Unterwegs mit Gottes Segen
Rekordbesuch des 18. Ökumenischen Motorradgottesdienstes in Stadtallendorf
Wenn sich im Mai viele Motorräder, auch mit fremden Kennzeichen, durch Stadtallendorf schlängeln, kann das nur einen Grund haben: Die Motorradfreunde Marburger Land e.V. und die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden von Stadtallendorf laden zu ihrem Ökumenischen Motorradgottesdienst ein.
In diesem Jahr fand der 18. und damit in Hessen älteste, Ökumenische Motorradgottesdienst statt, als sich 220 Zweiräder ihren Weg zur Kirche Christkönig bahnten.
Schon vor dem Beginn des Gottesdienstes ist das Kirchenportal weit geöffnet. Musik schallt aus der Kirche, Gospelsongs laden die Gottesdienstbesucher zum Eintritt in das Gotteshaus ein. Die Musik kommt von „GosPop-Gospel Pop and More“, dreizehn Musiker aus dem nahen Rabenau, die spätestens seit ihrem Auftritt auf dem Jubiläums-Hessentag in Stadtallendorf kein Geheimtipp mehr sind.
Und die Kirche füllt sich, die zusätzlichen Bänke an der Seite des Kirchenschiffes sind belegt, ebenso die Empore und einige stehen sogar. Vor dem Altar haben Zweiradpiloten ihre Helme niedergelegt, zwei Minibikes zieren den Altarraum. Auch viele Nicht-Motorradfahrer sind gekommen, um dabei zu sein, die Atmosphäre dieses besonderen Gottesdienstes zu erleben, oder einfach aus Neugier.
Willkommen sind alle, daß machen die Seelsorger Pfarrer Diethelm Vogel und Pfarrer Olaf Schmidt schon bei der Begrüßung deutlich, beide wissen worum es hier geht, denn beide sind selber Motorradfahrer, kennen die Freuden und Glücksgefühle der hier anwesenden, aber eben auch deren Ängste und Probleme: „Wir wissen, daß es uns nichts nützt Vorfahrt gehabt zu haben – im Gegensatz zum LKW-Fahrer“ , drückt Pfarrer Olaf Schmidt humorvoll aus, was sehr ernst gemeint ist.
Warum er zum Biker wurde erklärte Pfarrer Olaf Schmidt in seiner Predigt: „Eines Tages wurde mir klar, daß, Menschen in eine geschlossene Blechbüchse einzusperren, keine artgerechte Haltung ist. Ich kaufte mir ein Motorrad und merkte plötzlich: alle grüßen sich. Wenn wir mit dem Motorrad unterwegs sind, dann ist es egal, wer oder was wir sind, Generaldirektor oder Gebäudereiniger, jeder duzt den Anderen, ohne Rücksicht auf Herkunft und Stand. Sind wir mit dem Motorrad unterwegs, gehören wir alle zusammen, sind alle nur eins: Motorradfahrer!
Wenn ich mit meinem Zweirad am Straßenrand stehe und ein Problem habe, kann ich sicher sein, der nächste Motorradfahrer, der vorbeikommt hält an und hilft mir! Ganz so wie ich als Christ auch sein soll, wie Gott es von mir erwartet.“
Und christlich wird auch die Kollekte eingesetzt. Sie kommt dem Sankt-Elisabeth-Hospiz in Marburg zugute und wird, weil die Musiker von GosPop auf ihre gesamte Gage verzichten, von den Motorradfreunden auf einen namhaften Betrag aufgerundet. „Wir haben das schönste Hobby der Welt und möchten dabei auch nicht die Menschen vergessen, denen es nicht so gut geht wie uns!“ kommentiert Motorradfreunde-Schriftführerin Marianne Pitz aus Kleinseelheim die Verwendung der Kollekte.
Sie zeichnet beim MoGo verantwortlich für die Versorgung der Gäste mit Kuchen, Grillgut und Getränken, die bei Benzingesprächen nach dem Gottesdienst verköstigt werden. „Alles selber gebacken, auf meine Motorradfahrer/innen kann ich mich verlassen“, freut sie sich beim Anblick der bunten Kuchentheke.
Wie Marianne Pitz, so sind auch einige Dutzend weitere Helfer für den reibungslosen Ablauf im Einsatz.
Auch als sich der Korso von 185 Motorrädern auf die 40 Kilometer lange Strecke durch den Ostkreis Marburg/Biedenkopf macht. Doch zuvor geht Pfarrer Diethelm Vogel mit dem Weihwasserkessel durch die engen Reihen der, vor der Kirche und entlang der Straße geparkten Motorräder und segnet sie und ihre Fahrer und Beifahrer. Ein Zeichen, daß die Zweiradpiloten um die Gefährlichkeit ihres Hobbys wissen und um göttlichen Beistand in Gefahrensituationen bitten. Eskortiert wird der Lindwurm aus Zweirädern von zwei Polizeimotorrädern der Kradstaffel des Polizeipräsidiums Mittelhessen. „Mit diesem Korso möchten wir für ein Miteinander im Straßenverkehr werben. Wir Motorradfahrer sind darauf angewiesen, daß man uns Zweiradfahrern besondere Aufmerksamkeit schenkt, denn wir haben keine Stahlkarosserie und keine Airbags“, nennt Jörg Lenz, 2. Vorsitzender der Motorradfreunde aus Cölbe, den Grund für den Motorradkorso.
Und Rücksichtnahme erfahren die Biker an diesem Tag: Autos halten auf den engen Nebenstraßen an, um die Gruppe passieren zu lassen, warten geduldig an Kreuzungen, Kinder und Erwachsene stehen am Straßenrand und an den Fenstern und winken den Zweiradpiloten zu. Einige filmen das Spektakel mit Handykameras und laden die Filme anschließend auf YouTube hoch.
Nach dem Korso finden sich alle Teilnehmer wieder unversehrt vor der Kirche Christkönig ein, um den Nachmittag bei „Benzingesprächen“ ausklingen zu lassen. „Benzingespräche sind das selbe wie Angler- oder Jägerlatein, nur eben für Motorradfahrer“ erklärt ein Teilnehmer schmunzelnd und kehrt wieder zum Gespräch mit seinen Freunden über Schräglagen, Reifenhaltbarkeit und Erlebnissen bei ihren Reisen und Touren zurück.
Danke für den positiven Beitrag.
Gruß Fred