Das Wunder von Stadtallendorf wird 50
Am 2. Oktober 2010 feierte die Stadt Stadtallendorf ihren 50. Geburtstag mit einem Festakt in der Stadthalle. Für die geladenen Gäste gab es neben Festreden Musik vom Collegium Musicum, einen Einblick in das neue Buch "50 Jahre Stadtallendorf - eine ungewöhnliche Stadtgeschichte" und einen kleinen Imbiss.
Unter den dem Anlass entsprechend gut gekleideten Gästen befand sich auch Hessentagsmädchen Mona Lorena Monzien. Sie war in Hessentagstracht erschienen, während ihr Partner Fabian Gies leider verhindert war.
Bürgermeister Manfred Vollmer
Zu Anfang des Festakts begrüßte Manfred Vollmer die Gäste, wobei einige Politiker und Amtsinhaber oder auch das Collegium Musicum namentlich erwähnt wurden.
Anschließend nannte er zwei wichtige Zitate, welche die Entwicklung von Stadtallendorf gut beschreiben: Schon Ministerpräsident Georg August Zinn hatte vorhergesehen "Allendorf wird ein besonderes Kapitel in der hessischen Geschichte einnehmen", während der frühere Bürgermeister Lang vom "Wunder von Allendorf" sprach.
Vollmer erzählte, wie sich die Stadt mit dem besonderen Wir-Gefühl und mehr als 12000 versicherungspflichtigen Arbeitnehmern entwickelte. Er berichtete von der Eingemeindung der Stadtteile, der Entwicklung der Stadtmitte, bei welcher leider auch neue Probleme entstanden sind wie der Leerstand des Herkules-Markt und der Altlastensanierung. Er verwies darauf, dass es seit 1974 keine größeren Firmenzusammenbrüche gegeben habe. Die A49 ist ihm außerdem wichtig.
Als Aufgaben für die Zukunft nannte der Bürgermeister die Sicherung der Arbeitsplätze und Vermeidung von Arbeitslosigkeit, gute Deutschkenntnisse bei den im Ort lebenden Migranten, Einkaufsmöglichkeite, Sport, die Sanierung von Liegenschaften, Betreuungsplätze für Kleinkinder, Kultur, ehrenamtliche Mitarbeit und den Umweltschutz.
Regierungspräsident Lars Witteck
Regierungspräsident Lars Witteck des Regierungspräsidium Gießen war gerade aus der Türkei gekommen und meinte, dass es in Stadtallendorf schöner sei und er auch beim Stadtallendorfer Hessentag war. Er erklärte, dass man in Stadtallendorf die Geschichte Hessens in gebündelter Form erkennen könne. Dazu gehörten erstens Aufbauleistung, zweitens Integration und drittens Teilhabe der Bürger. Diese Punkte erläuterte Lars Witteck noch stärker im Detail.
Ein Beispiel für die Aufbauleistung in Stadtallednorf ist die Firma Ferrero, die sich von fünf bis auf 3600 Mitarbeiter vergrößert hat. Daneben habe auch Firmen wie Hoppe oder Fritz Winter zum Wunder von Stadtallendorf beigetragen.
Als wichtigsten Integrationsmotor bezeichnete Witteck die Sportvereine, nannte aber auch den Ausländerbeirat oder das Projekt "Gewaltfrei Leben". Hinzukommt, dass in Zukunft überall mit einem größeren Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund zu rechnen sei und daher Stadtallendorf gut zeige, in welche Richtung die Entwicklung läuft.
Die Entwicklung des Gemeinwesens können Bürger am besten durch ihren Einsatz fördern. Witteck forderte daher bürgerschaftliches Engagement und erläuterte: Nur wer sich einmischt, kann sein Umfeld aktiv gestalten.
Lars Witteck erntete Applaus für seine Aussage, dass sich das Regierungspräsidium um den Bau der A49 bemühe, welche er als wichtigstes in Hessen zu realisierende Projekt bezeichnete. Den Umgang mit Kammmolch und anderen geschützten Arten fand er dabei frustrierend.
Stadtverordneter Hans-Georg Lang
Hans-Georg Lang begann seine Erzählung damit, wie er 1982 nach Stadtallendorf kam und in der Stadtmitte noch nichts fertig war. Er erinnerte sich an ein früheres Wahlkampmotto: "Stadtallendorf kennen - Stadtallendorf lieben". Er empfand Stadtallendorf sehr wohlwollend gegenüber Zugezogenen und begründete das wie folgt: "Wo viele fremd sind, ist keiner fremd". Auch beim Hessentag hat Lang nur Positives über Stadtallendorf gehört.
Landrat Robert Fischbach
Robert Fischbach spürte den Stolz der Stadtallendorfer auf ihre Stadt: "Ihr könnt stolz auf eure Stadt sein, und wir, der Landkreis, sind es auch!"
Neues Buch über Stadtallendorf
Die Autoren Günther Gnau und Karl Weitzel stellten das zum Stadtjubiläum erschienene Buch "50 Jahre Stadtallendorf - eine ungewöhnliche Stadtgeschichte" vor.
Günther Gnau erläuterte den Inhalt des Buches. Es sollte keine wissenschaftliche Abhandlung oder Stadtchronik werden. Die Geschichte von Stadtallendorf wurde nach Jahren gegliedert, wobei zu Beginn jeweils die wichtigsten Ereignisse aus der Welt, Deutschland, Hessen und dem Kreis genannt wurden, um das Geschehen in der Stadt besser in das Zeitgeschehen einordnen zu können. Zur Stadtgeschichte wurden Ereignisse aus verschiedenen Lebensbereichen ausgewählt. Viel von dem damaligen Geschehen ist auch bei denen, die es noch erlebt haben, bereits in Vergessenheit geraten.
Ursprünglich hatte Günther Gnau geplant, auch noch Stadtallendorfer Bürger Inhalte beisteuern zu lassen. Diesen Plan gab er jedoch auf, als er die Fülle des zur Verfügung stehenden Materials sah: 15000 Ausgaben der OP, 2300 vom Bärenboten und dazu die bis 1971 erschienen Hefte "Hallo Allendorf".
Karl Weitzel kümmerte sich um die Fotos für das Buch. Für Bilder, die er nicht in seinem Archiv hatte, musste er auch auf die Hilfe anderer zurückgreifen. Karl Weitzel erzählte, dass es bei den Angesprochenen zwei Gruppen gab: Die einen, die auf die Frage nach einem Bild gleich sagen konnten, dass sie etwas Passendes haben und es auch am nächsten Tag ablieferten und die anderen, die mal nachschauen wollten und von denen später keine Reaktion mehr kam. In letzterem Falle konnte es passieren, dass diejenigen bei einer wiederholten Frage nach dem Bild aussagten, es vergessen zu haben, und erneut ein wertloses Versprechen gaben.
Für das Manusskript hatte Karl Weitzel etwa 700 Fotos ausgewählt, was aber immer noch viel zu viel für das Buch war, so dass die Auswahl deutlich eingeschränkt werden musste.
Das für 20€ erhältliche Buch wurde nach der Veranstaltung verkauft, wobei die Käufer eine Hessentagstasche aus Pappe dazu bekamen. Viele Gäste nutzten nicht nur die Gelegenheit zum Kauf des Buches, sondern ließen es sich auch von den Autoren oder dem Bürgermeister signieren.
Speis und Trank
Nach dem Festakt gab es im Vorraum der Stadthalle ausreichend Gelegenheit, sich bei einer kleinen Mahlzeit auszutauschen. Zur Auswahl standen Gulasch- und Kartoffelsuppe sowie kleinere Häppchen wie Fisch am Stiel. Neben dem wohlschmeckenden Essen verdiente auch die Dekoration ein besonderes Lob: Auf den Tischen befanden sich Zierkürbisse mit kleinen Sprüchen drauf, und bei der Speisenausgabe fand sich ein großer Kürbis, der mit Geburtstagsgrüßen beschriftet war. Essen und Dekoration stammten aber nicht aus Stadtallendorf, sondern vom Parkrestaurant Schimek aus Neukirchen.
Bilder von Leif-Erik und Sören-Helge Zaschke
Vor kurzem habe ich auf dem Flohmarkt in Kirchhain das Buch "10 Jahre Stadt Allendorf" gefunden. Ein schöner Bericht von dem Festakt.