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Stadt, Land, Flucht – Patienten bald allein zu Haus?

  • Noch gibt es ihn, den Hauszahnarzt in unmittelbarer Nähe
  • Foto: Bild von "Prodente"
  • hochgeladen von Herbert Köller

Das Thema „Ärztemangel auf dem Land“ beschäftigt derzeit wieder einmal Politiker, Ärzte- und Krankenkassenvertreter und die Medien.

Da viele Beiträge veröffentlich werden, die sicher wohl auch von „Machtspielen“ der Beteiligten geprägt sind, möchte ich aus der Sicht eines Zahnmediziners dieses Thema auf „Myheimat“ aufgreifen. Die in diesem Beitrag gebrauchten Bezeichnungen sind, falls nötig, immer „geschlechtsneutral“ zu sehen.

Die Problematik „Ärztemangel auf dem Lande“ ist in Deutschland nicht erst in unserer Zeit bekannt. Bereits früher haben wir in Deutschland, allerdings in wirtschaftlich schlechteren Zeiten, mit diesem Phänomen zu kämpfen gehabt. Die Gründe für dieses Problem sind heute allerdings weitgehend andere als in früheren Zeiten und vor allem vielschichtiger.

Dass in manchen Bereichen unseres Landes eine Unterversorgung in Heilberufen besteht oder dass vorhandene Praxen keine Nachfolger finden, ist heute sicher nicht auf eine zu geringe Zahl von ausgebildeten Medizinern, Zahnmedizinern und Pharmazeuten zurückzuführen. Vielmehr sind es unter anderem auch die Rahmenbedingungen, unter denen wir Heilberufler arbeiten, die zu dieser Erscheinung geführt haben.

Eine immer weiter ausufernde, zum größten Teil sinnlose Bürokratie belastet uns immer mehr. Zu unserer eigentlichen Aufgabe, nämlich Menschen medizinisch und zahnmedizinisch zu betreuen und zu versorgen, kommen wir nur mit großer persönlicher Belastung. Das geht zu Lasten unserer Familien und auch unserer eigenen Gesundheit. Junge Menschen sind heute aber nicht mehr bereit, diesen Verlust an Lebensqualität uneingeschränkt hinzunehmen. Deshalb lassen sich viele gar nicht erst in eigenen Praxen nieder, sondern gehen in die Industrie und die Wissenschaft oder verlassen Deutschland nach dem Studium, um im Ausland zu arbeiten. In Gesprächen mit im Ausland, besonders in Skandinavien, arbeitenden Kollegen, erfährt man, dass sie in ihren neuen Ländern die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung ihrer Arbeit finden, die sie in Deutschland vermissen.

Weitere Gründe für unsere Probleme bewegen sich im Bereich der wirtschaftlichen und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für unsere Berufe in Deutschland. In den letzten Jahrzehnten hat es sich eingebürgert, dass Politiker die „Leistungserbringer“ (gemeint sind u.a. Ärzte, Zahnärzte und Apotheker) als Schuldige bei Problemen im Gesundheitswesen brandmarken. Dies führt mit schöner Regelmäßigkeit zu Attacken auf diese Berufsgruppen. Erinnern Sie sich noch liebe Leser, dass Horst Seehofer als er noch Gesundheitsminister war, uns Zahnmediziner in seiner Hilflosigkeit als Abzocker und Betrüger bezeichnet hat?

Gerade junge Menschen reagieren in einem Alter, in dem sie auf der Suche nach einem für sie geeigneten Beruf sind, sehr sensibel auch auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ihres Traumberufs. Die daraus entstehenden Probleme in unserem Land mit Medizinern und Pflegepersonal aus dem Ausland lösen zu wollen, ist paradox. Vor allem wenn man bedenkt, dass unsere jungen Hochschulabsolventen mit einer international anerkannt hochwertigen Ausbildung ins Ausland wechseln und dort arbeiten, wo sie finanzielle und auch gesellschaftliche Anerkennung in ihren Berufen erhalten. Dies alles bei geregelten Arbeitszeiten und vor allem auch mit einem Minimum an bürokratischem Aufwand!

Ich kann man mich nur dem anschließen, was Horst Seehofer seinerzeit nach seiner schweren Erkrankung der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt hat:

„.... Wenn Sie in Sichtweise des Todes sind, dann denken Sie unter anderen Aspekten.“

Und weiter:

„Aspekt 2: Ich habe früher das Gesundheitswesen unter das ökonomische Diktat gestellt. Heute glaube ich, dass wir nicht die Ärzte und Pflegekräfte reformieren müssen, sondern die Bedingungen, unter denen sie arbeiten.“ Die "Süddeutsche Zeitung" titelte damals dazu: „Der geläuterte Patient!“

Und der BILD Kolumnist Franz Josef Wagner ergänzte dann noch „Und trotzdem sein Leben retteten.“

Schade, dass der heutige bayerische Ministerpräsident dies alles ganz schnell vergessen hat!

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