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Motorradfreunde Marburger Land rüsten sich für die neue Saison

  • Thorsten markiert mit Kreide die Räder, um später den Lernerfolg sehen zu können
  • hochgeladen von Günter Köller

Sicherheit steht an erster Stelle

Mit mehreren Sicherheits- und Kurventrainings in kleinen Gruppen starten die Motorradfreunde Marburger Land e.V., MFML, in die kommende Motorradsaison. Dafür haben sie mit Thorsten Baumbach einen Instruktor engagiert, der nicht nur Fahrschullehrer und selber ein begeisterter Biker ist, sondern darüber hinaus eine Lizenz vom DVR, Deutschen Verkehrssicherheitsrat e.V., für Sicherheitstrainings besitzt und bei einer Berufsgenossenschaft als Fahrsicherheitstrainer eingesetzt wird.

Peter Freidel, Neustadt, der für die MFML e.V. die Sicherheitstrainings organisiert hat, zeigte sich nicht überrascht von der großen Nachfrage in seinem Verein: „In den langen Wintermonaten ist der Körper regelrecht eingerostet und auch die Sinne müssen für das Zweirad neu geschärft werden!“ und Gabi Reitz ergänzt: „Es wäre auch für Autofahrer wichtig solche Trainings zu absolvieren, aber die meisten Autofahrer halten das scheinbar für unnötig!“ Gabi ist aus dem Vogelsberg nach Stadtallendorf gezogen und hat den Verkehrs- Sicherheitstrainer Thorsten Baumbach auch an ihren Heimatverein, dem Motorradclub Nieder-Ohmen e.V. vermittelt! Die Nachfrage nach solchen Zweirad-Trainings ist nämlich nicht nur im Marburger Land und im Vogelsberg sehr groß, sondern bundesweit.

Bevor es „ernst“ wird, beginnt Baumbach mit der obligatorischen Vorstellung: Wie heißt Du, welches Motorrad fährst Du und wie lange, wieviele Kilometer fährst Du im Jahr und welche Erwartungen knüpfst Du an das Training? Hier zeigt sich, daß es in der Gruppe zwar keine Neulinge auf zwei Rädern gibt, aber auch keine „Helden“, die meinen schon alles zu können!
Der häufigste Satz begann mit den Worten: „Ich wollte ja schon immer mal……..“ oder „Ich habe vor langer Zeit schon mal ein Sicherheits- / Kurventraining gemacht und wollte immer mal wieder…….“! Wie unter Motorradfahrern üblich wird jeder geduzt! Geschwindigkeit ist in der Gruppe kein Thema, wohl aber das Optimieren des Fahrstils, das saubere durchfahren von Kurven und Kehren und die ideale Linienführung.

Nach der Vorstellungsrunde wird sehr schnell klar: Hier kann sich keiner blamieren, hier braucht keiner Angst zu haben, den Ansprüchen des Trainers oder der Gruppe nicht zu entsprechen. „Alles kann, nichts muß. Niemand soll sich überfordert fühlen.“ erklärt der Instruktor und fährt fort: „einen ganz großen Stellenwert wird das Thema Blickführung einnehmen, denn wo Ihr hinschaut, dort fahrt Ihr hin! Also heißt es gucken, gucken und nochmal gucken! Und noch eins“, fügt er an: „vergeßt das Trinken nicht, auch während Euren Touren und auch, wenn Ihr gerade keinen Durst habt! Ihr könnt nur aufnahmefähig und aktiv sein, wenn Euer Körper genug Flüssigkeit hat!“

Für das Training hat Anja, Thorstens Frau und Assistentin, nicht nur einen Parkour aus Pylonen und halbierten Tennisbällen auf dem Übungsplatz aufgebaut, sondern auch Getränke, Energieriegel, Obst und leckere Würstchen vom Holzkohlegrill bereit gestellt!

An den Motorrädern zeigt Thorsten die korrekte Sitzhaltung, erklärt, wie Füße und Oberschenkel platziert sein müssen, dann den Winkel von Unterarmen, Händen zu Kupplungs- und Bremshebeln. Die Praxis beginnt mit Runden auf den eigenen Bikes hinter Thorsten Baumbach her, auf dem abgesperrten Übungsplatz mit leichten Übungen. Die Motorradfahrer sollen Gefühl für ihr Bike bekommen und Thorsten will einen Überblick über den Kenntnisstand der Teilnehmer gewinnen.
Und dann dreht sich alles im Kreis: rechte Kreise, linke Kreise oder eine Acht fahren. Jeder Fahrer ist über Sprechfunk mit dem Trainer verbunden, der in der Mitte der Kreise steht, den Arm hoch erhoben, winkend und Anweisungen gibt: „Schau auf meinen Arm, hier ist mein Arm, nicht vor das Vorderrad schauen, hier zu mir schauen, auf meinen Arm…., ja, so ist es gut, prima, so will ich das sehen…..wenn Du nicht genug herum kommst, dreh den Oberkörper mit,…..ja genau so!“
Automatismen werden trainiert, Dinge, die in Fleisch und Blut über gehen müssen und für Motorradfahrer überlebenswichtig sein können.

Und immer wieder spricht Baumbach in Bildern: „Nicht die Hände um die Lenkergriffe verkrampfen, locker lassen!“ Seine Fahrschüler kennen schon sein Beispiel von dem Wellensittich, den man zwar in seinen Händen halten, aber doch nicht zerquetschen will! „So locker müßt Ihr auch die Hände am Lenker halten!“ Solche Sprüche prägen sich ein ganzes Motorradfahrerleben ein.

Und auch den Lenkimpuls erklärt er bildlich, mit einem Besen, den Anja ihm reicht. Was Generationen von Physiklehrern vergeblich versuchen, Thorsten schafft es mit einem Besenstiehl: zu erklären warum man den Motorradlenker nach rechts drücken muß, wenn man eine Linkskurve fahren will!

Die, von allen herbeigesehnte, Übung steht für den Nachmittag des Übungstages an, das Fahren auf dem Schräglagentrainer. Dazu benutzt Thorsten eine Honda CB500, die auf jeder Seite mit verstellbaren Auslegern ausgestattet ist. Hier können Motorradfahrer in extreme Schräglage gehen, ohne Angst haben zu müssen wegzurutschen, oder zu tief herunter zu kommen. Wieder geht es im Kreis, wieder steht der Instruktor in der Mitte, winkend, auf die richtige Blickführung hinweisend, über Sprechfunk Tipps gebend.

Zu guter Letzt stellt Anja mit den Pylonen und Tennisbällen einen Parkour zusammen der zwei nebeneinander liegenden Bananen gleicht, an deren Ende sich Spitzkehren befinden. Und siehe da: das größte Lob für das exakte Fahren über diese Strecke mit dem Schräglagentrainer heimst eine Frau ein: „Bei Deiner Linienführung könnte man einen Fahrschulfilm drehen!“ lobt er Gabi, während Günter in einer Spitzkehre mit dem Schräglagenmotorrad mangels Drehzahl mit abgewürgtem Motor auf der Seite liegen bleibt! Gut, daß es im Training mit dem Schräglagentrainer passiert ist und gut, daß er jetzt weiß, wie man es auf der Straße richtig macht!
Damit dürfte jedes Vorurteil gegenüber Frauen am Steuer/Lenker wiederlegt sein!
Dorit will bei ihren Runden auf dem Schräglagentrainer gar nicht mehr absteigen, was ihr Mann Martin mit einem lächelnden: „Na ja, irgendwann ist ja das Benzin alle!“ kommentiert.

Am Ende des Trainingstages versammeln sich alle Teilnehmer zum Resümee. Thorsten spart nicht mit Lob: „Meine Erwartungen sind erfüllt, denn alle Motorräder stehen auf dem Platz und alle Teilnehmer haben ein Lachen im Gesicht. Wenn Ihr 95% des Erlernten in die tägliche Fahrpraxis mitnehmt, ist das ein Erfolg und denkt immer dran: gucken, gucken, gucken!“
Während Andrea schon ihr zweites Schräglagentraining absolvierte, ist Christa stolz auf ihren Erfolg: „Ich freue mich, daß ich mehr kann, als das, was ich mir bisher zugetraut habe. Nun traue ich mich auch öfter zu fahren und das Gelernte zu verinnerlichen!“ und Günter, Vielfahrer auf zwei Rädern, erklärt: „Mein Vater sagte immer: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Das ist falsch. Ich habe vieles gelernt besser und richtig zu machen, daher werde ich auch in die nächste Saison mit einem Sicherheitstraining starten!

Man muß es sich einfach zum Vorsatz machen!“

  • Thorsten markiert mit Kreide die Räder, um später den Lernerfolg sehen zu können
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  • Druck-Lenkimpuls -----mit einem Besen anschaulich gemacht!
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  • Links drücken - nach links fahren! Was jeder Motorradfahrer instinktmäßig macht, hier wird es erklärt
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  • Linienführung in der Kurve! Was Formel I Rennfahrern nicht schadet, kann auch den Schräglagenschülern nur nützen - das Ablaufen der Strecke!
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  • Peter auf seiner GS! --- Ein ganz schön schräger Typ! ;-)
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  • Während Peter mit seiner GS Linkskurven trainiert, übt seine Frau Andrea die 8 zu fahren.
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  • Christa übt Blickführung: "Wo ist meine Hand? Schau auf meine Hand!"
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  • Man merkt es ihr an, Gabi freut sich auf dem Schräglagentrainer fahren zu können. Sie dreht Kurven, bis das Rad des Auslegers den Boden berührt!
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  • Die vier Motorradfahrerinnen genießen Anjas "Catering"!
  • Foto: Martin Pitz
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  • Gabi, irgendwas hast Du wohl falsch verstanden! Das ist nicht die Schräglage, die wir lernen wollen! ;-)
  • Foto: Martin Pitz
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