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Wurzeldemo in Stadtallendorf

Am 5. Juni 2021 gab es eine ganz besondere Demonstration in Stadtallendorf, die auf das Problem von Giftstoffen, welche durch den Bau der A49 ins Grundwasser gelangen können, aufmerksam machen sollte.

Hintergrund
Während der Nazi-Zeit gab es auf dem Gebiet des heutigen Stadtallendorfs zwei Sprengstoffwerke: Das DAG-Werk, welches auf den Flächen beim Ferrero-Werk angesiedelt war, und das WASAG-Werk, von dem ein großer Teil heute Bundeswehrgelände ist. Die A49 führt durch den in Bundeswehrbesitz befindlichen Teil des WASAG-Geländes. Nördlich der Artilleriestraße, welche die Kasernen verbindet, sind zur Vorbereitung des Autobahnbaus daher schon rechtzeitig alte Gebäude entfernt und Bodenschichten abgetragen worden.

Von Umweltaktivisten wurde bemängelt, dass auf anderen Flächen, die vorher nicht abgetragen wurden, noch Giftstoffe im Boden und in den Wurzeln vorhanden sein können. Hier wurden aber Boden und Wurzeln wie auf den unbelasteten Abschnitten behandelt. Aktivisten haben Arbeiten wie das Schreddern der Wurzeln dokumentiert und sogar bei einer Untersuchung Belastungen nachgewiesen. Das Testergebnis wurde aber von der Seite der Autobahnbauer mit der Begründung abgewiesen, dass mit dem Test zwar das Vorhandensein von bestimmten Stoffen nachweisbar sei, aber noch lange nicht das Überschreiten der zulässigen Grenzwerte. Anstatt einer genaueren Untersuchung, die bei einem ungünstigen Ergebnis mit zusätzlichem Aufwand für die Bautätigkeit verbunden wäre, hat man lieber andere Maßnahmen ergriffen, um Umweltaktivisten die Arbeiten an dem Thema zu vermiesen. Da sich die Baufläche noch im Bundeswehrbesitz befindet, hat man die schon vorher aufgestellten Schilder mit dem Hinweis auf den militärischen Sicherheitsbereich noch durch Fotografierverbotsschilder ergänzt. Zwischen Rohrborn und Bundeswehrstraße wurde der komplette Weg damit ausgestattet. Zwischen dem früheren Munitionslager und der Niederrheinischen Straße hingegen wurde nur ein Zusatzschild angebracht, nämlich mitten auf der A49-Trasse.
Mit dem Fotografierverbot bei militärischen Anlagen wollte der Gesetzgeber verhindern, dass strategisch wichtige Informationen über die Bundeswehr in die Hände von Staatsfeinden gelangen. Die Sicherung einer nicht mehr militärisch nutzbaren Fläche vor Umweltschützern war nicht Ziel der Gesetze. Aber wer den Autobahnbau will, nutzt das natürlich trotzdem aus.

Ein weiterer Kritikpunkt der Aktivisten war, dass bei den Bewertungen der Umweltrisiken auf Studien vom DAG-Gebiet zurückgegriffen wurde, obwohl die beiden Sprengstoffwerke unterschiedliche Arten von Altlasten hinterlassen haben.

Die Demo
Um 11 Uhr versammelten sich die Demonstranten nahe der Werksbahn auf einem Parkplatz an der Niederkleiner Straße. Mit dabei war ein mit leuchtenden Farben versehener Wurzelstock, der von Leuten in weißen Anzügen getragen wurde. Nach der Begrüßungsrede zug die Demonstration Richtung Stadtmitte. Dabei gab es noch einen Zwischenstop auf Höhe der Gerhart-Hauptmann-Straße. Beim Bahnhof ist der Demonstrationszug der Straße zum Kreisel gefolgt. Nach einem weiteren Stop im Kreisel ging es über Schillerstraße und Busbahnhof zum Aufbauplatz. Neben weiteren Vorträgen gab es hier noch etwas Theater: WASAG-Wissenschafler, die merkwürdig rot gefärbtes Wasser probierten und sich anschließend nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Gegen 13:20 Uhr war die Veranstaltung zu Ende.

Bilder von Sören-Helge und Leif-Erik Zaschke

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