Vita-Parcours für den Individualsport:
Sprecher: "Die Idee vom Sport in der Natur erhält schnell Schwung in der Schweiz. Fünf Jahre nach der Einführung wurde bereits der 100. Vita Parcours eröffnet und entsprach dem Trend hin zum individuellen Sport. Sport war damals praktisch nur in den Vereinen möglich. Sportgeschichtlich gesehen quasi eine Revolution."
Walter Mengisen, Stv. Direktor Bundesamt für Sport: "Es war natürlich nicht nur eine Bewegung, die überall Freude ausgelöst hat. Es gab Turnvereine, die darin eine echte Konkurrenz sahen, dass die Mitglieder eben nicht mehr im Turnverein turnen, sondern dann individuell im Wald draußen."
Originalbeschreibung: Vita Parcours erfreuen sich auch 50 Jahre nach der Eröffnung des ersten Parcours grosser Beliebtheit. Die Idee vom Sport in der Natur erhielt schnell Schwung in der Schweiz. Fünf Jahre nach der Einführung wurde bereits der 100. Vita Parcours eröffnet.
Länge: 2:49
Link: https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:v...
Bilder von Ernst Klöti
In der Bildersammlung von Wikimedia findet sich eine Bildergalerie des Lehrers Ernst Klöti (1902 - 1986), der einen Vita-Parcours mitgeplant und in den Jahren 1972 und 1973 Fotos gemacht hat. Es gibt zwar keine Detailaufnahmen von Schildern, aber dank der recht hohen Auflösung sind auf im Bild befindlichen Schildern noch interessante Details erkennbar.
Bilder von Agenturen
Verschiedene historische Fotos von Vita-Parcours in der Schweiz findet man im Katalog von Keystone (https://www.keystone-sda.ch). Die Vorschaubilder sind mit Wasserzeichen versehen, aber von guter Auflösung. Die im Katalog angegebenen Metadaten umfassen eine Bildbeschreibung und ein Erstellungsdatum. Damit sind die Bilder durchaus hilfreich, um Informationen über die früheren Vita-Parcours der Schweiz zu erhalten. Folgende Bilder sind vorhanden:
24.08.1968: Übungen 4 und 10 beim Zoo Zürich
17.06.1971: Der Nationaltrainer der Schweizer Kunstturnerinnen Ludek Martchini, die Kunstturnerin Patricia Bazzi und die südafrikanische Meisterin im Kunstturnen Marie da Wet eröffnen am 17. Juni 1971 bei Luzern den 100. Vitaparcours der Schweiz. Bilder von den Übungen 4, 8, 10, 13, 15, 19
22.05.1973: "Sportli", der kleine Mann mit der grossen Haartolle, wird in Zukunft die "Sport-fuer-alle-Aktionen des Schweizerischen Landesverbandes fuer Leibesuebungen begleiten. Als Vorbild diente ihm der Schauspieler Joerg Schneider, rechts, und gezeichnet wurde er vom Grafiker Franco Barberis, links. "Sportlis" Ziel ist es, den Breitensport in der Schweiz noch beliebter zu machen. Im Hintergrund ist der obere Teil eines Stationsschilds erkennbar.
31.10.1995: Käferberg in Zürich; Übungen 13 und 14; Sportler auf Barren; Startschild und Wegweiser
Diverse Bilder aus dieser Sammlung findet man bei einigen Artikeln, die zum 50. Geburtstag der Vita-Parcours veröffentlicht wurden. Die Bilder sind dort ohne Wasserzeichen und zum Teil in besserer Auflösung:
- Übung 10 am 24.08.1968 (hohe Auflösung) in "Vitaparcours, die Schweizer Erfindung, wird 50-jährig – aber ist sie noch beliebt?"
- Übung 4 am 24. August 1968: "Institution Vitaparcours: Zeitloses Outdoor-Fitness-Center wird 50"
- Station 13 am 31.10.1995: "Zahlen und Fakten zum Vitaparcours"
- acht alte Bilder: "50 Jahre Fitness im Wald – Trimm dich fit!"
Bei www.ullsteinbild.de gibt es diverse Bilder Trimm-Dich, welche vorwiegend Vita-Parcours zeigen. Leider gibt es im Katalog keine Informationen zum Aufnahmedatum, -ort oder dem dargestellten Motiv. Bei einem Teil der Bilder lassen sich anhand der Bildinhalte Aussagen über den Ort treffen. Wie aus einem anderen Artikel zu erfahren ist, zeigt eine der Aufnahmen Felix Gutzwiller (früherer Präsident der "Stiftung Vita Parcours") im Jahr 1993 in Zürich-Fluntern. Dazu gibt es fünf weitere Bilder, die vermutlich in der Schweiz entstanden sind. Eines davon zeigt einen in Deutschland unbekannten Vita-Parcours-Wegweiser.
Andere Bilder stammen vom Vita-Parcours "Tegeler Gesundheitspfad" in West-Berlin. Außerdem gibt es einige Bilder von Leuten bei Vita-Parcours-Übungen, die sich nicht zuordnen lassen. Zwei Bilder zeigen eine Trimmstation an einem Parkplatz, die keinen Bezug zum Vita-Parcours hat.
Besonders interessant ist ein Bild, welches sich sowohl bei "50 Jahre Fitness im Wald – Trimm dich fit!" als auch dem Artikel "Klimmzüge für den Trimm-Dich-Pfad" der Süddeutschen Zeitung findet. Es zeigt ein Werbefoto, bei dem sechs Übungstafeln und zwei Laufanweisungen entlang einer Treppe positioniert worden sind. Am Text zur Übung 19 lässt sich erkennen, dass es sich um deutsche Schilder handelt.
Artikel
Über Vita-Parcours und ihre Geschichte wurde in der Schweiz regelmäßig berichtet. Im Mai 2018 wurde der Vita-Parcours 50 Jahre alt, und so wurden gleich mehrere Artikel innerhalb kurzer Zeit veröffentlicht.
Eine wichtige Quelle mit zahlreichen Details ist der Artikel "45 Jahre Vita Parcours – ein Blick zurück", in welchem ein Zeitzeuge zum Vita-Parcours befragt wird. Der Artikel ist auf der Webseite von Felix Gutzwiller als PDF verfügbar und stammt wahrscheinlich aus einer Zeitschrift namens Active Live (genauere Angabe nicht vorhanden). In diesem Artikel erfährt der Leser: "Bereits nach drei Jahren konnten wir in der Schweiz den 100. Parcours einweihen, fünf Jahre später wurde der europaweit bereits 1000. Parcours in Küssnacht am Rigi eingeweiht." Zum erstgenannten Ereignis findet man im Bildarchiv von Keystone eine genauere Angabe: "... eröffnen am 17. Juni 1971 bei Luzern den 100. Vitaparcours der Schweiz".
Einer der beliebtesten Irrtümer ist jedoch, dass der 100. Vita-Parcours der Schweiz erst 1973 eingeweiht wurde. Diese Aussage findet sich in zahlreichen Artikeln:
- Nur fünf Jahre nach der Eröffnung des ersten Vita Parcours konnte in Küssnacht am Rigi der 100. Vita Parcours eingeweiht werden. (FITforLIFE 2004 - 6/8)
- Nur fünf Jahre nach dem ersten Vita Parcours wurde im Jahr 1973 bereits der 100. Fitness-Pfad in der Schweiz eingeweiht. (swissinfo.ch, 13. Mai 2011)
- Bereits 1973 wurde der 100. Fitness-Pfad eingeweiht (coop-Zeitung, 12.06.2017)
- Nur fünf Jahre später wurde bereits der 100. Vitaparcours eröffnet. (NZZ, 16. Mai 2018)
- 1973 weihte man den 100. Vitaparcours ein (Radio SRF 1, 18. Mai 2018)
- Bereits 1973 wurde der 100. Vita-Parcours eröffnet (FM1 Today, 18. Mai 2018)
- Nach 5 Jahren wurde bereits der 100. Vitaparcours eröffnet. (swissinfo | Blick, 18. Mai 2018)
Über verschiedene Berichte lassen sich weitere Daten zur Geschichte der Vita-Parcours ermitteln, aber nicht immer sehr präzise.
In Deutschland sind die einstigen Vita-Parcours weitestgehend vergessen worden. Über 50 Jahre Vita-Parcours wurde nicht berichtet. Dafür fanden sich zwei Jahre später Artikel zum Jubiläum der am 16.3.1970 gestarteten Kampagne „Trimm Dich durch Sport“, in denen Trimmpfade eine wichtige Rolle spielten. Allerdings wissen die Autoren nicht immer, was ein Vita-Parcours, Trimmpfad oder ein Trimmpark ist. Die heute in zahlreichen Städten vorhandenen Trimmparks werden als Trimmpfade bezeichnet, oder man liest Unsinn wie den folgenden:
- Der gute alte, aber schon etwas verstaubte Bezeichnung Trimm-Dich-Pfad wurde durch den modernen Namen Vita Parcours ersetzt.
- "Die Pfade waren dem Vita-Parcour nachempfunden, der in der Schweiz seinen Ursprung hatte", weiß Expertin Mörath.
- Vor allem belebten sich die Trimm-dich-Pfade, die sich Kommunen in zunehmender Zahl leisteten. Auf den drei bis vier Kilometer langen Bahnen forderten im Abstand von rund 200 Meter zwischen zehn und fünfzehn Stationen dazu auf, den Rumpf zu beugen, den Körper zum Klimmzug über eine Stange zu hieven oder wie einst in der Schule über einen Bock zu springen und manches mehr. Diese Anlagen waren den Schweizer Vita-Parcours nachempfunden.
Trimmpfade in Deutschland
Auf der Seite trimm-dich-pfad.com finden sich zahlreiche Bildergalerien zu Trimmpfaden und Trimmparks. Viele dieser Bilder sind im Zeitraum von 2010 - 2019 entstanden. Damit lässt sich grob feststellen, welche Arten von Trimmpfaden in diesem Jahrzehnt in Deutschland verbreitet waren. Zur Klassifizierung ist eine Sichtung des Bildmaterials erforderlich, da die Bezeichnungen der Anlagen falsch sein können. Z.B. ist der "Vitaparcours Frankfurt am Main Huthpark" in Wirklichkeit ein 4FCircle-Trimmplatz.
Unter den gezeigten Trimmpfaden finden sich etwa 50 Vita-Parcours der Version 1.
Bei etwa 25 Trimmpfaden ist an übriggebliebenen Originalschildern oder weitestgehend übereinstimmenden Übungen zu erkennen, dass es sich einmal um Vita-Parcours handelte.
Etwa 10 Trimmpfade sind Vita-Parcours Version 3 mit originaler Beschilderung. Diese sind alle im südlichen Teil Deutschlands zu finden, allerdings nur teilweise in der Nähe der Schweiz. Vier Exemplare liegen in Bayern und sind 300 bis 400 Kilometer von der Grenze zur Schweiz entfernt.
Zwölf Anlagen entanden nach dem Baumuster des Deutschen Sportbundes. Davon waren sieben jedoch Trimmpfade und keine Trimmparks.
Ansonsten bleibt noch eine Vielzahl weiterer Trimmpfade, die keinem in größeren Maße verbreiteten Baumuster folgen.
Die Zahl der Vita-Parcours nimmt jedoch von Jahr zu Jahr ab. Zwar werden die bestehenden Trimmpfade häufig nicht aufgegeben, aber bei der Renovierung der Anlagen verschwindet neben der Originalbeschilderung meist auch ein Teil der ursprünglichen Übungen und wird durch andere ersetzt. Dadurch entstehen nahezu individuell aufgebaute Trimmpfade. Eine Umrüstung auf das in der Schweiz aktuell verwendete Baumuster für den Vita-Parcours 3 scheint für Deutschland nicht attraktiv zu sein.
Links
Schweizer Trimmpfad-Schilder rekonstruiert: https://www.myheimat.de/stadtallendorf/gedanken/sc...
Aufbau eines Vita-Parcours (Version 1): https://www.myheimat.de/stadtallendorf/sport/aufba...
Bilder von Ernst Klöti
Alle Artikel zum Thema Vita-Parcours: https://www.myheimat.de/themen/vita-parcours.html